Larson hat geschrieben: ↑Di 20. Sep 2022, 22:59
Also bei der Vielfalt, wo „Enosch“ gebraucht wird, lässt sich das nicht so eindeutig nachvollziehen.
Tatsächlich ist diese Vielfalt gar nicht so groß. Mein Gedanke ist vor allem darauf begründet, dass sich Enosch von Isch ableitet, Isch dagegen eine andere Konnotation hat, als männlich (Strong #2145
zakar) und weiblich (Strong #5347
neqebah) wie Gott den Menschen schuf.
Larson hat geschrieben: ↑Di 20. Sep 2022, 22:59
Ich verstehe nun den Zusammenhang nicht ganz, was „Enosch“ hier in diesem Fall mit einem Königtum zu tun hat.
Es geht hier um die Rollenerwartung, die der Enosch erfüllt. Allein zakar zu sein, reicht dafür nicht. So ist jemand auch noch kein Mann, nur weil er mit Penis geboren ist, obwohl er im Sinne des Sexualdimorphismus männlich bzw. ein Männchen ist. Der Unterschied zwischen Mann und Knäblein ist aber die Erwartung eines gewissen Werdeganges, der mehr zu enthalten hat, als allein die Anzahl dahin gelebter Jahre. Sonst sagt man über solche Männchen : "Der ist kein richtiger Mann !"
Bezogen auf den Messias, hat er eben die Rollenerwartung nach dem Gesetz Mose und die Herkunft aus dem Hause Davids zu erfüllen. Und beim Königtum Israels muss ja erwähnt werden, dass es auf Forderung des Volkes hin institutionalisiert wurde. Es begehrte einen König, weil es sich natürlich gewisse Vorteile dadurch versprach, in dem Fall eben so "toll" wie die Nationen zu sein. Auch wenn der König selber nicht demokratisch besetzt wurde, so wurde aber doch das Königtum ansich per Volksbeschluss gefordert. Es entspricht also der sozialen Konvention und Rollenerwartung, die ich ansprach. Die Erwartungen an einen zukünftigen König waren von einem Ideal geprägt, das Israel von den anderen männlichen Königen der Nationen vermittelt bekam.
Larson hat geschrieben: ↑Di 20. Sep 2022, 22:59
Sicher ist es ein Mensch, dieser kommende Fürst, da er ja aus den Lenden Davids verheissen ist.
Um ein Mensch zu sein, muss jemand aber nicht aus den Lenden Davids hervor kommen. Zur Gattung Mensch zu gehören, das ist nicht erklärungsbedürftig für den Messias. Es ist erklärungswürdig, wieso er überhaupt aus einem menschlichen Königdtum hervor kommen muss. Um einfach nur Mensch zu sein, wäre es egal, welchen sozialen Hintergrund er hätte. Er hätte von irgendwoher kommen können. Der Messias ist keiner, der vom Himmel fällt, sondern einer, der mitten aus der menschlichen Ordnung als formaler Vertreter dieser Ordnung mit Rechten und Pflichten hervor tritt.
Aber nicht um diese Ordnunung dauerhaft zu halten und zur eigenen Beglückung zu regieren, sondern um sie abzuschaffen. Was dann entsteht ist eine Anarchie, aber nicht zu verwechseln mit Anomie. Anarchie bedeutet Überwindung von Hierarchie und Patriarchat und somit von sozialen Ungleichheiten. Diese Anarchie ist dann die Herrschaft des Messias in jedem. Das Reich Gottes ist inwendig in uns.
Larson hat geschrieben: ↑Di 20. Sep 2022, 22:59
Und Gott will ja nicht ein Königtum wie es die Nationen haben, errichten, wo der König profitiert und die Untertanen bezahlen. Deshalb wird ja auch von einem priesterlichen Königtum gesprochen, also weniger von einem Regenten, sondern einer.
Deswegen muss die Herrschaft des Messias anders gedacht werden als die irdischer Herrscher. Wenn die Bibel davon redet vergleicht sie das nur mit Metaphern.
Und noch mal zurück zu Hesekiel und Daniel, die als Ben Adam angesprochen werden. Sie waren zwar Israeliten und somit auch Abkömmlinge ihrer patriarchalen Gesellschaft, aber mit der Zerstörung Jerusalems und der Deportation nach Babylon gab es einen Bruch in ihrer gesellschaftlichen Kontinuität. Daniel hatte keinen Landbesitz in Juda mehr über den er walten konnte und Hesekiel als Priestersohn konnte ohne Tempel keinen Dienst ausführen. Sie waren also abgetrennt aller bisherigen gesellschaftlichen Konventionen und zurückgeworfen auf ihr nacktes Dasein, also mit nichts als dem Erbe, dass Adam ihnen biologisch hinterließ. Die Selektion durch Nebukadnezar erfolgte demnach auch nicht nach gesellschaftlichem Status und Ansehen, sondern aufgrund ihrer eigenen persönlichen Vorzüge von Aussehen und Verstand.