Was ärgert - "spritistischem Getue". Du hast es erkannt!
Es hat wohl damit zu tun, dass ich mit Tausenden Endprodukten konfrontiert war und intensiv diesen Fragen nachgegangen bin - auch mit eigenen Erlebnissen[...]Wie du in dem Thread 1. Korinther 14 nachlesen kannst, ist die christliche Lehre - eine vernünftige. Die ersten Apogleten rühmten die vernünftige und nützliche Art über alles. Einige Jahrhunderte später, als man die Texte nicht mehr zu lesen verstand, kam die Mystik, mit Verschleiern und Ablenken.
Was für ein „spiritistisches Getue“ - was meinst du mit „Endprodukten“ - und was hat das nun mit mir und dem Thema zu tun? Der Panpsychismus ist eine spekulativ-philosophische Weltdeutung und zunächst mal nicht „mystisch“, auch wenn er dem prinzipiell einem wesentlich größeren Spielraum lässt, als der gegenwärtige Physikalismus. Obwohl es nicht direkt zum Thema gehört, werde ich mal darauf antworten. Ich kann nachvollziehen, wenn du aus deiner eigenen Beschäftigung mit Mystik heraus, zu einer kritischen bis ablehnenden Haltung gekommen bist. Vorallem von kirchlicher Seite gab es häufig eine solche Skepsis, zum Beispiel bei Karl Barth, Paul Althaus oder Emil Brunner ( eine mögliche Quelle dazu: „Eine Übersicht über die Behandlung der Mystik in der protestantischen Publizistik“ von F.D. Maaß ), aber die ergab sich daraus, dass man amüsanter Weise wesensfremde Fehlformen des Mystischen, als generelles Problem der Mystik kritisiert hat. In den Tagen Luthers sprach man verächtlich vom „Schwärmertum“ - das war aber eher Machtkalkühl der Kirche, was man ganz klar im einflussreichen „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ von Adolf von Harnack nachlesen kann. „Die Mystik ist
die katholische Frömmigkeit überhaupt, soweit diese nicht bloß kirchlicher Gehorsam, das heißt fides implicita, ist.“ - gleichzeitig schrieb er, dass der wahre Mystiker ein Katholik sei und jeder Nichtkatholik theologisch gar nicht ernst zu nehmen. Anders gesagt: die Ablehnung war häufig entweder Unkenntnis, richtige Kritik, aber ungenügende Differenzierung oder schlicht und ergreifend Ablehnung aufgrund der lehramtlichen Deutungshoheit.
Selbst sogenannte „Mystiker“, haben diesen
Begriff sehr kritisch betrachtet oder sich sogar von ihm distanziert. Sodass es geradezu ein Beweis echter Erfahrungen ist, wenn man nicht damit angibt, sondern mehr aus der Stille heraus wirkt. Selbstverständlich sollte man vorsichtig mit einem solchen Wort sein und es differenziert gebrauchen. Es gibt aber keinen Grund Mystik ohne jede Differenzierung zu stigmatisieren. Hingegen bin ich sehr für einen kritischen und selbstbewussten Umgang damit. In der mystischen Tradition – östlicher und westlicher Prägung – ging es seit jeher zentral um meditative Klarheit und Vernunft, und gerade nicht um dumpfe Schwärmerei. Wobei spirituelle Vernunft die Innerlichkeit des Menschen mit-umfasst und trägt. Mystik ist im Grunde nichts anderes, als der Durchbruch zur originären Erfahrung der menschlichen Existenz. Die Verbindung mit der Quelle, sodass bestätigt werden kann: „DIE WAHRHEIT WIRD EUCH FREI MACHEN“ (Joh 8, 32) - die Freiheit von der Jesus spricht, ist aber eine urpersönliche Erfahrung und eine lebendige Existenzmitteilung, nicht nur eine theologische Behauptung. In dem Zusammenhang ist die Frage wichtig, welche Aufgabe Übungen der Kontemplation und Meditation haben, wenn eine sinnvolle und berechtigte Kritik der Mystik nicht ins Leere gehen soll - dann würde auch die tiefe Schönheit und weite Offenheit dieser
Lebensform Gestalt gewinnen. Niemand sagt, dass jeder Mystiker werden müsste, es gibt verschiedenste Weisen der Spiritualität - es ist ja nicht so, dass die Mystiker das Lehramt verfolgt hätten.
Meister Eckhart sprach vom göttlichen Seelenfunken, das ist, finde ich, ein wunderbares Bild - und Folgende Worte sind im Kirchlichen Jahrbuch 1916 (!) zu finden: „
Die Kultur des Intellektualismus wird jetzt abgelehnt. Vielen hat in schweren Tagen sich gezeigt, was für Kräfte in der Religion wurzeln. Diese nicht ungepflegt zu lassen erscheint ihnen wichtig. Da aber auf dieser Seite nach allen vorliegenden Voraussetzungen es sich wesentlich nur darum handeln kann, dass der Mensch mit den religiösen Grundkräften seiner Seele zu dem innerweltlichen Urgrund des Lebens eine Beziehung gewinnt, so muss jetzt eine neue Blütezeit der Mystik anbrechen.“