PeB hat geschrieben: ↑Di 9. Mär 2021, 15:00
War das nicht immer schon so?
Sicherlich - aber es wurde nicht im Namen von Aufgeklärtheit und Demokratie getan. - Es war in Vor-Demokratie-Zeiten eher wie heute in Russland: Die Bürger lesen etwas, wissend, dass es letztlich von der Partei ist, und sortieren aus, was man ernst nehmen kann und was nicht. Wenn man will: Früher waren Leser mündiger, weil sie von vorneherein wussten, dass "Medien" ein Instrument der Herrschenden waren - oder dann irgendwann (siehe Lutherzeit), dass Medien bewusste Gegenkraft zu einem Herrschenden, damals die RKK, sind. - Man wusste also immer, für welches Interesse ein Medium gesprochen haben.
Heute wird genau dies dementiert: Man stehe für unabhängige Berichterstattung, was klingt wie interessens-neutrale Berichterstattung - was aber nicht stimmt. - Hier müssten Leser viel aufgeklärter werden.
Sunbeam hat geschrieben: ↑Di 9. Mär 2021, 16:12
Gudrun Enslin
Wir können die Herrschenden und ihre Handlanger nicht dazu zwingen, die Wahrheit zu akzeptieren; aber wir können sie dazu zwingen, immer unverschämter zu lügen.
Enslin war ursprünglich (genauso wie Ulrike Meinhof) eine hochgebildete und ethisch verankerte Person, die aus der Ausweglosigkeit der bestehenden Umstände den Irrweg in den Terrorismus gegangen ist ("Macht kaputt, was uns kaputt macht"). Erst später hat man den eleganten und realistischen "Weg durch die Institutionen" genommen - also: "WIR" müssen in der nächsten Generation Richter-, Chefredakteur-, Professoren-, Politiker-Posten, etc. von "unseren" Leuten besetzen. - Dass dies in die Hose gehen kann, sieht man heute, wenn man die Spaltung der Gesellschaft in "mächtige Cancel-Culture-Fraktion" vs. "Volk" sieht. - Aber das ist halt die Späterscheinung einer Entwicklung, die man sich damals noch gar nicht vorstellen konnte.