https://www.bibelwissenschaft.de/wibile ... ba55c69da/In der Bibel werden je nach Zählung bis zu zehn Suizide erwähnt: Abimelech (Ri 9,50-56), Simson (Ri 16,28-31), Saul und sein Waffenträger (1Sam 31,4-13), Ahitofel (2Sam 17,23), Simri (1Kön 16,18-20), Eleasar (1Makk 6,43-46), Ptolemäus Makron (2Makk 10,12-13), Rasi (2Makk 14,41-46), Judas (Mt 27,5). Abgesehen von der einzigen neutestamentlichen Stelle kommen alle genannten Suizidfälle in den geschichtlichen Büchern des Alten Testaments vor. Neben den Suizidanten gibt es biblische Gestalten, die zumindest suizidale Gedanken haben.
Spannend sich diese mal einzeln anzuschauen und die Hintergründe und Ziele
https://www.bibelwissenschaft.de/wibile ... ba55c69da/Allgemeine Motive für Suizid (in der Bibel) sind:
der Vollzug in der Hoffnung, „damit dies oder das nicht (mehr) geschieht“ (Ri 9,54; 1Sam 31,4; 2Sam 17,23; 2Makk 10,12-13; 2Makk 14,42);
die Erreichung eines höheren Ziels (1Makk 6,44);
der Wunsch, sich selbst oder andere durch diese Handlung zu bestrafen (Ri 16,28ff; Mt 27,5).
Zentrales Motiv ist in allen dargestellten Fällen die → Ehre als kollektives Ideal und Grundwert alttestamentlichen Ethos. Die Suizidhandlung ist meist Verzweiflungstat, was sich besonders in der Gottverlassenheit von Saul und Judas widerspiegelt. Schon der Fall Saul zeigt, dass Suizid als angemessene Reaktion auf tödliche Bedrohung galt. Dieses Motiv tritt in frühjüdischer Zeit besonders deutlich hervor, etwa bei Rasi. Simsons Suizid dagegen ist ein Racheakt, der den Helden der Simsonsage am Ende doch als Sieger erscheinen lässt.
Ein Mensch kann vom Drang zum Suizid überfallen werden und dann als Opfer erscheinen. Ein unerträglicher plötzlicher Schmerz über einen großen Verlust, eine ungeheure Kränkung oder die eigene Schulderkenntnis können ihn wie ein Schwert töten.
5. Bewertung
Im strikt moralischen Sinn meint Suizid einen ungesetzlichen moralischen Akt, durch den jemand seinen eigenen Tod direkt herbeiführt. Historisch erfolgt seine Beurteilung gegensätzlich. Auch die Bibel urteilt nicht einhellig. Weder Altes noch Neues Testament verbieten oder verurteilen den Suizid ausdrücklich und eindeutig.
Die biblischen Schriften berichten von den unterschiedlichsten Möglichkeiten der Selbsttötung. Die Akte werden in allen Stellen meist einfach zur Kenntnis genommen. Neben der Verherrlichung finden sich auch negative Urteile, insgesamt jedoch werten Altes und Neues Testament suizidales Handeln kaum. Entscheidend sind Umstände und Intention. Insofern scheint das biblische Ethos den Suizid als tragisches Lebensschicksal zu tolerieren, vor allem in der Form des uneigennützigen Selbstopfers.
Eine Wertung bleibt insbesondere dann aus, wenn die Motive als berechtigt anerkannt werden. Die biblische Begründung, Simris Suizid sei eine göttliche Strafe, gehört zum Rahmenwerk der Königsbewertungen. Möglicherweise kannte der Ausgangstext eine solch moralisierende Bewertung noch nicht. Der Talmud tadelt Suizidanten wie Simson, Saul und seinen Waffenträger, Ahitofel, Simri und Rasi nicht, weil sie sich nach einem verlorenen Krieg oder, um der Schändung von Feindeshand zu entgehen, das Leben nahmen.