Lk. 12, 13-15 (LUT): Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile.
Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter über euch gesetzt? Und er sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat.
Schade, dass nicht mehr dazu überliefert ist.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus es unterstützt, wenn ein Erbe seine(n) Miterben übervorteilt.
Was ist Habgier? Das Verlangen, mehr zu besitzen, als mir zusteht? Wieviel steht mir denn zu?
Wie macht man das: Sich vor "aller Habgier" hüten?
Als Straßenmusiker (Bettler) durch die Lande ziehen und von der Hand in den Mund leben? Sich darüber freuen und damit zufrieden sein, wenn man sich bei der Heilsarmee ein paar getragene Klamotten und bei der Tafel abgelaufene Lebensmittel abholen kann?
Aber dann lebt man ja auf Kosten anderer. Nämlich auf Kosten derer, die die Kleidung und die Lebensmittel gekauft hatten. In der Regel arbeiten sie, um Geld zu verdienen, und von dem Geld bestreiten sie ihren Unterhalt.
In dem Moment, in dem ich einen festen Wohnsitz habe, strebe ich doch danach, diesen mit der erforderlichen Ausstattung zu versehen und zu erhalten. Und der Bedarf des täglichen Lebens muss auch gedeckt werden. Also muss man "etwas haben wollen". Der Wunsch bewirkt die Motivation, sich dafür anzustrengen.
Wie definiert man Habgier?
LG
God bless you all for what you all have done for me.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 03:22
Wie definiert man Habgier?
Dazu könnte ich den Artikel aus der Kittel-Reihe heraussuchen, aber vielleicht lässt man erstmal die User sich austoben und so genau will das meist auch niemand wissen.
Fangen wir mal innerhalb der Bibel an:
Kol 3,5 hat geschrieben: So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.
dann ahnt man schon, weshalb Habgier so schlimm ist.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"
Als nächstes würde ich sagen, man müsste in sich zufrieden sein. Es ist so, wenn ich haben möchte, kann ich dann noch sein? Ich habe meinem Sohn, der wohnt in Berlin, zu Weihnachten und zum Abschluss seiner Uni das feinste Kochgeschirr gegönnt, das es gibt. Von Rösle und so. Nur das feinste, warum? Weil er mein Liebling ist, darum. Würde ich mir das selbst gönnen? Nein, es reicht WMF. Dazu wollte er noch Besteck, das ich habe. Teures Besteck, ich sage: no way. Jesus sagt: doch, schick ihm. Dann Manuka Honig, Parfum und Vitamine. Warum mache ich das? Weil ich es so will, es ist seliger zu geben als zu nehmen. Nun ruft er an, ich schickte ihm die Trackingnr und fragt, und du? Was willst du? Ich habe gesagt nichts, da ich alles habe. Sogar eine neue Brille aus Titan, ja, ich habe alles.
Wie wir so weiter reden, sag ich ihm, das alles ist so lange schön und gut, bis es ernst wird, dann ist der ganze Krempel unwichtig, er weiß das. Gut so, und noch weiter: hätte ich alles auf der Welt und Jesus nicht.
Hätte ich alles und meinen lieben Sohn nicht. Es kann der Mensch nicht von dem Ding leben, er lebt von seiner Liebe. Die Liebe ist es, die gönnt, nicht die Gier. Ist es aber die Gier, dann verlagert sich der Schatz, auf das Besitzen. Der Besitz muss auch gewartet werden und sogar verteidigt oder gesichert werden, da fängts dann schon an. Wo der Schatz ist, da ist dein Herz.
In der Tat, man lebt ohne Güter viel besser und zufriedener. Das habe ich erlebt, drei Wochen im Zelt, in den französischen Alpen. Nur der Rucksack, sein Inhalt und Nahrungsmittel. Dazu die Aussicht auf den Berg, das Wetter, die Stürme der Seele und Gott. Die Rückkehr war merkwürdig und dann hatte ich die Gelegenheit das zu widerholen, habe aber aus Bequemlichkeit Abstand davon genommen. Trotzdem, es ist wichtig, zu wissen, wovon der Mensch lebt. Nichts ist wichtig, wenns deinem Kind schlecht geht. Es ist peinlich, sogar. Gestern strahlte unverhofft die Sonne und ein älteres Weiblein kam vorbei, wir grüßen uns hier alle, auch weil wir uns alle kennen. Sie sagt, mir fällt die Decke auf den Kopf, ich sag, ich bin froh, eine Decke zu haben.
Könnte ja sein, ein Sturm raffte alles dahin. Dankbarkeit ist wichtig, nicht Eitelkeit: ich habe eine Smartwatch, also bin ich. Das ist Quatsch, wenn einer so ein teures Teil hat und gar keinen Tracking Grund angeben kann, weil er schlicht ohne Sport nur zum angeben so eine Uhr trägt. Dann habe ich eine Frau getroffen, die keine Landkarte lesen kann, weil sie es nie gelernt hat und zu faul ist. Faulheit ist eine weitere Hürde, findest du nicht? Dagegen würde ich rasend werden, wenn mein Werkzeug schlecht wäre, oder eine stumpfe Klinge, da kriege ich die Krise. Also braucht es so einiges, wenn man damit hantiert, arbeitet. Ich brauche aber kein Werkzeug, wenn ich damit gar nicht arbeite.
Und ich muss zugestehen, mein/unser Reichtum wird geneidet, nicht umsonst will alle Welt nach Deutschland. Außerdem ist Reichtum so, dass ich nicht mehr bitten muss, ist das gut oder schlecht? Ein chinesisches Sprichwort sagt, lass mal schauen, du brauchst nur soviel Li zum schlafen. Stimmt das? Ich glaube, es ist wahr. Was ich zu viel habe, hat der andere zu wenig, da wirds dann peinlich, so halt. Ganz peinlich war mal eine Szene, da hat ein Politiker eine Flasche Sekt oder so über dem Kopf eines Obdachlosen oder so, entleert. Oder die schicke Dame, die gern mal auf Abstand geht, wenn zum Beispiel ich in den Bäckerladen eintrete, weil ich von oben bis unten eingesaut bin (Wetter bedingt). Besitz ist meistens peinlich.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 03:22
Was ist Habgier? Das Verlangen, mehr zu besitzen, als mir zusteht? Wieviel steht mir denn zu?
Wenn Gott die Welt mit allem drin und dran geschaffen hat - so wie uns selbst auch - und hat uns mitten hinein gesetzt, so steht uns nichts von Natur aus zu, sondern Gott hat uns gegeben und gibt uns. Daraus einen persönlichen Besitz machen zu wollen, ist womöglich bereits Habgier.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
Canon hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 08:12
In der Tat, man lebt ohne Güter viel besser und zufriedener.
Jein!
Ich verstehe dein Beispiel mit dem Zelten ohne Luxus. Und so sollte es auch sein. Das kommt dem freien Menschen sehr nahe, der ANteil an den Gaben Gottes hat, ohne sie besitzen zu müssen.
Da die Welt aber so gestrickt ist, wie sie ist und die Menschen Eigentum auf die Schöpfung Gottes anmelden, ist es für einen Obdachlosen eben nicht viel besser und er lebt nicht zufriedener. Denn er kann sich nicht der Geschenke Gottes bedienen, die bereits von anderen in Besitz genommen und zum Eigentum deklariert wurden.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
Ich betrachte Reichtum als Verantwortung. DIe Frage meinen Herrn also immer: "Wozu habe ich es bekommen." Meist wird es sehr bald danach deutlich, wofür ich zusätzlichen Reichtum verwenden soll.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"
Travis hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 08:25
Ich betrachte Reichtum als Verantwortung. DIe Frage meinen Herrn also immer: "Wozu habe ich es bekommen." Meist wird es sehr bald danach deutlich, wofür ich zusätzlichen Reichtum verwenden soll.
Ja, weil du verstehst, dass du diese Gaben zu einem Zweck verliehen bekommen hast, während sie immer noch allein Gott gehören.
We were talking about the love that's gone so cold
And the people who gain the world and lose their soul
(The Beatles, 1967)
Canon hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 08:12
In der Tat, man lebt ohne Güter viel besser und zufriedener.
Jein!
Ich verstehe dein Beispiel mit dem Zelten ohne Luxus. Und so sollte es auch sein. Das kommt dem freien Menschen sehr nahe, der ANteil an den Gaben Gottes hat, ohne sie besitzen zu müssen.
Da die Welt aber so gestrickt ist, wie sie ist und die Menschen Eigentum auf die Schöpfung Gottes anmelden, ist es für einen Obdachlosen eben nicht viel besser und er lebt nicht zufriedener. Denn er kann sich nicht der Geschenke Gottes bedienen, die bereits von anderen in Besitz genommen und zum Eigentum deklariert wurden.
Ich gebe Dir da vollkommen recht. Auch: der Grund meiner Obdachlosigkeit, war es eine freie Wahl? Ich sah einen, das ist wohl 10 Jahre her, in Heidelberg saß er da, mit zerschlissenen Kleidern. Nie in meinem Leben habe ich je ein schöneres Gesicht gesehen. Noch heute!!! Quält es mich, nicht mit ihm gegangen zu sein.
Und gleich noch eine Geschichte: In Bordeaux spielt sie. Am Bahnhof, ich sehe einen Obdachlosen, mit einem Baguette in der Hosentasche, eine Plastiktüte und fröhliches Gesicht. Er geht auf einen Haufen Asiaten zu und fragt ,was gab es denn heute zu Essen? War es denn gut genug? und so weiter. Ich habe so lachen müssen, ging hin zu ihm und gab ihm meine Jause, frisches Baguette und irgendwas halt. Er nahm es freudig an und augenblicklich zerpflückte er sein "altes" Baguette und fütterte die Vögel damit, er bunkerte nicht, er hatte Vertrauen in Gott. Das sind die einzigen Menschen, die ich je beneidet habe.
Vor ein paar Jahren war ich in Afrika. Ich hatte mich einer Reisegruppe aus verschiedenen Kirchengemeinden der ev. Landeskirche angeschlossen. An einem Tag gab es eine Versammlung. Die Afrikaner sollten Rede und Antwort stehen, weshalb Spendengelder nicht wie im Verwendungszweck bestimmt verwendet wurden. Nicht, dass etwas in den falschen Hals kommt... die Afrikaner hatten sich nicht bereichert. Sie hatten Spendengelder jedoch für Zwecke verwendet, die zum Zeitpunkt der Spende aus ihrer Sicht viel notwendiger waren.
Während ich der teilweise seitens der Europäer recht hitzigen Debatte zuhörte hatte ich den EIndruck, dass es nicht die Afrikaner seien die ich als "arm" bezeichnen würde. Wir "reichen" Europäer kamen mir eher als die vor, die ich als arm bezeichnen müsste. Finanziell waren wie Deutschen also viel reicher. Aber geistlich.... nein, geisltich nicht. Geistlich waren wir die Bittsteller und hätten so viel von den Afrikandern lernen können. Ich war sehr dankbar für diese Erkenntnis.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"
Canon hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 08:44
er bunkerte nicht, er hatte Vertrauen in Gott.
Magdalena61 hat geschrieben: ↑Di 15. Dez 2020, 03:22
Aber dann lebt man ja auf Kosten anderer. Nämlich auf Kosten derer, die die Kleidung und die Lebensmittel gekauft hatten.
Echt schwierig. - Wir haben 4 Kinder und 9 Enkel, und ich weiß, was da an Money rausgeht/rausging. Und das Geld muss man halt haben. - Weiterhin erinnere ich mich, wie unsere Kinder gemobbt wurden, weil wir sie für die Schule nicht "richtig" einkleiden konnten - damals ging es uns finanziell nicht so gut wie heute. - Tja, und mir sind als in der "freien Wirtschaft" Arbeitenden schon allerhand Tricks eingefallen, wie man zwar legal, aber "kreativ" an Geld kommt (Habgier?).
In Deutschland verhungert man nicht und bekommt ein Dach überm Kopf - spätestens als Hartz4-ler. Und hat eine umfassende medizinische Betreuung. - Das ist ganz und gar nicht selbstverständlich in der Welt. Insofern würde auch ich mit PC, Klavier, gedrehten Zigaretten und einem Fahrrad gut hinkommen. Aber will man das? - Wenn muss, dann ja, aber doch nicht wollen.
Gleichzeitig weiß man, dass man mit jedem KiK-Teil oder mit jeder Walnuss-Packung menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse und Kinderarbeit fördert. - Wir kaufen deshalb weitgehend regional (auch Non-Food) - hehe - aber das geht nur, wenn man es sich leisten kann. - Insofern habe ich hier keine Antwort, sondern kann nur ein Dilemma beschreiben.