Hallo Oleander,
Oleander hat geschrieben: ↑Fr 9. Apr 2021, 17:04
Lena hat geschrieben: ↑Fr 9. Apr 2021, 16:42
Zuviel stumpft ab.
Das ist mitunter ein Grund, warum ich nie auf einer Intensivstation arbeiten könnte...
Ich hab versucht, mich durch diverse Filme und Videos "abzuhärten", aber das ist nicht das Selbe wie "real" vor mir.
Ich leide "real" viel zu sehr mit und es bewegt mich auch geistlich(ich bin halt so)
Meine ehemalige Chefin sagte paar Mal zu mir: Frau xxx, sie dürfen das nicht an sich "ranlassen"
Ich darauf: Ich bin ein Mensch und arbeite mit Menschen, ich kann nicht immer auf Knopfdruck abschalten, mir sind diese Menschen eben nicht einfach "egal", ich bin kein Klempner, der seine Arbeit tut und dann raus geht und hinter mir die Sintflut.
Aber ich verstand auch, was sie mir zum Ausdruck bringen wollte: Machen sie die Probleme anderer nicht zu ihren eigenen, denn sie können es nicht tragen, es nimmt sie dann zu sehr mit....
Das ist mir zu sehr schwarz-weiß gemalt - zwischen „abgestumpft“ und „alles an sich ranlassen“ gibt es meiner Meinung nach noch einige Graustufen.
Dergleichen kommt z.B. implizit auch im ersten Teil des sogenannten
Gelassenheitsgebet zum Ausdruck:
Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Nur mal ein Beispiel: daran, dass jemand im Endstadium von Krebs sterben wird, kann man selber nichts ändern, aber daran WIE derjenige sterben wird, durchaus. Wenn man nicht zulässt die Welt mit den Augen des Anderen zu betrachten, wird man auch nicht verstehen können, was demjenigen dann wichtig sein könnte.
Oleander hat geschrieben: ↑Fr 9. Apr 2021, 17:04
Die Ärzte und Pfleger auf der Intensiv müssen das lernen, Soldaten auch..sonst versinken sie
Ich glaube, dass das Problem woanders liegt: diese Gerätemedizin wirkt natürlich unmenschlich und niemand würde gerne auf einer Intensivstation liegen. Aber wenn es einem sehr schlecht geht, ist das der Weg um wieder in sein eigenes Leben und zu seiner Familie zurück zu kommen. Vergleicht man ständig die jeweils aktuelle Lage des Patienten mit dessen Vergangenheit, würde das einen auf Dauer unglücklich machen (aber das ist dann jeweils nicht mehr zu ändern). Allerdings gilt es dann das bestmögliche für den Patienten zu erreichen (wo die eigenen Möglichkeiten zum Nutzen desjenigen eingesetzt werden).
Der eher unbekannte zweite Teil des obigen „Gelassenheitsgebetes“ verdient meiner Meinung nach auch zitiert zu werden:
Einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen.
Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren.
Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat,
und nicht so, wie ich sie gern hätte.
Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,
wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge
und im nächsten für immer überglücklich.
Amen.
Grüße,
Daniel.