Christ und Lüge

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Moderator: Moderation Helmuth

jsc
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Christ und Lüge

Beitrag von jsc »

Da es bereits mehrfach Thema in den diversen Themen war ist es vielleicht sinnvoll das ganze einmal mit mehr Systematik anzugehen.
Dieses Thema kann sich ruhig Beispiele nehmen aus den tatsächlichen Situationen, aber sollte vielleicht eher übergeordnet sein.

Es soll um Christ und Lüge gehen.

Ich liste vielleicht einfach mal ein paar Fragen und Anmerkungen auf und werde bei Gelegenheit mal selbst einige Fragen versuchen zu beantworten aber Input von anderen ist durchaus gewollt. Es wird natürlich extrem dadurch erschwert, da es scheinbar sehr unterschiedliche Auffassungen dazu gibt...
Das Thema beschäftigt mich schon VIEL länger als Corona aber ich finde es wird Zeit...

Unstreitig ist bestimmt das hier:
Johannes 8, 44 hat geschrieben:44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Begierden wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.
Quelle: https://www.bibleserver.com/LUT/Johannes8,44

Jesus sagt, dass der Teufel ein Lügner ist und dieser Teufel ist der "Vater der Lüge". Viele werden das so verstehen, dass letzendlich alle Lügen direkt oder indirekt auf den Teufel zurück gehen. Es gibt also eine starke Motivation für Christen nicht zu lügen, denn welcher Christ will schon dem Teufel folgen?

Diese Worte werden deshalb auch gerne von "Christen" als Waffe gebraucht um unliebsame Aussagen zu diskreditieren (ist mir selbst hier im Forum nicht selten durch andere vorgeworfen worden, wenn sie keine Argumente mehr hatten und ihren schwachen Argumenten mehr Ausdruck verleihen wollten...). Andererseits ist es natürlich eine ernste Sache sein und aufrütteln ist manchmal notwendig und ich konnte mir Hinweise auf diesen Umstand nicht immer verkneifen, weil ich mich schon frage, wie jemand, der sich Christ nennt doch so blind und fortgesetzt in Lügen verharren kann und immer wieder die selben Lügen erzählen kann...

Das 8. Gebot ("du sollst nicht lügen") bezieht sich eigentlich gar nicht auf die Pflicht zur Wahrheit sondern wäre eher mit "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden" korrekt wiedergegeben. Es geht also (viel?) mehr darum, dass man durch die Lüge zum Beispiel vor Gericht den anderen schadet durch ein falsches Zeugnis. Die Frage ist für mich:


Richtet eine Lüge nicht immer Schaden an?
Wenn nein, wer darf bewerten, ob die Lüge Schaden anrichtet oder nicht? (der vermeintliche "Lügner"? der vermeintliche "Geschädigte"? Oder jemand, der "unabhängig" ist? Wer?)

Philipper 4, 8 hat geschrieben: 8 Und noch etwas, Geschwister: Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig[8] sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird.
Quelle: https://www.bibleserver.com/NG%C3%9C/Philipper4%2C8

Paulus ruft die Geschwister im Philipper Brief dazu auf, dass sie ihre Gedanken auf Dinge zu richten, die "wahr" sind. Einige Übersetzer übersetzen auch mit "wahrhaftig". Da besteht schon ein riesiger Unterschied, denn wenn man nur wahre Dinge sagen sollte, ist die Latte ZIEHMLCIH hoch angesetzt und vermutlich auch unerreichbar. "Wahrhaftig" beschreibt aber eher eine innere Haltung, die zwar nicht verhindern kann, dass man unwahre Dinge sagt, aber dies kann nur unabsichtlich passieren, da die innere Haltung nach Wahrheit strebt. Absichtliches Lügen ist mit beiden Begriffen nicht vereinbar.
1.Thessalonicher 5,21 hat geschrieben:21 prüft aber alles und behaltet das Gute!
Quelle: https://www.bibleserver.com/Ne%C3%9C/1. ... cher5%2C21

Wie unterscheidet man aber, was Lüge ist und was Wahrheit ist? Es dürfte klar sein, das niemand auf der Welt "alles wissen kann" und somit genau weiß, was wahr ist und was falsch ist. Andernfalls müssten zumindest Christen, die sich an die Bibel halten wollen, wirklich sehr viel schweigen und maximal sich zu ihrem jeweiligem Fachgebiet etwas sagen.
Die Bibel spricht davon zu prüfen - aber sagt gefühlt gar nichts dazu wie und womit geprüft werden soll... :?
Nun it ja die Situation - nicht nur in den bekannten Themen - in letzter Zeit so, dass sich offensichtlich nicht wenige "Christen" entschieden haben, dass auf einmal keine Wahrheit mehr erkennbar ist und somit vollkommen beliebig geworden ist. Scheinbar darf sich jeder selbst aussuchen welche Quellen er nutzt und dann damit alles beliebig "glauben" und natürlich auch verbreiten. Gegensätzliche Aussagen können beliebig ignoriert werden etc.
Die Frage nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit scheint vollkommen irrelevant ja sogar ins absolute Gegenteil verkehrt worden zu sein...

Wer trägt also die Verantwortung dafür, ob man Lügen erzählt oder nicht?
Ist man selber dafür verantwortlich oder kann man sich zurücklehen und sagen, da sind halt notfalls die eigenen Quellen "schuld"?
Ist man nicht spätestens dann verantworlich, wenn man klare Hinweise darauf hat, dass die eigenen Aussagen Lügen sind?
(Reicht es nicht aus, dass wenigstens Zweifel aufkommen müssen und muss man als Christ dann nicht "lieber auf der sicheren Seite stehen"?)
Wäre es dann nicht sogar kontraproduktiv, dass jemand ihnen sagt, dass ihre Aussagen falsch sind, weil scheinbar "Unwissenheit" ja vor Verantwortung schützt???
Wie klar muss die Lüge sein, damit man als Christ sich zumindest davon distanzieren muss sie aktiv zu verbreiten?
Wie ist es zu bewerten, wenn ein "Christ" jegliche Korrektur von sich weist, weil er ja selbst so überzeugt davon ist?
Muss es nicht heißen: im Zweifel lieber nichts sagen, als die Lüge zu verbreiten?

Ich bin mir drin im Klaren, dass dieser Thread sehr viele triggern wird. Deshlab die Bitte, dass man sich doch auf die christliche Sicht darauf beschränkt und eher darauf, was die Bibel sagt.

Habe ich Bibelstellen vergessen zu berücksichtigen? Gibt es Aussagen in der Schrift, die meine unterstrichenen Fragen klären können?
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Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
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Oleander
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von Oleander »

jsc hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 17:30 Das 8. Gebot ("du sollst nicht lügen")
Falsch:
Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen....
Dazu ein (für mich) interessanter Artikel:
https://www.erzdioezese-wien.at/10-gebote/8-gebot
Das achte Gebot nach Ex 20,16 und Dtn 5,20 ist bestens bekannt als das Lügenverbot.
Tatsächlich aber ist hier gar nicht die Lüge im Allgemeinen angesprochen.
Im Gegenteil: Im Alten Testament gibt es sogar eine „harmlose“ Lüge: Eine kleine List und eine gewisse Gerissenheit gelten nämlich als „kleine Klugheiten“.
....
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jsc
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von jsc »

Ja, genau diesen Artikel habe ich dazu unter anderem gelesen 🙈
Und deshalb ist das lügen da in meinem Beitrag auch kursiv geschrieben und es folgt eigentlich eine Erklärung, die das Thema kurz genau in diese Richtung lenken sollte...
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Travis
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von Travis »

Tatsächlich geht es im Gebot zunächst um die Aussage vor Gericht. Allerdings exkludiert dies das allgemeine Streben nach Wahrhaftigkeit nicht. Im Gegenteil, es wird damit gerade eingeschlossen. Denn die Aussage vor Gericht ist die äußerste Grenze dessen, wo der Wahrheitsgehalt einer Aussage wichtig ist. So sind alle Gebote aufgebaut.

Deutlich wird dies zum Beispiel beim Gebot, nicht zu morden (6tes, jüdische Zählung). Dieses Gebot wird nicht dadurch erfüllt, dass man seinen Nächsten lediglich am Leben lässt, ihm ansonsten jedoch allen möglichen Schaden zufügen kann.
- Foren Concierge -
"Steter Trottel höhlt den Interlekt"

הִגִּ֥יד‮‬ לְךָ֛ אָדָ֖ם מַה־טֹּ֑וב וּמָֽה־יְהוָ֞ה דֹּורֵ֣שׁ מִמְּךָ֗ כִּ֣י אִם־עֲשֹׂ֤ות מִשְׁפָּט֙ וְאַ֣הֲבַת חֶ֔סֶד וְהַצְנֵ֥עַ לֶ֖כֶת עִם־אֱלֹהֶֽיךָ׃
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Oleander
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von Oleander »

Travis hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 18:06 Deutlich wird dies zum Beispiel beim Gebot...
Bei diesem Gebot:
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel und noch alles, was dein Nächster hat.
Das es wahrscheinlich nur für Männer gilt ;)
Sonst würde da auch stehn: Du sollst nicht begehren deiner Nächsten Mann... 8-)
Also ich darf begehren :D Ausser die Frau meines Nächsten! Die darf ich nicht begehrenswert finden..
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Anthros
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Re: Christ und Wahrheit?

Beitrag von Anthros »

Sobald sich jemand "Christ" nennt, mag damit ein gutes Gefühl einhergehen, sein Bekenntnis nach außen hin zu tragen, um so zu demonstrieren, der Wahrheit auf die Spur gekommen zu sein.
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Oleander
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Re: Christ und Wahrheit?

Beitrag von Oleander »

Anthros hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 19:17 Sobald sich jemand "Christ" nennt, mag damit ein gutes Gefühl einhergehen..
*push*
Ich denke, es geht hier nicht um Christen an sich (ich denke, sie sagen, sie seien Christen, weil sie sich zu Jesus Christus und Gleichgesinnten/Gemeinschaft bekennen) sondern um das Thema Lügen.
Ebenso nennen sich Buddhis oder Moslems so, weil sie damit etwas ausdrücken wollen.Was stört dich daran?
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stereotyp
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von stereotyp »

jsc hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 17:30 Wie unterscheidet man aber, was Lüge ist und was Wahrheit ist?
Na, durch professionelle Faktenchecker! Was sonst?
jsc hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 17:30 21 prüft aber alles und behaltet das Gute!
Hast du während deines heroischen Kreuzzuges gegen die Lüge eigentlich jemals das Gute behalten? Hast du, statt mit einer 15 Sekunden Recherche die Diskussion zu beenden, jemals versucht den Standpunkt deines Gegenübers nachzuvollziehen und valide Punkte (das Gute) zu finden?
jsc hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 17:30 Nun it ja die Situation - nicht nur in den bekannten Themen - in letzter Zeit so, dass sich offensichtlich nicht wenige "Christen" entschieden haben, dass auf einmal keine Wahrheit mehr erkennbar ist und somit vollkommen beliebig geworden ist. Scheinbar darf sich jeder selbst aussuchen welche Quellen er nutzt und dann damit alles beliebig "glauben" und natürlich auch verbreiten. Gegensätzliche Aussagen können beliebig ignoriert werden etc.
Die Frage nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit scheint vollkommen irrelevant ja sogar ins absolute Gegenteil verkehrt worden zu sein...
Willkommen in der Postmoderne!
Aber mich irritiert die Einordnung dieses Themas in das theologische Unterforum. Denn anscheinend meinst du (oft genug) mit "Wahrheit" den derzeitigen wissenschaftlichen Konsens oder im besten Fall den Erkenntnisstand. Aber das wäre aus biblischer Sicht natürlich eine grobe Fahrlässigkeit oder Schlimmeres.

MfG
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
Sprüche 18,2 (Elb)
oTp
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von oTp »

Die Frage nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit scheint vollkommen irrelevant ja sogar ins absolute Gegenteil verkehrt worden zu sein...
Das erkennt man in Zeiten von Corona und Putin leider zu deutlich, jsc.

Wahrheit kann in einem nur wachsen, wenn man ehrlich mit sich selbst ist und ehrlich mit Fakten umgeht. In jedem Mensch sind kleinere oder größere Bollwerke, die Erkenntnis von Wahrheit stören und Wahrheit verzerren. Bis dahin, dass man blind dafür wird und so blind dem Irrtum folgt.
Indoktrination (lateinisch doctrina ‚Belehrung‘) ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und keine Diskussion zulassende Belehrung. Dies geschieht durch gezielte Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen oder Kritik auszuschalten.
(Wikipedia)
Das ist auch innerpsychisch so. Selbstmanipulation an der Wahrheit vorbei. Ein inneres Zerrbild davon, was die Wahrheit ist.
Zuletzt geändert von oTp am Sa 30. Jul 2022, 12:50, insgesamt 2-mal geändert.
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
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Oleander
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Re: Christ und Lüge

Beitrag von Oleander »

jsc hat geschrieben: Fr 29. Jul 2022, 17:30 1.Thessalonicher 5,21 hat geschrieben:
21 prüft aber alles und behaltet das Gute!
Um das Gute vom Schlechten(Bösem) überhaupt unterscheiden zu können, bedarf es das "essen" vom Baum der Erkenntnis über Gut und Böse.
Das war aber in der Edenerzählung vom biblischem Gott untersagt(verboten) worden.
Da 2 Menschen(A+E) aber davon aßen, wurden ihnen die Augen geöffnet, so dass sie die Erkenntnis darüber(was gut und böse ist) erlangten.
Ich denke, der biblische Gott wollte aber genau das und sprach:
1Mo 3,22 Und der HERR, Gott, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Und nun, dass er nicht etwa seine Hand ausstreckt und auch ⟨noch⟩ von dem Baum des Lebens nimmt und isst und ewig lebt!
Es wäre wohl eine Katastrophe gewesen, wenn der Mensch nun mit dieser Folge (Gutes und Böses zu erkennen) ewig gelebt hätte?
Warum?
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