Canon,
ich kann dich gut verstehen, auch mir fallen gewisse Dinge auf, die mir unverständlich erscheinen, ja sogar gefährlich, dennoch müssen wir akzeptieren, das Menschen und auch Umstände so sind, wie sie sind.
Es liegt Trost in der Gewissheit, dass auch eine Gebundenheit an bestimmte Motive, Verhaltensweisen und oder Glaubensätze, von Gott aufgelöst werden können, wenn dieser es für richtig hält.
Wir sehen nur einen Ausschnitt, wir können uns nicht in das Gefühlsleben eines Zweiflers, eines Andersgläubigen (mögllicherweise eines Falschgläubigen) hineinversetzten, denn es gibt Hintergründe, die uns verborgen bleiben, um die Gott aber weiß.
Kennen wir die Skepsis, die Befürchtungen, die Zwänge, die andere antreiben?
Akzeptanz heißt also auch Gott vertrauen, in dem wir unveränderliche Dinge hinnehmen und auch die Dinge, die uns momentan als unveränderlich erscheinen.
Solange nicht der letzte Atemzug getan ist, wird Gott einen Menschen nicht aufgeben und wir sollten dies erst recht nicht tun.
Wir haben die Möglichkeit Menschen in ihrer Würde nicht zu verletzen und dadurch aufzeigen, dass die Liebe auch das umfasst, was wir nicht verstehen, Gott aber für uns als richtig ansieht.
Was uns dabei hilft ist die Menschlichkeit in uns und in den anderen zu sehen, was nichts anderes heißt, als das auch wir versagen können, in Sünde fallen, ja abweichen von dem geraden Weg.
Die eigene Schwachheit, ist auch in anderen, die ihre Schwäche vielleicht nicht erkennen, gleichwohl aber vorhanden ist, wie in jedem.
Wir haben keine Sympathie für Fehler, für Schwäche oder Versagen, dennoch sind sie auch unsere Begleiter und immer wenn ich urteile, urteile ich auch über mich.
Es gibt nichts, wofür wir uns rühmen könnten, außer Dankbarkeit für eine Gnade, die ein liebender Gott den Ratsuchenden erteilt.
Seinen Nächsten zu lieben, welch eine krasse Forderung. Aber sie wurde nicht umsonst erhoben, denn wir werden eines Tages erkennen, wie sehr sie tatsächlich die Erfüllung des Gesetzes darstellt, zu welchem Gott uns ermahnt. So manches Wort, welches heute fällt, wird eines Tages zu einer glühenden Kohle auf unserem Haupt, wenn wir erkennen dürfen, was Liebe in seinem vollem Umfang bedeutet.
Schon heute ist eine gute Übung der milde Blick auf die Unzulänglichkeiten unserer Mitmenschen (den wir bei uns doch automatisch anwenden), der die konkurrierenden Wertmaßstäbe oder Verhaltens-bzw. Denkweisen nicht gutheißen muß, dennoch in der Lage ist, den Wunsch nach Wohlergehen der Anderen zu entwickeln, denn sie sind Geschöpfe des einen Gottes. Eines Gottes, der sich jederzeit für sie Erbarmen würde und all die Irrungen nicht anrechnet, die wir möglicherweise kleinlich aufrechnen würden. Ein Christ sollte nicht dahinter zurückstehen und seine Heiligkeit dadurch beweisen, dass er auch Dinge, die er für unzumutbar hält, einfach in Gottes Hände legt.
