Es sind zwei Fragen, die Zerstörung des Tempels betreffend und das Ende der Welt.PeB hat geschrieben: ↑Mi 23. Jun 2021, 12:09Bezieht sich der Gräuel der Verwüstung in Jesu Endzeitrede unter dem Verweis auf Daniel also auf die römische Invasion und die Zerstörung des Tempels?Reinhold hat geschrieben: ↑Di 22. Jun 2021, 14:00Halten wir also fest, sobald "das Gräuel" das Verwüstung verursacht sichtbar an heiliger Stätte steht-15 Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht – wer es liest, der merke auf! –, 16 dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen;
sollten Jesu Nachfolger in die Berge fliehen. Zum Glück nahmen sie seine Warnung ernst.
Als nämlich Kaiser Vespasian 66 n.Chr. mit seinen Truppen vor Jerusalem und dem Tempel-also an "heiliger Stätte" stand -aber dann ohne ersichtlichen Grund wieder abzog-nutzten Jesu Nachfolger diese Gelegenheit und befolgten Jesu Rat und flohen in die Berge von Pella
...
Das rettete ihnen das Leben. Denn schon kurze Zeit später belagerte Vespasians Sohn Titus erneut die "heilige Stätte"-ich vermute dir ist bekannt wie die Sache für die Juden damals endete?
(Matthäus 24-25)
Die Frage der Jünger lautete:
Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?
Die erste Frage bezieht sich sicherlich auf die Zerstörung des Tempels, denn davon hatte Jesus zuvor gesprochen.
Die zweite Frage zielt aber auf Jesu Wiederkunft zum Ende der Welt hin.
Im Lukas Ebangelium fiel mir auf, daß dort eigentlich nur die erste Frage gestellt wird Lk 21,6-7. Deswegen bekommt der weitere Text auch eine Richtung, die auf die jüdischen Kriege deutet.
Es gab damals einige Juden, die sich zum Retter Israels emporgeschwungen und diese Rettung mit Waffengewalt bewirken wollten. Der bekannteste ist Simon bar Kochba. Der kam aber erst 132-135 n. Chr. . Wenn Jesus von Menschen spricht, die in seinem Namen kommen werden Lk 21,8, dann müßten ja eigentlich noch mehr Juden behauptet haben, daß sie der Messias Israels sind.
Die Zerstörung des Jerusalems 70 n. Chr. während des jüdischen Krieges, ist jedenfall historisch bewiesene Tatsache. Man sagt sogar, die Römer hätten sich Mühe gegeben, die Steine zu zerbrechen.
Die Verfolgung der Christen, von der in Lk 21,12-19 die Rede ist, ist geschehen, man kann es z. T. in der Apostelgeschichte lesen. Apg 12,1.6 Die Jünger, auch Paulus später, mußten sich einige male verantworten, dür das, was sie predigten.
Dann kommt die Belagerung Jerusalems und die Flucht und man kann diese Worte gut in Zusammenhang mit den jüdischen Kriegen sehen. Denn das ist ja damals passiert und das Ende war, daß Israel geschlagen und gefangen weggeführt und unter alle Völker zerstreut wurde, bis die Zeiten der Heiden erfüllt werden. Lk 21,21-22-24.
Bis hierhin wird also die erste Frage nach der Zerstörung des Tempels beantwortet. Dann erst kommt ein Ausblick auf die Wiederkehr Jesu.
In Mt 24 wird auch explizit die Frage nach dem Ende der Welt gestellt. Hier scheint der Bericht auch mehr in diese Richtung zu gehen. Von einer Belagerung Jerusalems ist hier z. Bsp. nichts zu lesen, sondern nur von Kriegen und Kriegsgeschrei. Mt 24,6
Es wird auch von dem Hass Israels in allen Völkern die Rede. 24,9. Die Juden wurden überall verfolgt und niedergedrückt, es gab die sogenannten Progrome, wo man die Juden als Sündenböcke verantwortlich gemacht hat und man wollte sie vernichten.
Aber das Evangelium würde in aller Welt gepredigt werden und dann würde das Ende kommen. Mt 24,14
Jetzt erst wird von dem Gräuelbild der Verwüstung gesprochen. Mt 24,15. Ein Gräuelbild war im At immer ein Götzenbild und stand oft in Verbindung mit dem Tempel Israels. Antiochus Epiphanes war z. Bsp. ein solcher Tempelschänder.
Im Nt steht dieses Wort z. Bsp. in Verbindung mit der Hure Babylon.Off 17,5
Dieses Gräuel in Mt 24,15 richtet Verwüstung an.
Dann kommt die Aufforderung zur Flucht, die wieder deutlich auf das jüdische Land hinweist, die Berge, das Häuserdach bieten Schutz.
Es wird auch deutlich auf das Volk der Juden hingewiesen, weil sie ja beten sollen, daß die Flucht nicht am Sabbat geschehen soll.Mt 24,20
Diese Trübsal, die als über die Maßen groß beschrieben wird und israel, insbesondere Jerusalem betrifft, ist noch nicht gewesen. In Off 12 steht von einer Flucht, ein Weib das geboren hat flieht in die Wüste, das sind in Israel die jüdischen Berge, aber das Weib wird nicht vernichtet, sondern von Gott versorgt. Dieses Weib könnte ein Bild für das erwählte Volk Israels sein.
Aus meiner Sicht beschreibt der Lukas mehr die erste Frage nach der Zerstörung und der Matthäus beschreibt mehr die Frage nach dem Ende.
Sehe ich auch so.PeB
Der Passus um den Gräuel der Verwüstung wird eingeleitet durch den Satz Jesu:
Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.
Danach spricht er vom Gräuel der Verwüstung.
Es ist also naheliegend, dass dieser zum Ende der Welt erscheint und nicht im Jahr 70.
Da bin ich auch der Meinung. Die judäischen Kriege mögen ein geschichtliches Vorleben gewesen sein, aber die eigentliche Trübsal für Israel kommt noch.PeB
Zudem lesen wir im gleichen Zusammenhang:
Denn es wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder werden wird.
Kann man mit Sicherheit behaupten, die Zerstörung des Tempels und die Invasion der Römer in Israel sei die größte Bedrängnis gewesen, die seit dem Anfang der Welt bis zu deren Ende jemals gewesen ist und sein wird?
Und zuletzt schließt an die Passage um den Gräuel der Verwüstung und die große Bedrängnis direkt die Wiederkunft des Menschensohnes an.
Demnach bin ich der Meinung, dass wir es beim Gräuel der Verwüstung mit einer endzeitlichen Erscheinung zu tun haben und nicht um einen Vorgang, der im Zusammenhang mit der Zerstörung des Tempels steht.
Nur welcher Tempel wird dann geschändet ? Die Juden sind schon seit dem 6 Tagekrieg drauf und dran, den Eckstein des hesekelianischen Tempels auf den Tempelberg zu schleppen. Dort soll der hesekelianische Tempel entstehen, der Modell fertig ist.
Die orthodoxen Juden leben in einer ganz anderen Welt, die sehen das im Gegensatz zu den christlichen Juden als sinnvoll an. Aber die Politiker haben sie immer wieder zurückgehalten.
Es fiel mir übrigens kürzlich auf, daß in Off 7,14 auch von einer großen Trübsal die Rede ist. Bei mir erweckt das dargebotene Bild den Eindruck, daß es sich hier um die Entrückung handelt, ein Ereignis, daß auch im Anschluß an die Beschreibung der Trübsal genannt wird. Mt 24,30-31. Ein weiterer Hinweis darauf, daß die Trübsal, die in Mt 24 beschrieben wird, noch aussteht.
Gruß Thomas