Die Fragen sind sehr pauschal. Meine Antworten sind es auch. Man müsste den konkreten Einzelfall betrachten. Hinzu kommt das Medium. Alle die sich viel im Internet bewegen wissen um die Probleme, die es hier gibt. Menschen verhalten sich sehr oft so, wie sie es im Angesicht ihres Gesprächspartners in den allermeisten Fällen nie tun würden. Irgendwie hängen die Hürden für Fehlverhalten im Internet niedriger. Dies wirkt sich in der Rückkopplung vermutlich irgendwann auch auf das Sozialverhalten im realen Umfeld aus. Wäre spannend, wenn irgendein schlauer Mensch dazu mal eine Studie, eine Dissertation oder eine Monographie erstellt.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Richtet eine Lüge nicht immer Schaden an?
So pauschal gefragt: Nein. Denke zum Beispiel an die Hebammen aus 2Mose 1.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Wenn nein, wer darf bewerten, ob die Lüge Schaden anrichtet oder nicht? (der vermeintliche "Lügner"? der vermeintliche "Geschädigte"? Oder jemand, der "unabhängig" ist? Wer?)
Ich lasse mich da von Gott / Bibel und meinem Nächsten bewerten. In Situationen die 2Mose 18 ähneln, würde ich mir ernsthaft überlegen, dem Despoten die Unwahrheit zu sagen. Wie der Despot mich in dem Fall bewertete, wäre mir egal. Mir ist jedoch klar, dass ich als Jesusnachfolger grundsätzlich der Wahrheit verpflichtet bin. Denn mein Kyrios ist die Wahrheit.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Wer trägt also die Verantwortung dafür, ob man Lügen erzählt oder nicht?
Man selbst.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Ist man selber dafür verantwortlich oder kann man sich zurücklehen und sagen, da sind halt notfalls die eigenen Quellen "schuld"?
Da kann ich so pauschal nicht gut drauf antworten. Ich bin ein kritischer Mensch. Kritischer als viele meiner Zeitgenossen. Selbst bei Menschen meines engen Umfelds gebe ich Aussagen dieser Quellen/Menschen in den allermeisten Fällen als Aussagen der Quelle weiter. Habe ich, trotz allen nachvollziehbaren Vertrauens und eigener Recherchen, eine Unwahrheit weitergegeben, trägt die Quelle auf jeden Fall eine Mitschuld. Hat mich die Quelle absichtlich getäuscht, so würde ich von Lüge sprechen. Denn Lüge beinhaltet für mich die Absicht einer Täuschung. Diese Quelle wäre für mich, im Falle eine Lüge, in Zukunft nicht mehr vertrauenswürdig. Zurücklehnen könnte ich mich nicht, wenn gleich ich mir im Bereich der Sorgfalt nichts vorzuwerfen hätte. Es würde bei mir zu einer weiteren Steigerung meiner kritischen Einstellung führen.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Ist man nicht spätestens dann verantworlich, wenn man klare Hinweise darauf hat, dass die eigenen Aussagen Lügen sind?
Ja. Lügen (nach meiner Definition) die ich weitergegeben habe, revidiere ich und bitte um Entschudldigung. Bei Unwahrheiten verfahre ich ähnlich, wenn auch der jeweiligen Relevanz angemessen.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
(Reicht es nicht aus, dass wenigstens Zweifel aufkommen müssen und muss man als Christ dann nicht "lieber auf der sicheren Seite stehen"?)
Wenn ich Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der weiterzugebenden Informationen meiner Quellen habe, gebe ich diese Zweifel zusammen mit der Information weiter.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Wäre es dann nicht sogar kontraproduktiv, dass jemand ihnen sagt, dass ihre Aussagen falsch sind, weil scheinbar "Unwissenheit" ja vor Verantwortung schützt???
Wird mir angetragen, dass von mir weitergegebene Informationen unwahr oder gar gelogen sind, gehe ich dem nach. Je nach Relevanz stelle ich das dann richtig. Als Kontraproduktiv würde ich das nicht bezeichnen. "Unwissenheit" schützt vor Verantwortung? Darüber müsste ich nachdenken.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Wie klar muss die Lüge sein, damit man als Christ sich zumindest davon distanzieren muss sie aktiv zu verbreiten?
Keine Ahnung, wie man die Klarheit von Sünde bemisst. Ich betrachte das eher von der anderen Seite. "Wie klar muss der Wahrheitsgehalt einer Information in Frage stehen, bis man sich davon distanziert?" Das kann ich nicht beziffern. Geht bei mir aber recht flott.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Wie ist es zu bewerten, wenn ein "Christ" jegliche Korrektur von sich weist, weil er ja selbst so überzeugt davon ist?
Ist diese Haltung in der formulierten Ausprägung vorhanden, muss man sicherlich vor einem ernsten Problem sprechen. Gegen eine feste Überzeugung ist nichts einzuwenden. Korrekturfähigkeit muss jedoch jedem Christen zu Eigen sein. In der Konfrontation mit jemanden auf den die Frage zutrifft, geht es dann sehr schnell in Richtung Seelsorge. Deeskalation. Auch hier im Internet.
jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30
Muss es nicht heißen: im Zweifel lieber nichts sagen, als die Lüge zu verbreiten?
Entweder das, oder man weißt auf den eigenen Zweifel über den Wahrheitsgehalt hin.
@jsc bitte nicht auf alle meine Antwort-Versuche gleichzeitig reagieren. Das würde sonst ein sehr zeitaufwändiges Unterfangen bei dem ich nicht garantieren kann, zeitnah zu antworten. Maß halten. Bitte.