Kain

Themen des alten Testaments
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kain

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Helmuth hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 17:29 Ihr macht m.E. grundlegende Auslegungsfehler mit euren theologischen Deutungsversuchen. Ihr berücksichtigt nicht, das Kain einer der allerersten Menschen war. Woher sollte er all das mit der Behüterrolle wissen? Es lebte erst die zweite Generation auf Erden nach Adam & Eva. Es gab noch kein Gesetz, aber Gott redete noch direkt mit Kain.

Gott hatte ihn also nicht deswegen zur Verantwortung gezogen, weil er vor Abel gesetzt worden wäre. Ein solches Wort ist nie an ihn ergangen. Einen Text dahingehend auslegen ist das Übergehen des historische wie geistlichen Kontextes und das meiste Vorgetragene ist reinste Eisegese.
Nenn es Eisegese, aber es wäre dann Eisegese im Lichte des NT, denn ich erinner nur die Verse im Zusammenhang mit dem Gebot der Nächstenliebe als Erfüllung des Gesetzes.

- Matthäus 7,12 : Die Goldene Regel
- Römer 2,14-15 : Das ins Herz der Nationen geschriebene Gesetz
- Römer 13,10 : Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
- Galater 5,14 : Die Nächstenlebe als Erfüllung des Gesetzes
- Jakobus 2,8 : Das Königliche Gesetz der Nächstenliebe
- 1. Johannes 3,17 : Die Liebe, die auf das Wohlergehen des Bruders achtet

Es ist umgekehrt so, dass, wenn man dies nicht beachtet und mit einbezieht, man die Sitation Kains im Lichte der Lehre vom Menschen als eiskalter Nutzenmaximierer (Homo Oeconomicus) projiziert. Eben weil Kain erst die zweite Generation war, sollte man dies nicht tun. Er war vielleicht ein solcher Antimensch, aber es konnte Vortrefflicheres von ihm durchaus noch erwartet werden.

Kain war auf jeden Fall älter als Abel, aber wie viel genau, wissen wir natürlich nicht. Sehr wahrscheinlich war er zum besagten Zeitpunkt aber der Kräftigere von beiden, da er Ackerbauer war, Abel dagegen nur Viehhirte. Wie hieß es nach dem Sündenfall ? Im Schweiße des Angesichts soll der Mensch sein Brot mit Mühe essen. Kain war also dazu halbwegs in der Lage. Abel nicht oder noch nicht. Abel erfüllte hingegen eher den ursprünglichen Auftrag des Menschen, über die Tiere zu walten, die mit dem Sündenfall ja nicht obsolet geworden ist.
Offenbarung 1,3 Glückselig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe!
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Larson
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Re: Kain

Beitrag von Larson »

Helmuth hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 17:29 Ihr macht m.E. grundlegende Auslegungsfehler mit euren theologischen Deutungsversuchen. Ihr berücksichtigt nicht, das Kain einer der allerersten Menschen war. Woher sollte er all das mit der Behüterrolle wissen? Es lebte erst die zweite Generation auf Erden nach Adam & Eva. Es gab noch kein Gesetz, aber Gott redete noch direkt mit Kain.
1.Mo 4,
15 Da sprach der HERR: Fürwahr, wer Kain totschlägt, zieht sich siebenfache Rache zu! Und der Herr gab dem Kain ein Zeichen, daß ihn niemand erschlüge, der ihn fände.
16 Und Kain ging aus von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, östlich von Eden.
17 Und Kain erkannte sein Weib; die empfing und gebar den Hanoch. Und da er eben eine Stadt baute, so nannte er sie nach seines Sohnes Namen Hanoch.
Und wer sollte denn Kain erschlagen, da es noch „keine“ Menschen gab, und woher nahm denn Kain eine Frau? Eine Stadt für sich allein? Woher kamen auf einmal dieses Volk? Da steht so manches nicht hier, was doch irgendwie Voraussetzung war.


Und weiter: „theologische Deutungsversuche“ aus welcher Perspektive willst du es denn deuten? Welche „Theologie“ legst du der Geschichte vor, um sie zu deuten? Weiter wäre es (ursprünglich) eine jüdische Überlieferung, aber mal legt das "Christliche" darüber.
Jes 45,9 Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet – ein Tongefäß unter tönernen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du? Und dein Werk von dir: Er hat keine Hände?
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Helmuth
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Re: Kain

Beitrag von Helmuth »

Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:37 Und wer sollte denn Kain erschlagen, da es noch „keine“ Menschen gab, und woher nahm denn Kain eine Frau? Eine Stadt für sich allein? Woher kamen auf einmal dieses Volk? Da steht so manches nicht hier, was doch irgendwie Voraussetzung war.
1. Mo 5,4 hat geschrieben:Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, waren 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter.
1. Mo 5,7 hat geschrieben: Und Seth lebte, nachdem er Enos gezeugt hatte, 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
Wann genau dieser Brudermord passiert ist,wissen wir ja nicht. Aber 800 Jahre sind eine Menge Zeit. Es gab also schon so etwas wie eine Sippe. Das bezugt uns dieses Wort zumindest.
Zuletzt geändert von Helmuth am Fr 23. Sep 2022, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Larson
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Re: Kain

Beitrag von Larson »

Oleander hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 16:29 Ich versteh leider immer noch nicht die Aussage Kains: Bin ich meines Bruders Hüter?
Also im Sinne, was er sich dabei dachte, als er das sagte... :denken:

War es Aufgabe des Kains, immer darauf zu achten, was Abel so macht....?

Wann sagte Kain dies?
Vers 8: Kajin sagte dies seinem Bruder Hewel. Es war aber, während sie auf dem Feld waren, da überfiel Kajin seinen Bruder Hewel und erschlug ihn. 9. Da sprach Gott zu Kajin: Wo ist dein Bruder Hewel? Er erwiderte: Ich weiss es nicht, bin ich der Hüter meines Bruders?
Also Kain erschlägt den Abel und Gott fragt ihn danach, wo denn sein Bruder sei. Kain wusste sehr wohl, was er getan hatte, wusste auch, wo Abel war, und redete sich mit einer Floskel raus, machte Gott etwas vor.

Aber:
10. Er aber sprach: Was ast du getan! Hörst du die Stimmen? Es sind die zerspritzten Blutstropfen deines Bruders! Sie schreien zu Mir auf vom Menschenboden.
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Larson
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Re: Kain

Beitrag von Larson »

Helmuth hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:51 Es gab also schon so etwas wie eine Sippe. Das bezugt uns dieses Wort zumindest.
Streng genommen nicht, denn da steht, dass Kain erst danach sich eine Frau nahm, und vorher steht nichts davon.

Also da ist vieles nicht geschrieben, was der Phantasie dann freien Lauf lässt.
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Helmuth
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Re: Kain

Beitrag von Helmuth »

Oleander hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 16:29 Ich versteh leider immer noch nicht die Aussage Kains: Bin ich meines Bruders Hüter?
Also im Sinne, was er sich dabei dachte, als er das sagte... :denken:
Dann erklär ich dir's mal auf Wienerisch: "Oida, wos scheiß i mi um den?" Kommt's rüber? Denk einfach wie ein Arschloch, das Kain ja war, ach man sagt das ja so nicht, sondern er war "bese". :mrgreen:

Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:56 Also da ist vieles nicht geschrieben, was der Phantasie dann freien Lauf lässt.
Der 800 Jahre Zeitraum ist keine Phantasie, sondern das steht geschrieben. Was nicht geschrieben steht ist das Datum seiner Tat. Doch wann sich Kain eine Frau genommen ist für den Tathergang wiederum irrelevant. Der spielt sich nur zwischen Gott, Kain und Abel ab.
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Larson
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Re: Kain

Beitrag von Larson »

Helmuth hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:56 Was nicht geschrieben steht ist das Datrum seiner Tat. Und wann sich Kain eine Frau genommen ist für den Tathergang wiederum irrelevant.
Naja, also so einfach ist das nun auch wieder nicht, steht zumindest bei jeder Generation, wann Kinder gezeugt wurden.
Und auch hier wurde dann ein „Ersatz“ für Hewel geboren, den Seth.
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ProfDrVonUndZu
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Re: Kain

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Helmuth hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:51 Wann genau dieser Brudermord passiert ist,wissen wir ja nicht. Aber 800 Jahre sind eine Menge Zeit. Es gab also schon so etwas wie eine Sippe. Das bezugt uns dieses Wort zumindest.
Der Mord passierte noch vor der Zeugung Seths, und bei dieser wiederum war Adam 130 Jahre alt, wenn er insgesamt 930 Jahre lebte. Die scheinbaren Probleme ergeben sich aus einem ganz anderen Umstand, nämlich dass wir Allwissende Leser unsere Perspektive auf Kain projizieren. Wusste er überhaupt, was um ihn herum auf der Welt los war ? War ihm klar, dass er von der ersten und einzigen Familie auf der Welt stammt ? Falls ja, vielleicht spekulierte er aber auch auf die Zukunft, dass es vielleicht jetzt in dem Augenblick noch kaum oder gar keine anderen Menschen gab, aber vielleicht 20-30 Jahre weiter. Adam und Eva hätten auch schon andere Kinder gezeugt haben können. Das ist nicht auszuschließen, nur weil davon nicht berichtet wird. Der uns dargestellte Stammbaum ist keine Übersicht über die gesamte Menschheit, sondern es ist eine pfadabhängige Betrachtung im Kontext der Heilsgeschichte Israels.
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Re: Kain

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:19 Nicht „soll“, sondern wird, was ein wesentlicher Unterschied ist. Weiter sagte er dies zur Frau und nicht als Gebot an den Mann.
Es stimmt, es wird kein klassischer Imperativ verwendet, aber den gibt es im Hebräischen so auch nicht. Das Problem ist leider, wenn man die Aussage hier nicht als Imperativ versteht, dann kann man auch den Dekalog nicht als Imperativ verstehen und dann stellt sich die Frage in wieweit wir es noch mit Geboten oder Gesetze überhaupt zu tun haben.
Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:19 Zum ersten ja, und zum anderen nein, das sagt Paulus nicht in dem Sinn wie du es darstellst.
Doch genau so sagt er es im übergeordneten Kontext. Wenn man dies nicht bzw. anders versteht, dann weil man den Exegeten im Geiste der stoischen Philosophie auf den Leim gegangen ist, die die nicht-stoischen Aussagen des Paulus stoisch lesen. Und ich sage hier nicht, dass die Stoa ursprünglich frauen- und leibfeindlich ist. Ich rede von späteren christlichen Exegeten.
Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:19 Seine Begründung, dass die Frau der Abglanz des Mannes ist.
Was verstehst du unter Abglanz ? Im Griechischen steht hier Doxa. Kein einfaches Wort, später durch christliche Exegese bis zur Unkennlichkeit aufgeblasen. Oft ist es die Übersetzung des hebräischen Kabod, was Schwere, Gewicht oder Wichtigkeit meint. Die Frau wurde dem Mann als Hilfe erschaffen. Der Zusammenhang mit Doxa wäre demgemäß sehr naheliegend.
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frank

Re: Kain

Beitrag von frank »

Larson hat geschrieben: Fr 23. Sep 2022, 18:37 Und weiter: „theologische Deutungsversuche“ aus welcher Perspektive willst du es denn deuten? Welche „Theologie“ legst du der Geschichte vor, um sie zu deuten? Weiter wäre es (ursprünglich) eine jüdische Überlieferung, aber mal legt das "Christliche" darüber.
Ursprünglich wohl eher eine aramäische Überlieferung - ich hatte dazu einen Text eingestellt:

viewtopic.php?p=500650#p500650
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