Würdet ihr euer Kind töten?

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Paul
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Paul »

ich könnte jetzt nietzsche zitieren, aber was bringt mir das...ich könnte euch den übermenschen predigen...so wie ghibran die liebe predigt...

eigentlich wollte ich nur ein bisschen leben in die bude bringen...prost 8-)

das menschen tatsächlich ein unschuldiges kind umbringen würden aufgrund eines glaubens ist für mich unvorstellbar
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

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das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
Hiob
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Hiob »

Oleander hat geschrieben: Mo 15. Mär 2021, 19:38 Der "Buchstabe" tötet, der Geist aber macht lebendig.
Naja - da sind wir gar nicht weit voneinander weg - Stichwort: Mystik. --- Aber: Warum steht dann überhaupt was da?
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ProfDrVonUndZu
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Hiob hat geschrieben: Mo 15. Mär 2021, 19:35 Das ist aber aus anderer Sicht eine steile These.
Was meinst du mit steil ? Sie ist natürlich anprangernd und evtl. entblößend oder meinetwegen auch Frech. Aber bewerten kann und sollte man auch die ursprüngliche These, und diese nicht als gegebenen Sachverhalt des Textes hinstellen. Ich habe den Satans-Luzifer Mythos an anderer Stelle schon behandelt.
https://www.4religion.de/viewtopic.php?p=288802#p288802
Man könnte da noch mehr Widersprüche aufzählen, aber das reicht auch erst mal.

Hiob hat geschrieben: Mo 15. Mär 2021, 19:35 Es geht aus meiner Sicht darum, ob die Bezeichnung "Hinderer" ein ganz normales Wort ohne nötigen geistlichen Background ist, oder ob damit gemeint ist "das Hindernde im Menschen", also ein satanischer Einfluss auf den Menschen.
Welcher geistige Background soll denn nötig sein ? Natürlich hat das Wort ein geistigen Background. Offensichtlich wohl gegensätzliche Interessen. Was darüber hinaus soll noch nötig sein ?
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Helmuth
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Mo 15. Mär 2021, 19:35 Unterm Strich bleibt die Frage, wie folgende handlungs-mäßig identischen Stellen zu verstehen sind. - Widerspruch oder nicht?
2.Sam 24 1 Und der Zorn des HERRN entbrannte abermals gegen Israel, und er reizte David gegen sie und sprach: Geh hin, zähle Israel und Juda!
1.Chr 21 1 Der Satan trat gegen Israel auf und reizte David, Israel zu zählen.
Kein Widerspruch, die Frage ist hier aber OT. Es gibt dazu auch brauchbare Literatur, google das einfach.

Was aber an der Geschichte für uns von Diskussionwert sein kann ist die Tatsache, dass Gott dazu bereit war, seinem Volk eine Strafe erleiden zu lassen, die an die 70.000 der Kinder das Leben gekostet hatte. Eingeltich gebührte sie David, aber Gott handelt auch im Kollektiv.

Wir dürfen keine menschlichen Maßstäbe anlegen, wenn wir das bewerten wollen. Gott ist Gott und bleibt im Recht, wenn er tötet bzw. wie in dem Bericht geschildert durch seinen Engel des Verderbens töten lässt. Menschen würden dabei weit größeres Unheil anrichten. Bezeichnend auch die Worte Davids dazu:
2 Samuel 24:14 hat geschrieben: Und David sprach zu Gad: Mir ist sehr angst! Doch lass uns in die Hand des Herrn fallen, denn seine Barmherzigkeit ist groß; aber in die Hand der Menschen will ich nicht fallen!
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Hiob
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Hiob »

ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 10:46 Ich habe den Satans-Luzifer Mythos an anderer Stelle schon behandelt.
Was ist eigentlich "Mythos"? Es wird immer so dargestellt, als sei Mythos etwas Virtuelles, Irreales. Das sehe ich ganz anders, da Mythos aus meiner Sicht ein realer Ausdruck von Offenbarung ist - mit anderen Worten: Es ist komplett egal, ob etwas per Mythos oder per Geschichte offenbart wird, da beides Instrumente der Heisgeschichte sind.

Mit anderen Worten: Wenn es den Mythos des Bösen in verschiedenen Ausdrucksformen bei anderen Kulturen gibt, heißt das erst mal nichts, außer dass man nicht erst im Christentum gemerkt hat, dass es das Böse oder den Bösen gab. Es ist ein universales Motiv und kein abgeschriebenes.
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 10:46 Welcher geistige Background soll denn nötig sein ?
Das/der Böse als geistliche Weltkraft - soweit man im theologischen Kontext spricht. Ich glaube nicht, dass man das rein philologisch abhandeln kann, zumal Sprache immer Chiffre ist - mir fällt da immer Gottfried Benn ein:
Ein Wort, ein Satz - aus Chiffren steigt/Erkanntes Leben, jäher Sinn.
Mit anderen Worten: "Am Anfang war das Wort" ist zwar geistlich verstehbar, aber gleichzeitig irreführend. - Am Anfang war natürlich der Geist/der Sinn (memra/logos), bevor daraus ein Wort werden konnte. Insofern ist Sprache eh relativ.
Michael hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 10:50 Was aber an der Geschichte für uns von Diskussionwert sein kann ist die Tatsache, dass Gott dazu bereit war, seinem Volk eine Strafe erleiden zu lassen, die an die 70.000 der Kinder das Leben gekostet hatte. Eingeltich gebührte sie David, aber Gott handelt auch im Kollektiv.
Wenn einem klar ist, was eigentlich "Leben" ist, ist dagegen nichts einzuwenden - denn man darf nie vergessen, dass es die Über-Lebenden sind, die die Last tragen. Den Toten geht es gut (zumindestens in meinem Glauben).

Aber dies erklärt nicht, warum möglicherweise ganz offensichtliche Widersprüche in der Bibel stehen, FALLS man diese Stelle nicht so interpretiert wie ich - also meistens.
Michael hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 10:50 Wir dürfen keine menschlichen Maßstäbe anlegen, wenn wir das bewerten wollen. Gott ist Gott und bleibt im Recht
Richtig - aber dazu gehört ein weites Verständnis von dem, was "Recht" ist - eine Weite, die in gängiger Theologie nicht unbedingt üblich ist.
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Paul
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Paul »

nietzsche war ein philologe vom feinsten...just for the record 8-)
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ProfDrVonUndZu
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Hiob hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 12:38 Was ist eigentlich "Mythos"?
Mit Mythos meine ich in dem Fall, dass die Zusammenhänge mindestens fraglich sind, aber eine Hinterfragung weitgehend tabuisiert wird. Man könnte auch von einem Quasi-Dogma sprechen, aber soweit ich weiß gehört es in diesem Fall nicht zu den offiziellen Dogmen der Kirche. Gegen vielerlei Kritik, die ja nicht nur ich übe, sind solche Quasi-Dogmen völlig immun, weil sie eben nicht wirklich gelten und doch gelten. Das liegt daran, dass die simple und schöne Darstellung bevorzugt wird, statt die komplexe und nüchterne. Die Kunst hat versucht, die Sachverhalte darzustellen. Aber die Darstellungen sind an die Stelle des Faktischen getreten. Der Gehörnte wurde rückprojiziert und buchstäblich.
Hiob hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 12:38 Mit anderen Worten: Wenn es den Mythos des Bösen in verschiedenen Ausdrucksformen bei anderen Kulturen gibt, heißt das erst mal nichts, außer dass man nicht erst im Christentum gemerkt hat, dass es das Böse oder den Bösen gab. Es ist ein universales Motiv und kein abgeschriebenes.
Ja, ein universales Motiv und nicht nur kein abgeschriebenes, sondern nach meiner Ansicht das Zuverlässigste. Eben weil die verschiedenen Ausdrucksformen nichts heißen, dürfen sie ja nicht synoptisch gelesen werden, als ergebe sich dann die Zuverlässige Überlieferung. Tatsächlich bin ich einst mal so vor gegangen, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass nicht die biblischen Motive anderswo erkennbar sind, sondern dass sie nach und nach im Zuge der Überlieferung und Übersetzung dort hinein geschmuggelt wurden. Und zwar um anderen Kulturen entgegen zu kommen, deren Überlieferung nicht zu verwerfen, sondern anzupassen und umzuinterpretieren im Zuge des Synkretismus.
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Helmuth
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 12:38 Richtig - aber dazu gehört ein weites Verständnis von dem, was "Recht" ist - eine Weite, die in gängiger Theologie nicht unbedingt üblich ist.
In Gottes Augen ist das Töten rechtens, wie er es handhabt. Darum ging es mir. Ich hatte nicht davon gesprochen, dass wir uns das Recht herausnehmen, um unsere Kinder zu töten.

Ich weiß ehrlich nicht wie ich das handhaben würde. Angenommen ich habe einen Sohn, der ein Vergewaltiger und Mörder ist. Er sollte nach Gottes Wort getötet werden, wenn er das vorsätzlich und ohne Reue für seine Opfer zu empfinden macht.

Also selbst wenn er Jesus begegnen würde, wie z.B. seinerzeit eine Ehebrecherin, zu der Jesus sagte: "Auch ich verurteile dich nicht, nur sündige nicht mehr", aber man geht dann hin und sündigt wieder, ich denke dann wird auch Jesus nichts weiter dagegen haben, dass man denjenigen der Todesstrafe zuführt.

Dazu muss ich gar kein anderes Rechtsverständnis haben, denn das steht einfach so geschrieben. Jesus hat dem geltenden Recht nicht widersprochen.

Ich würde mir aber die Frage stellen was in der Erziehung ernsthaft schiefgelaufen ist, dass mein Kind derart auf die schiefe Bahn geraten ist. Es kann sein, dass ich darin eine Mitschuld trage. Gott sei Dank ist das in meiner Familie so krass nicht der Fall, aber andere Familien stehen unter dieser fürchterlichen Belastung.
Zuletzt geändert von Michael am Di 16. Mär 2021, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Abischai
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Abischai »

Ich könnte es definitiv nicht, ich würde das Urteil dem Allmächtigen überlassen und die Vollstreckung ebenso.
David hat den Tod seines Erstgeborenen nicht gerächt, das wurde ihm auch ein wenig zum Verhängnis, er war unangemessen milde, wohl weil er sich an seine eigene Schuld im Falle Uria beständig erinnert haben mochte. Das hat ihm die nötige Strenge abgeschnürt.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]
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Oleander
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Re: Würdet ihr euer Kind töten?

Beitrag von Oleander »

Michael hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 17:43 Ich weiß ehrlich nicht wie ich das handhaben würde. Angenommen ich habe einen Sohn, der ein Vergewaltiger und Unzüchiger ist. Er sollte nach Gottes Wort getötet werden, wenn er das vorsätzlich und ohne Reue für seine Opfer zu empfinden macht.
Es war vor ungefähr 25 Jahren, da wurde eine Mörderin zur Todesstrafe in Amerika(ich glaub es war Kentucky, bin mir nicht sicher) verurteilt, davor war sie lange Zeit im Gefängnis und "bekehrte" sich dort und bereute ihre Tat und durch sie kamen im Gefängnis viele zum Glauben.
Aber die Todesstrafe wurde vollzogen, weil der Gouverneur es so beschloss, trotz Gnadenantrag und ne Menge Gläubige vor dem Gefängnis protestierten.
Ich verfolgte das im TV und weinte, ging ins Gebet voller Hoffnung, das das Blatt sich wenden würde und im letzten Augenblick sich doch noch was tut und die Hinrichtung nicht statt findet.
Aber es wurde vollstreckt und die Angehörigen der Opfer bekamen ihre "Rache"
2 Jahre später las ich ihr Buch und es berührte mich sehr.
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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