Canon hat geschrieben: ↑Mo 17. Mai 2021, 21:31
Wäre mein Sohn Drogensüchtig, ich gäbe meinen rechten Arm! Um ihn da heraus zu holen.
Die Psychologie empfielt: nope!
Das hat Gründe, auch wenn es in Deiner Extrem-kurz-Darstellung vielleicht schnell falsch rüberkommt.
Das sagen übrigens nicht nur Psychologen sondern auch Ex-Junkies und trockene Alkoholiker.
Und die können echt hart sein. War mal mit einem trockenen Alkoholiker im Gespräch der eine größere Einrichtung für Alkoholiker leitete. Der sagte z.B. wenn einer mal ne Woche trocken ist, lobe ich den nicht dafür. Warum sollte ich den für etwas loben, das selbstverständlich ist. Die wenigsten sind Suffköpfe. Wenn ich ihn nun lobe, möchte er bald wieder Lob. Um dieses zu erhalten, muss er dann aber zwischendurch wieder saufen. Das kann nicht klappen.
Ich sehe es jetzt nicht so wie er (auch wenn ein wenig was dran ist).
Aber: in der Drogenarbeit haben die Therapeuten ein massives Problem mit Angehörigen und Ehepartnern. Weil der Suchtkranke in seinem Leben hinten und vorne nicht mehr klar kommt, dies aber auch vor sich selbst total leugnet und z.B. die Eltern jetzt alles tun um ihm zu helfen. Damit fördern sie aber die Sucht. Es wird für den Betroffenen noch schwerer sich einzugestehen, dass etwas nicht klappt. Es klappt ja (dank externer HIlfe). Letztlich sind die Hilfestellungen eine Verlängerung der Sucht und je länger die dauern, desto schwieriger wird das Herauskommen. Denn der Betroffene unterliegt ja dem Suchtdruck. Nun muss ein Gegendruck entstehen: das aus seinem suchtbedingten Unvermögen resultiernde Leid! Und dieses Leid muss größer sein als der Suchtdruck.
Und ein Arbeitgeber ist gut beraten, nicht die "soziale Ader raushängen zu lassen", wenn ein Arbeitnehmer z.B. alkoholbedingt viele Fehler macht. Er ist abzumahnen und dann ggf. zu kündigen. So wird er nur länger hingehalten und die Kündigung erfolgt im Extremfall Jahre später. Dann ist er aber weiter geschädigt, teils schon am Hirn (irreparabel).
Für Mütter ist es allerdings extrem schwer. Sie werden gezwungen zuzuschauen, wie es mit dem Kind bergab geht. Da ist auch ein Risiko: nur das Risiko (eigentlich kein Risiko, es sind 100 Prozent) der Suchtaufrechterhaltung ist der Tod oder zumindest das Riskio schwerpflegebedürftig mit großen Hirnschäden zu werden. In der Praxis schaut dies so aus, dass man darauf warten kann, was zuerst ausfällt: Hirn oder Leber. Mit den schrecklichen Folgen beider Wege.