Verstehe ich nicht: Ist es für Dich kein Erleben, wenn Du einen Berg siehst oder eine schöne Frau auf der gegenüberliegenden Straßenseite?
So war das natürlich nicht gemeint. Nochmal: Descartes sagt ja gerade nicht, dass die Dinge genau so existieren, wie wir sie erleben. Stattdessen erleben wir seiner Ansicht nach nur ein Abbild, das mehr oder weniger mit seinen postulierten res extensae zusammenhängt.
Die Res extensae sind die Träger dieser qualitativen Sachen: Ohne "Res/Honig" keine "Süße/Honig auf der Zunge".
Träger ist so ne Sache. Die qualitative Eigenschaft “Süße” ist für Descartes ein Produkt des Bewusstsein, welches diese aufgrund der Anregung der Sinne durch “res extensae” erzeugt; aber dem Honig selbst fehlt die qualitative Eigenschaft der “Süße, wie wir es empfinden”.
Die quantitativen Eigenschaften sind dagegen angeblich objektiv. Für qualitative Eigenschaften bleibt die cartesische Skepsis jedoch bestehen (einem Außerirdischen mag der Honig nicht süß schmecken). In diesem Sinne erleben wir also nie “res extensae”. Ja, wir können uns gar nicht vorstellen, wie es wäre “res extensae” zu erleben, d.h. die Dinge allein aufs “quantitative” heruntergebrochen.
Das ganze führt in eine Art anachronistischen Szientismus. Wo überhaupt nur das messbare wahr sein kann. D.h. das Messinstrument über Sein und Nicht-Sein entscheidet. Anachronistisch, weil es nur mit der
klassischen Physik harmoniert.
Das habe ich immer anders verstanden. - "Cogito e(r)go sum" bedeutet: "Ich denke, und weil das, was da denkt, "Ich" ist, ist das Denken der Nachweis, dass es "Ich" als Entität gibt". - "Cogito" ist also ein sicherer Indikator der Existenz des Ich, aber beileibe nicht eine umfassende Definition dessen, was alles am Ich dranhängt - wie bspw. das Unbewusste.
Du hast halt geschrieben:
Hiob hat geschrieben: ↑So 27. Jun 2021, 22:481) Cogito = Ich
Gleichheitszeichen, Identität.
Aus meiner Sicht NICHT, sondern Teil des "sum".
Es ging darum, ob das Unbewusste auch Teil des “res cogitans” ist. Ich interpretiere diese Antwort mal als “ja”. Das ist aber problematisch, da uns damit die essentielle Eigenschaft des “cogitare” entschwindet, so wie es im “Cogito”-Argument verstanden wird: bewusst-selbstreflektierend. Unbewusstes denken könnte man auch einem Computer zugestehen, der soll aber nun gerade nicht zu den res cogitantes zählen.
Nicht, wenn man "Chiffre" sagt, wie ich es getan habe. - "7" ist eine Chiffre und dadurch natürlich Gegenstand des Cogito. Aber es ist keine eigene Entität.
Das Problem daran ist doch, dass so etwas wie die “7” nichts subjektives ist. Wir sagen “Hiobs Traum” aber nicht “Hiobs 7” – es gibt
eine 7. Nur eine. Deswegen ist das allgemeine
“7 ist eine Primzahl” wahr – und der Einwand
“Meine 7 ist aber keine Primzahl” albern.
Die Wahrheit mathematischer Aussagen kann nun allerdings nicht so
direkt aus der Sinnenwelt stammen. “7 ist Chiffre für Sein” … aber 7 + 5 Fettaugen sind evtl. 8 Fettaugen (weil welche zusammenfließen). Widerlegt das 7 + 5 = 12? Ok, wollen wir mal nicht zu kleinlich sein…
Viel problematischer ist, dass weite Bereiche der Mathematik
nicht Chiffre für Sein wie die gewöhnliche 7 sind. Die 7 ist sehr konkret: “7 Pferde”. Jaja, aber so etwas wie “
aleph-0 Pferde” – da fehlt halt die konkrete Entsprechung. Ja sie kann es gar nicht geben. Das wirkt so so fantastisch wie “7 Zentauren”. Nein, noch fantastischer. Dennoch kommt aleph-0 die maximal mögliche Objektivität zu. Was wir über aleph-0 sagen können hat den Status der ehernen Wahrheit – unverrückbar.
Siehe oben. - Auf der einen Ebene kann das so sein, kann aber auf der nächsten Ebene ganz anders sein. - Naturalistisch gesehen ist es egal - man kann alles in der Welt unabhängig von Gott machen. - Wenn aber (nächste Ebene) es eine Existenzsform/Seinsform jenseits des Naturalistischen gibt, ist es nicht egal.
Doch, dann auch. Das war ja die Voraussetzung. Ansonsten wäre es nur eine Banalität gewesen.
--- Stelle Dir folgendes vor:
"Es gibt die nächsten 10 Jahre keine Polizei, Du kannst also die Bank überfallen". - Aber was ist, wenn es nach 10 Jahren eine Polizei gibt, die Unverjährtes (also alles) bewertet? Dann spielt es plötzlich eine Rolle.
Ja, natürlich. Aber wie ich mehrfach sehr deutlich gemacht habe, war das gesagte eben nicht bloß auf das diese irdische Seinsebene (Diesseits) bezogen.
Auch wenn es uns als westlich geprägten Menschen schwer fällt an eine Erlösung ohne Gott zu glauben, so ist das doch nicht sicher ausgeschlossen oder selbstwidersprüchlich.
Und das ist nicht bloß eine intellektuelle Spielerei. Sondern eine weit verbreitete Vorstellung, in Ostasien in allen gesellschaftlichen Schichten präsent. Denk mal an den Amitabha-Buddhismus, (wie Buddhismus generell) nicht-theistisch, jedoch traditionell verbreitet bei Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen.
Wieso das? - Auch das ist Glaubenssache. --- Letztlich laufen alle solche Sachen auf den Begriff "Glaube" hinaus. Das sage ich nicht aus "Frömmigkeit", sondern aus schierer Notwendigkeit.
Das volle Zitat war:
Claymore hat geschrieben: ↑So 4. Jul 2021, 14:31“Ist der Naturalismus wahr?” – Antwort “Ja” ➜➜ es gibt keine Erlösung.
Wenn du das nicht akzeptierst, dann erkläre mir mal, wie für dich “Erlösung” im Naturalismus aussieht…
Man kommt nicht umhin, ein solches Konzept zu definieren. Die Frage, was "Sein" ist, können wir nur mit geistlicher Wahrnehmung im Rahmen unserer Möglichkeiten beantworten. - Um dies zu umgehen, gehe ich den Weg "Mir ist egal, wie man Sein definiert - Hauptsache, es ist klar, dass Sein keine definitions-abhängige, also von unserem Befinden abhängige Größe ist. --- Oder salopp: Das Sein ist die Eiche, an der sich unser Denken kratzt oder nicht kratzt. Es ist der Eiche wurscht.
Das ist ja schön und gut, aber es bleibt trotzdem dein ganz persönliches Konzept. Wenn jemand aleph-0 zum Sein zählen will, weil aleph-0 < aleph-1 nun mal als eherne Wahrheit steht wie eine Eiche (wer wollte das bestreiten?), der es egal ist ob sich unser Denken daran kratzt oder nicht… was dann?
Kurz gesagt: Du stellst deine private Philosophie vom Sein und den
res extensae als alternativlos hin. Als einzig “lebbare” Weltanschauung. Und jeder, der da nicht unisono mitmacht, glaubt deiner Meinung nach automatisch an was ganz abstruses: alles erlebte sei 100% “Einbildung”.
Keiner von diesen Gedankengängen ist jedoch auch nur im Entferntesten schlüssig oder plausibel.
Nee - da hast Du Dich verguckt. - Solipsismus hieße, dass letztlich nur das eigene Ich existiert. - Descartes sagt, dass man Solipsismus nicht ausschließen kann, weil eigene Wahrnehmung dazu nicht reicht.
Das absurde ist:
Praktischer Solipsismus ist 100% kompatibel mit dem Zugeständnis “Die res extensae existieren”!
- Idealismus ist die Auffassung, dass qualitative Wahrnehmung die Ableitung von einer höheren Existenzform ist.
Sehr seltsam – unverständlich.
Ich dachte eher an folgendes:
Wikipedia hat geschrieben:Idealismus (abgeleitet von griechisch ἰδέα „Idee“, „Urbild“) bezeichnet in der Philosophie unterschiedliche Strömungen und Einzelpositionen, die „hervorheben, dass die Wirklichkeit in radikaler Weise durch Erkenntnis und Denken bestimmt ist“
Etwas Persönliches: Ich hatte mal ein Gespräch mit einer Person, die ein Nahtoderlebnis hatte. Sie sagte sinngemäß, dass sie in einen Abgrund an Verknüpfungen und Verbindungen der Dinge geschaut hat, die so explosionsartig vielfältig waren, dass sie kapitulieren musste. Wenn es biblisch heißt, "dann" werde man erkennen, wie man erkannt ist (1.Kor. 13,12), ist das knallhart existentiell und erkenntnis-theoretisch gemeint (bzw. erkenntnis-theoretisch-aufhebend gemeint). - Daran habe ich mich längst gewöhnt. Insofern habe ich auch keine Probleme mit der QM, die in Bereiche führt, wo dies beginnt, ersichtlich zu werden.
und deshalb kann ich den ollen
res extensae aus der philosophischen Mottenkiste nix abgewinnen…