Nobody2 hat geschrieben: ↑Mo 13. Sep 2021, 15:49Denn ein guter Christ ist friedlich, freundlich, fleißig, ehrlich, er hat ein Gewissen und ist darum ein perfektes Mitglied jeder Gesellschaft.
Du hast nichts zu
meinem Beitrag rund um "Tacitus" geschrieben, darf ich dich deshalb hierzu fragen, ob die behauptete ausserbiblische Quelle "Tacitus" mit deinen Vorstellungen von "Jesus"-Christen vom Tisch ist (denn er schreibt ja nicht über solche Christen)?
Möchtest du noch über "deine" anderen Quellen sprechen? Ich habe sie mir etwas angesehen und selbstverständlich gibt es etwas zu sagen.
Nobody2 hat geschrieben: ↑Mo 13. Sep 2021, 15:49Wären alle Menschen aufrichtige Christen, die ernsthaft das Gebot der Nächstenliebe verfolgen würden, gäbe es weder Kriege noch Armut in der Welt.
Du wirst es nicht glauben aber in dieser Behauptung liegt auch wieder ein Argument, dass die "Jesus"-Figur lediglich eine Legende ist.
Die Messias-Thematik, also der Anspruch, dass ein Reich kommen wird und dass es einen Herrscher geben wird, impliziert quasi Gewalt.
Zum einen, wenn die Auflage gelten soll, dass zuerst alle diesen Herrscher annehmen sollen, bevor das Reich starten kann, denn alle die den Herrscher dann nicht annehmen sind die Gegenspieler (-> "das Böse").
Zum anderen, wenn das Reich aktuell vorliegen soll, dann wird eine Ablehnung des machtvollen (von "Gott" legitimierten) Herrschers nicht akzeptiert (wieder sind die Gegenspieler "das Böse").
Die Zeloten haben, wenn man es genau nimmt, nichts falsch gemacht, sondern sie haben das Messias-Thema auf natürliche Weise (die Weise des alten Testamentes) umgesetzt -> Gewalt.
Die Idee "Messias" mündet also unweigerlich in Gewalt.
(Schau dir die Geschichte des Christentums an, dort kann man es ablesen)
Tipp: fang mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion an
-> Verfolgung und Ausmerzung der "andersdenkenden Heiden".
Aufschrei der Christen? Nö, da gab es keinen Aufschrei!
Nun zum Argument:
Stell dir vor, dass im ersten Jahrhundert "Gott" als Mensch aufgetreten sein soll und nichts zu den Menschen, die rund um das Messias-Thema in Gewalt abgedriftet sind, sagt.
- Nein, das geht nicht. Er hätte ihnen sauber erklären müssen, wie gefährlich das Messias-Thema ist und was sie falsch machen.
- "Simon Zelotes" ein von "Jesus" zum Apostel Ausgewählter, wäre der beste Anlass für eine Klarstellung gewesen -> nichts!
- Selbst bei "gib dem Kaiser, was des Kaisers ist" hätte direkt erklärt werden müssen, was darunter zu verstehen ist und welche Machtansprüche ein Messias hat-> nichts!
Nobody2 hat geschrieben: ↑Mo 13. Sep 2021, 15:49Er war ein einfacher Mann, arm, bedeutungslos. Er redete einfach nur. Wie ist es denn möglich, dass sich aus dem (kurzen) Leben irgendeines "Wanderpredigers" eine so gewaltige Bewegung, eine Weltreligion entwickelt, die unser Weltgeschehen, unsere Kultur so nachhaltig beeinflusst hat. Soll das alles Zufall gewesen sein? Zurückzuführen auf das von niederen Motiven getriebene Wirken religiöser Fanatiker?
In Deiner Welt mag sowas ein zufälliges Ereignis sein. In meiner Welt ist das völlig unsinnig.
Das Christentum und die Theologie erzählen dir, dass im 1.Jhd. eine neue Weltreligion von einem einfachen armen Mann ausgehend gestartet worden sein soll.
Dieser einzelne Akteur soll sich 12 Jünger (auf Zuruf) genommen und diese unterrichtet haben, so dass sie dann in alle Richtungen missionieren konnten.
Die Ur-Christen sollen eine über viele Jahrhunderte unsichtbare Gruppe gewesen sein, die über die Abschrift, von der Abschrift, von der Abschrift (usw.) ihre Geschichte in Textform erhalten haben.
Das soll im Mittelmeer so sagenhaft gut funktioniert haben, dass ROM sich im 4.Jhd. entscheidet, das Christentum zur Staatsreligion zu erheben.
Schau genau hin, wir haben es hier mit der Behauptung einer Christianisierung zu tun, die
nirgendwo auf diese Art funktioniert hat und auch als ROM das Christentum zur Staatsreligion gemacht hat, musste es mit Druck, Verfolgung und Gewalt durchgesetzt werden.
Der Weg des Christentums ist kein Friedens- und Liebesweg.
Nun zu meinem Ansatz:
Der grosse Vorteil des Umstandes, dass die Zeloten als die Ur-Christen angesehen werden, ist dass sie von ROM (vermutlich schon ab dem 1.Jhd) in den Mittelmeerraum vertrieben wurden.
Ich habe schon etliche Male das Wort "Nährboden" verwendet -> im Mittelmeerraum hat sich durch die Vertreibung ein Nährboden gebildet.
Erstaunlicherweise waren die Juden damals eine der bevölkerungsreichsten Gruppen im römischen Reich - ich wusste das lange Zeit nicht.
Jetzt stell dir mal vor, viele dieser auf das Gottes-Reich/Messias ausgerichteten Juden flüchten in den Mittelmeerraum und verstreuen sich.
Alle haben sie dieselbe religiöse Notlage und dann taucht diese Legende auf und all diese bedürftigen Gläubigen saugen sie auf.
Das ist nichts weniger, als eine tatsächlich plausible Neuausrichtung dieser Gläubigen.
Auf diese Weise startet eine Friedens-/Liebes-Religion unter dem Totalversagen der Gewaltidee und mit einer grossflächigen Ausbreitung.
Ich denke diese Verteilung im Mittelmeerraum ist besonders entscheidend, denn im Grunde gehören sie wie eine "Geheimorganisation im römischen Reich" alle zusammen (gestartet sind sie ja als Feinde ROMs, die immerhin fast 70 Jahre in der Wüste organisiert waren) und sie bilden eigene Strukturen heraus: Gemeinden, Bischöfe usw.
In ROM herrschte um 300 n.Chr keine wirklich gute Lage und in einem Streit zwischen vier Machthabern innerhalb des römischen Reiches triumphierte letztlich der Kaiser Konstantin, weil alle anderen Kontrahenten beseitigt waren.
In diesem Gerangel war es günstig für die Machthaber die bis zu dieser Zeit "verfolgten" Christen als legitime Religion anzuerkennen und nach und nach sogar zur bevorzugten Religion zu machen.
Ausschlaggebend waren dabei machtpolitische Aspekte.
Ich habe hier
einen Link in dem du den Übergang von verfolgter Religion zu Staatsreligion nachlesen kannst.
Wenn du möchtest, kannst du darauf achten, welche Vorteile die Machthaber hatten, den jeweils nächsten Schritt zur Legalisierung des Christentums durchzuführen.
Alternativ kannst du natürlich auch die magischen Geschichten über irgendwelche "Zeichen am Himmel" bestaunen.
Die Organisationsstrukturen des Christentums bedeuteten jedenfalls Stabilität und Kontrollierbarkeit von oben herab.
Es scheint natürlich erstaunlich, dass das Christentum in dieser Übergangszeit wohl tatsächlich viel Zulauf bekommen hat.
Wie man aber im Link nachlesen kann, war die römische Religion eng an den römischen Staat gebunden.
Die römischen Machthaber dieser Zeit haben sich ein übles Intrigen und Eroberungsspiel geliefert, so dass viele Anhänger der römischen Religion dies vermutlich als Instabilität werten mussten und dadurch von der stabil aufsteigenden anderen Religion (Christentum) angezogen wurden.
Den Erfolg des Christentums als Argument für die Stimmigkeit eines historisch vorhandenen "Jesus" im ersten Jahrhundert zu verwenden, kann ich also
nicht empfehlen.
Hier geht es eher um machtpolitische Aspekte rund um Ruhe und Kontrolle im römischen Reich.
Schau dir das
Dreikaiseredikt aus dem Jahr 380 n.Chr an.
Später wird das Christentum mit Macht durchgesetzt und das ist kein Spass für irgendwelche Abweichler. Die Christen setzen nach und nach die Reduktion der heidnischen Kulte durch.
Wie gesagt, mir ist kein Aufschrei der Friedens-/Liebes-orientierten Christen bekannt, im Gegenteil, sie haben fleissig entfernt und zerstört.
(falls du den Film
"Agora - Die Säulen des Himmels" - hier wird diese Zeit porträtiert)
Immerhin wird im "Dreikaiseredikt" eindeutig festgelegt, dass es um "Vater, Sohn und heiliger Geist" gehen soll.
Wer was anderes behauptet, hat das römische Reich gegen sich
Interessant finde ich, dass es von ROM aus keinerlei Stellungnahme dazu gab, dass Römer diesen "Jesus", den sie nun durchsetzten, gekreuzigt haben.
War vielleicht nicht notwendig, denn man hatte ja noch die Juden, auf die man zeigen konnte.
Wenn du von all diesen Details hörst, ist es dann immer noch ein glorreicher Erfolg für dich?