Phänomen Eugen Drewermann

Säkularismus
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Oleander
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Oleander »

Claymore hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 09:05 Oder allgemeiner: alle Kräfte der Natur.
Ok, danke...

Ich möchte gerne mal eine Aussage von dir hinzunehmen:
Der Materialismus erklärt es doch: Mensch = eine Art intelligentes Tier, ursprünglich getrimmt auf das Überleben in der Savanne und daher mit einer starken angeborenen Tendenz zu Aggression, Selbstsucht, Verlogenheit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer.
Wenn du rückwirkend auf dein Leben siehst oder das Verhalten von Kleinkindern beobachtest, würdest du eventuell zu dem Ergebnis kommen?
Was ist der Auslöser für Aggression? Ist das bei jedem gleich? Ist jeder Mensch selbstsüchtig und gleichgültig gegenüber dem Leid des anderen?
Hat es was mit Erziehung zu tun? Wie verhalten sich Babies?
Das sind nur so Gedanken, die mir kamen.
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben ...
Claymore
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Claymore »

Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07 Reines Framing.
Unappetitlich. Oder "anhimmeln".
Diese Begriffe haben die die Mainstreammedien eingeträufelt? Drewermanns Gemeinde ist riesig. Friedensbewegung, ehemalige Linke, Rechte, die Mitte.
ehemalige Linke? :roll:
Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07 Krieg ist konträr zur Kultur der Menschlichkeit
https://frieden-links.de/2022/06/drewermann-rede/

Das ist einfach eine These. Widerlege sie ruhig.
Ich denke und empfinde wie Drewermann.
Ah, vielen Dank, dass du diese Rede gepostet hast. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Transkription dazu existiert.

Ich habe gar nichts gegen diese These, aber was wenn die Antwort darauf
Eugen Drewermann hat geschrieben:Mit einem Wort: Was wir Krieg nennen, was wir Militär nennen, ist das Untergraben von allem, was Kultur bedeutet. Erich-Maria Remarque konnte 12 Jahre nach dem sogenannten Ersten Weltkrieg in seinem Buch „Im Westen nichts Neues“ genau das beschreiben:

Wenn das – damit meinte er Artilleriefeuer, Bajonettangriffe, Handgranaten, Giftgas, Panzerketten, Typhus -, wenn das möglich war, war alles umsonst, was wir von Platon bis Schopenhauer jemals als Kultur bezeichnet haben.
schlicht ist:

Ja.

Das wesentliche, das eigentlich entscheidende wird wie immer umschifft und ignoriert.
Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07Es könnte auch sein, du selbst du kommst an diesem Punkt nicht weiter?
Ja, die Angst ist das Urproblem. Und der Kopf: was passiert morgen, wenn .... habe ich morgen einen Vorteil oder Nachteil?
So lange dieser Knoten nicht geplatzt ist, hat der heilige Geist keine Chance.
Wahrscheinlich können wir Angst als Urproblem leichter akzeptieren. Es ist schließlich kein so verwerfliches oder grundsätzlich schlechtes Gefühl (so dass "fehlgeleitete, irrationale" Angst Sinn macht). Gier und Hass gelten dagegen generell als negativ.

Irgendwie muss man den Nimbus wahren, dass "Menschlichkeit" wirklich was mit Menschen zu tun hat.
Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07Deshalb hat du diesen Thread eröffnet?
Nein, deswegen nicht. Sondern weil ich das Phänomen Drewermann nicht verstehe.

Ich will zugestehen, dass er rhetorisch brillant ist. Und seine umfangreich Bildung ist auch sehr beeindruckend.

Aber das ist doch alles nur die Verpackung - nett. Was hilft's wenn der Inhalt so mau und dürftig ist?

Deswegen kann ich über das Phänomen des Erfolgs von Drewermann nur staunen.

Oder haben wir mittlerweile die Stufe erreicht, dass "Weltschmerz empfinden" outgesourced und Profis übergeben wird?
Oleander hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 10:04Wenn du rückwirkend auf dein Leben siehst oder das Verhalten von Kleinkindern beobachtest, würdest du eventuell zu dem Ergebnis kommen?
Was ist der Auslöser für Aggression? Ist das bei jedem gleich? Ist jeder Mensch selbstsüchtig und gleichgültig gegenüber dem Leid des anderen?
Das ist sicherlich nicht bei jedem gleich. Und das war jetzt auch nicht als ein misanthropisches Statement zu verstehen.

Generell scheint es aber schon eine starke Tendenz zu geben. D. h. es gibt wohl genügend, denen muss man die Schlechtigkeit nicht explizit beibringen. Wenn die sich in dieser Beziehung "hervortun" dürfen und gar noch eine materielle Motivation hinzukommt, dann tun sie das auch, ganz von alleine.
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von oTp »

Claymore hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 23:29
frank hat geschrieben: Do 15. Sep 2022, 18:10Drewermann hat die Psychoanalyse in die Theologie und vor allen die Seelsorge geholt - damit fing er an und das war und ist immer noch wertvoll
Da Freuds Theorie der Seele wohl letztlich auf der Platons basiert, wird sie so falsch nicht sein. Die Ansichten Freuds über Zivilisation vs. Freiheit sind dagegen nicht so mein Ding...

Egal wie - Freuds Ziel war "hysterisches Elend in gemeines Unglück zu verwandeln". Da ist der Anspruch Jesu (und auch der Drewermanns) schon ein anderer.

Zugegeben, ich bin da nicht der Experte - man müsste Drewermanns Bücher lesen. Aber für mich wäre es typisch Drewermann, dass er Jahre und Jahrzehnte an ein komplett unsinniges Projekt vergeudete.

Das Ergebnis dieser Forschungen war jedenfalls, dass Drewermann die Angst als die alleinige Ursache alles menschengemachten Elends in der Welt identifizierte - das ist wohl "Freud for Dummies".

Ich weiß, es ist etwas niveaulos, aber ich kann da nur an "Jim Cunningham" aus dem Film "Donnie Darko" denken: ein lächerlich-absurder Motivationstrainer, der alles auf Angst und Liebe herunterbrechen will. :roll:
Naja, Freud wird von der Psychologie ja schon lange "umsortiert" weil kritisiert.
Ich kann nur nachträglich sagen, dass ich Drewermann damals nicht ganz ernst genommen habe. Er erschien mir irgendwie oberflächlich, sein ganzer Mix, den er darstellte. Er kam bei mir deshalb nicht gut "rüber".

Zumal ich mir schon selber viele Gedanken gemacht hatte über alles, wovon er sprach.

Wie er gereift ist, kann ich nicht sagen.
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Oleander
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Oleander »

Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07 Ja, die Angst ist das Urproblem.
Warum sollte sie ein Problem sein :?:
Angst hat eine Funktion: Sie löst mitunter eine Reaktion aus.
Wenn ein Löwe auf dich zurennt (weil er dich fressen will) oder auf eine Gazelle, bekommst du(die Gazelle) plötzlich Schiss (und eventuell Herzrasen) und löst die Reaktion "lauf" aus...
Überlebenstrieb.
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Spice »

Oleander hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:07
Johncom hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 02:07 Ja, die Angst ist das Urproblem.
Warum sollte sie ein Problem sein :?:
Angst hat eine Funktion: Sie löst mitunter eine Reaktion aus.
Wenn ein Löwe auf dich zurennt (weil er dich fressen will) oder auf eine Gazelle, bekommst du(die Gazelle) plötzlich Schiss (und eventuell Herzrasen) und löst die Reaktion "lauf" aus...
Überlebenstrieb.
Das Urproblem besteht ja darin, dass man meint, das eigene Leben könne bedroht werden. Das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Wer Angst hat, will sein Leben erhalten, aber "Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren..." Mt. 16,25
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Oleander »

Spice hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:11 ....dass man meint, das eigene Leben könne bedroht werden. Das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall.
Mach das mal der Gazelle klar... :lol:
Oder dem Unkrainer, der vor dem Beschuß flieht.. ;)
Warum flüchtete man in einen Luftschutzkeller im Krieg?
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Spice »

Oleander hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:18
Spice hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:11 ....dass man meint, das eigene Leben könne bedroht werden. Das ist aber in Wirklichkeit nicht der Fall.
Mach das mal der Gazelle klar... :lol:
Oder dem Unkrainer, der vor dem Beschuß flieht.. ;)
Warum flüchtete man in einen Luftschutzkeller im Krieg?
Dazu muss man eben mehr als ein Tier sein und mehr als ein "fleischlicher Mensch". Würde es nicht so sein, wie ich sagte, gäbe es für die gesamte Schöpfung keinerlei Lösung. Man würde weiterhin sich nur gegenseitig auffressen und abschlachten.
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Oleander »

Spice hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:27 Dazu muss man eben mehr als ein Tier sein und mehr als ein "fleischlicher Mensch".
Du würdest also im Krieg keinen Luftschutzkeller aufsuchen (noch dazu, wenn du dein Baby im Arm halten würdest, dessen Leben bedroht sein könnte) sondern einfach ruhig bleiben, wo du grade bist und abwarten, was passiert...?
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Spice »

Oleander hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:46
Spice hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 11:27 Dazu muss man eben mehr als ein Tier sein und mehr als ein "fleischlicher Mensch".
Du würdest also im Krieg keinen Luftschutzkeller aufsuchen (noch dazu, wenn du dein Baby im Arm halten würdest, dessen Leben bedroht sein könnte) sondern einfach ruhig bleiben, wo du grade bist und abwarten, was passiert...?
Es geht nicht darum, was man jetzt im konkreten Fall tun würde, sondern um das Ziel, das man anstrebt, um eben alles Leid zu überwinden.
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Re: Phänomen Eugen Drewermann

Beitrag von Oleander »

Spice hat geschrieben: Fr 16. Sep 2022, 12:25 Es geht nicht darum, was man jetzt im konkreten Fall tun würde
Es ging um "Angst" :)....
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben ...
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