Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 23:33
Claymore hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 21:23
Das ist “systemisches Wissen” ohne System. Hier sind nichts weiter als Menschen, die ihre Sinne verwenden und primitiv-archaisch, “unverbildet” einfache, EINFACHSTE Schlüsse ziehen.
Die Sinneswahrnehmungen sind doch ebenfalls ein System - also ein beschränkter Korridor, innerhalb dessen etwas vom Sein ab-wahrgenommen wird. - Insofern sind die Sinne und Wissenschaften ähnlich (bei allen sonstigen Unterschieden).
Deine Verwendung des Wortes “System” ist skurril und hat nichts mehr mit der gängigen Bedeutung zu tun.
Eher halte ich deine Philosophie für ein System – systematischer Skeptizismus.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 21:23
Aber warum Gott sich überhaupt um uns schert… tja, warum?
Theologisch/geistlich wäre eine Antwort, dass Gott erkannt sein will (nicht vollumfänglich, das geht nicht). - Oder frei nach Goethe: Dem Menschen sind geistliche Augen gegeben ("Ebenbildlichkeit"), damit er die Sonne (Gott) sehen kann. - Also der/das, aus dem alles kommt und in das alles geht (siehe auch: Tipler "Physik der Unendlichkeit"), will, dass der Mensch erkennt, dass er vom selben kommt, in das er wieder gehen wird - mit allen Schlussfolgerungen, die damit verbunden sind.
Im Sinne der Ebenbildlichkeit folgt, dass der Mensch ein substantielles Ich besitzen muss (da dies für Gott gilt).
Wer die Außenwelt wie Descartes skeptisch hinterfragt, kann beim Ich gleich weitermachen. Ganz entgegen des
Cogitos gibt es keinen Grund zu meinen, dass man selbst als substantielles Ich in der Zeit existiert. Unsere Erinnerungen sind nicht mit einem Zeitstempel versehen sondern wir ordnen sie zeitlich ein über Zusammenhänge, nach denen die Außenwelt funktioniert
und auf die wir vertrauen. Claymore hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 21:23
Weil wir ein Individuum sind, also ein Subjekt, das in der Zeit fortdauert… aber das können wir doch wohl erst schließen, wenn wir die Realität der Außenwelt akzeptiert haben.
Akzeptieren tut es doch auch unser Descartes, aber er kann es (wie kein anderer) nicht nachweisen.
Irrelevant und hinlänglich bekannt. Es ging darum, dass er in seinem Skeptizismus selektiv ist.
--- Davon abgesehen: Deine Schlussfolgerung ist nicht notwendig richtig - denn es reicht, wenn man die Realität des Geistes akzeptiert. Materie ist eine Zugabe, aber nicht nötig.
Geist kommt ohne Materie aus.
Aber: wir erfassen uns selbst nur als substantielles Ich aufgrund der Außenwelt.
Irgendein waberndes, chaotisches “Seelenmeer”, in dem jede Abgrenzung, alle Kontinuität aufgelöst und Individualität eine reine Illusion ist,
ist auch Geist. Nach Descartes ist unklar, ob wir nicht eben so etwas sind. Ich glaube nicht, dass Gott sich dafür “interessieren” würde.
Und damit ist dann auch das Argument vom
“wohlwollenden Gott” ad absurdum geführt.
Claymore hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 21:23
Du postulierst doch nur deine Eiche.
Ohne sie zu beschreiben. Es reicht zu sagen: "Es gibt ein absolutes Sein, egal wie es aussieht und ob wir es verstehen".
Warum das kein Postulat ist, bleibt die große Preisfrage.
Und verstehen sollten wir “absolutes Sein”
als Begriff schon. Sonst ist deine Aussage inhaltsleer. In welche Richtung ganz grob soll das gehen? Die Menge {x : x = x} ? Oder eher das Objekt, das durch die gedankliche Verschmelzung “von allem, was es gibt” entsteht? Aber das sind intellektuelle Menschen-Konstrukte von denen wir gerade weg wollen. “Sein” sollte eher eine Art richtiges Objekt sein, aus eigenem Recht. Aber warum sollte es dieses überhaupt geben?
Ich stelle jetzt einfach mal in den Raum:
- “Es gibt nur ein relatives Sein.”
- “Es gibt nicht nur ein, sondern mehrere Seins.”
- “Ein Sein gibt es nicht.”
Und nun? Warum sind 1. - 3.
offensichtlich falsch?
Claymore hat geschrieben: ↑Do 25. Nov 2021, 21:23
Ich sehe es als eine der größten kulturellen Errungenschaften an, dass man eben dieses Manöver nicht akzeptiert.
Das ist ein Phänomen, das man oft beobachtet. Der Säkulare fühlt sich dem Geistlichen in Sachen Aufklärung überlegen - und umgekehrt auch.
Ich bin ein “Säkularer” in dem Sinne, dass ich meine, den Staat sollte man nach weltlichen Gesichtspunkten, oder sagen wir “agnostisch”, organisieren (da dies nun mal der kleinste gemeinsame Nenner ist). Ich halte das für eine
rein politische Position, die nichts über die Religiosität eines Menschen aussagt. Ich bin jedenfalls weder Atheist noch Materialist.
“Aufklärung” ist heutzutage nicht mehr positiv besetzt – es hat zwar etwas gedauert bei mir, aber ich habe mich da angeschlossen.
Wie auch immer: mir liegt ein Bemühen um Phronesis mehr als dieser radikale Skeptizismus.
Will man dieses Phänomen unparteiisch erklären, dann vielleicht damit, dass der Mensch jeweils aufgeklärt ist im Rahmen seiner geistigen/geistlichen Möglichkeiten. Deshalb lohnt es sich doch so sehr, sich die jeweiligen Voraus-Setzungen einer Denkweise genau anzugucken (egal, ob diese dem Betroffenen bewusst sind oder nicht).
Ich finde das nicht interessant, sondern deprimierend. Ein erwachsener Mensch, der sein Denken dogmatisch auf irgendwelchen unbegründeten Vorurteilen (“Voraus-Setzungen”) aufbaut, die er jenseits aller Kritik positioniert, ja, die er
niemals vernünftig revidieren kann, was auch immer geschieht … traurig, traurig.
Man muss sich nicht zu den “Freigeistern” zählen, um zu verstehen, dass
das nicht erstrebenswert ist.