"Der 1984 verstorbene katholische Theologe Karl Rahner gab folgende Prognose für den Christen von morgen: "Der Fromme von morgen wird ein "Mystiker" sein, einer der etwas "erfahren" hat, oder er wird nicht mehr sein." (1966) Unter "Mystik" verstand er dabei nicht eine Angelegenheit für Spezialisten, sondern die persönliche Glaubenserfahrung im biblischen Sinne. "Die Mystiker sind nicht eine Stufe höher als die Glaubenden, sondern Mystik in ihrem eigentlichen, theologischen Kern ist inneres, wesentliches Moment des Glaubens." (1984)
Diese Prognose hat m. E. an Aktualität nichts verloren. Immer weniger Menschen geben sich mit der Überlegung zufrieden: "Ich bin in der Kirche, weil Vater und Mutter in der Kirche waren." Die Familientradition allein trägt nicht mehr. Wichtiger sind die eigenen Erfahrungen mit der Kirche, mit der Gemeinde und mit - Gott. Die Kirche tut sich denkbar schwer, Raum für Gotteserfahrung zu bieten. Denn Gott kann man nur erfahren, wenn man sich ihm ausliefert. Sich auszuliefern, passiv zu sein liegt dem modernen Menschen und auch der modernen Kirche recht fern:
Der Mensch will Gott gegenüber ebensowenig wie in seinem übrigen Leben passiv sein. Er richtet sein Augenmerk lieber auf die Bearbeitung der mit dem Glauben an Gott verbundenen gedanklichen Probleme oder kirchenorganisatorischen Fragen oder auf die aus ihm entspringenden Handlungsfolgen. Dementsprechend wird "Gott" und die Beschäftigung mit ihm in der Kirche bald als Denk- und Organisationsaufgabe, bald als Handlungsanweisung gesehen. Dabei überschätzt sie ihre Möglichkeiten bei weitem. Man hat oft den Eindruck, daß die Erfüllung der Verheißung des Propheten Jeremia auch in der Kirche noch aussteht. Es fehlt an spirituellem Wachstum und gesamtmenschlich erfahrbarer Reifung. Mit Gott in Beziehung zu treten ist keine Denkaufgabe, kein Organisationsproblem, sondern ein behutsames Sich Öffnen, Eintreten in ein Zwiegespräch und Aufmerken auf Jesus Christus, den GOTT IN UNS. Die christliche Meditation will dem neuen Menschen in mir Raum geben. Ihr Ziel ist es, die persönliche Bereitschaft des einzelnen zu wecken, sich aufgrund seiner Lebenserfahrungen auf Gott in Jesus Christus einzulassen und sich damit in einen Glaubensprozeß hineinzubegeben. Dazu wird der Weg des Gebetes eingeschlagen.
Das Gebet ist das Leben des neuen Herzens: Christus wohnt in deinem Herzen, wenn du dich in einem fortwährenden Zwiegespräch mit ihm befindest und ihm dadurch den Raum gibst, in deinem Leben zu walten und zu regieren. Dann wird Jesu leibliche Ankunft zu einer geistlichen Ankunft. Dann ist Weihnachten nicht nur ein Tag im Kalender, sondern nimmt kein Ende." Quelle
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Marc Chagall: Grüne Landschaft
Karl Rahner: Christus wohnt in Dir
Re: Karl Rahner: Christus wohnt in Dir
Dazu möchte ich nur kurz einlenken, was versteht der Einzelne unter fromm?Der Fromme von morgen wird ein "Mystiker" sein, einer der etwas "erfahren" hat, oder er wird nicht mehr sein.
Herkunft: von mittelhochdeutsch vrum, vrom = nützlich, brauchbar
Synonyme:
- gottesfürchtig, praktizierend
- rechtschaffen, unbescholten, ehrbar, angesehen
Quelle
Was macht einen Frommen aus?
Was ist der "Beweggrund" des Frommen-dass er fromm ist/wurde?
Re: Karl Rahner: Christus wohnt in Dir
Dass er sich von seinen Sünden erlösen lässt, so dass er sie nicht mehr auslebt, um als Braut zu Gott zu passen.Salome23 hat geschrieben: Was macht einen Frommen aus?
Re: Karl Rahner: Christus wohnt in Dir
Das ist eine gute Frage. Das müsstest du natürlich jeden Einzelnen persönlich fragen. Ich habe gerade auf Wikipedia geschaut, dort ein Verweis auf Pierre Pourrat: La spiritualité chrétienne / "Die Variationsbreite reicht generell von einerseits mystisch-kontemplativen Formen, auch weltabgewandter Innerlichkeit und andererseits „transzendental gebundener geistlich-religiöser Weltverantwortung bis hin zur immanent-religionslosen Welt-Frömmigkeit des atheistisch-sozialistischen Humanismus.“Salome23 hat geschrieben:Dazu möchte ich nur kurz einlenken, was versteht der Einzelne unter fromm? Was macht einen Frommen aus?
Das Leben ist in sich selbst Bewegung - oder nicht? Es gibt einen Lebenskeim, der wachsen möchte.Was ist der "Beweggrund" des Frommen-dass er fromm ist/wurde?