Gesetz der Freiheit

Themen des Neuen Testaments
Zippo
Beiträge: 3328
Registriert: Mo 23. Jan 2017, 00:17

Gesetz der Freiheit

Beitrag von Zippo »

Hallo zusammen,

In Jak 1,25 spricht Jakobus von dem Gesetz der Freiheit. Diese Formulierung klingt zunächst etwas widersprüchlich. Was ist denn damit gemeint ? Entweder habe ich ein Gesetz oder ich habe die Freiheit.

Paulus spricht doch eigentlich immer davon, daß der gläubige Christ frei von dem Gesetz ist. In Rö 7,3 wird diese Freiheit vom Gesetz mit dem Tode eines Mannes verglichen, welcher die Frau aus dem Ehebündnis befreit. Damit ist doch die Befreiung aus dem Bund des Gesetzes gemeint, den Gott mit Mose geschlossen hat ? Das gibt Freiheit für den neuen Bund mit dem Herrn Jesus. Joh 1,17

Paulus hat einen großen Kampf geführt, um den Christen die Befreiung aus dem Gesetz zu erklären und hat sich damit nicht unerheblich mit seinen Stammesverwandten angelegt. Gal 5,11

Alles ist erlaubt, aber nicht alle dient zum Guten, sagt Paulus in 1 Kor 6,12; 10,23

Wenn jetzt Jakobus von dem Gesetz der Freiheit spricht, muß da nicht in diesem Sinne gehandelt werden ? Natürlich leuchtet jedem Menschen ein, daß die Freiheit eine Grenze haben muß und über die gewonnene Freiheit von dem Gesetz niemand zu schaden kommen soll. Es soll ja vielmehr einer dem anderen in Liebe dienen, wie Gal 5,13 sagt.

Ist die Freiheit also doch an gesetzliche Regeln gebunden ?

Gruß Thomas
Zuletzt geändert von Zippo am Do 13. Okt 2022, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Anthros
Beiträge: 3535
Registriert: Do 2. Jul 2020, 09:25

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Anthros »

Zippo hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:13 Entweder habe ich ein Gesetz oder ich habe die Freiheit.
Es darf nicht mit politisch-strafrechtlichen Gesetzen verwechselt werden. Es ist auch nicht die Freiheit der Willkür, sondern Freiheit in einem höheren Sinne gemeint. Die hätte man dann auch, ist man im staatlich-weltlichen Gefängnis.
Benutzeravatar
Lea
Beiträge: 689
Registriert: Mi 31. Aug 2022, 17:44

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Lea »

Zippo hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:13 In Jak 1,25 spricht Jakobus von dem Gesetz der Freiheit. Diese Formulierung klingt zunächst etwas widersprüchlich. Was ist denn damit gemeint ? Entweder habe ich ein Gesetz oder ich habe die Freiheit.
Ich finde den Schlüssel zum Kern dieser Aussage ganz am Anfang des Abschnittes ...
Jakobus 1,19
Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.
.... ist demnach auf den Umgang miteinander ausgerichtet.

Freiheit hat schenkt Weite, hat auch Grenzen. *Meine* Grenzen enden dort, wo die Grenzen eines anderen Menschen anfangen. Ebenso ist es umgekehrt. Ich darf meine eigenen wahrnehmen und schützen vor Angriffen von außen.

"Gesetz" ist hier einfach Fakt. Nicht etwas, das man aufdiktiert bekommt. Ähnlich wie man Naturgesetze definiert. Sie bestehen einfach ... zusammen mit dem Gesetz der Ursache und Wirkung.
Glauben (an Gott) funktioniert nicht, indem man "über" den Glauben redet, sondern indem man Glauben LEBT.
Sichtbar werden die Spuren indem sie hinführen zu Gott. Denn Gott findet man nur bei Gott selbst.
Zippo
Beiträge: 3328
Registriert: Mo 23. Jan 2017, 00:17

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Zippo »

Anthros hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:27
Zippo hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:13 Entweder habe ich ein Gesetz oder ich habe die Freiheit.
Es darf nicht mit politisch-strafrechtlichen Gesetzen verwechselt werden. Es ist auch nicht die Freiheit der Willkür, sondern Freiheit in einem höheren Sinne gemeint. Die hätte man dann auch, ist man im staatlich-weltlichen Gefängnis.
Ja, der Gebrauch des Wortes "Gesetz" bei Jakobus hat nicht den Sinn eines politischen Strafgesetzes, und mit dem Wort Freiheit ist Freiheit in einem höheren Sinne gemeint. Man kann sich ja auch freiheitlich selbst Grenzen setzen, anstatt dem Fleisch Raum zu geben.Gal 5,13-23
Und man kann sich vornehmen, nicht nur ein Hörer des Wortes zu sein, sondern auch ein Täter. Jak 1,23-25 bzw. in der Freiheit dem anderen in Liebe zu dienen. Gal 5,13

Gruß Thomas
2 Kor 13,14 Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Anthros
Beiträge: 3535
Registriert: Do 2. Jul 2020, 09:25

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Anthros »

Zippo hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:43 Man kann sich ja auch freiheitlich selbst Grenzen setzen, anstatt dem Fleisch Raum zu geben.Gal 5,13-23
Und wie sieht das aus?

Und man kann sich vornehmen, nicht nur ein Hörer des Wortes zu sein, sondern auch ein Täter. Jak 1,23-25 bzw. in der Freiheit dem anderen in Liebe zu dienen. Gal 5,13
So etwa? Sagt mir nichts als leere Worte.
Spice
Beiträge: 12890
Registriert: Di 22. Mai 2018, 15:38

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Spice »

Zippo hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:13 Hallo zusammen,

In Jak 1,25 spricht Jakobus von dem Gesetz der Freiheit. Diese Formulierung klingt zunächst etwas widersprüchlich. Was ist denn damit gemeint ? Entweder habe ich ein Gesetz oder ich habe die Freiheit.
"Gesetz" muss man hier wie "Naturgesetz" verstehen. Zum Beispiel verträgt sich Freiheit nur mit der Liebe und dem Frieden und der Begierdelosigkeit. Das sind die geistigen Gesetzmäßigkeiten.
frank

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von frank »

Ich finde die Erklärung der messianischen Juden sinnig:
Wenn aber ein Mensch Einblick hat in die vollkommene Torah, die Freiheit schenkt, und dabei bleibt und nicht nur ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, das sie verlangt, dann wird er gesegnet sein in dem, was er tut
(Das jüdischen Neue Testament von David H. Stern)
dazu die Erklärung:
Die vollkommene Torah kommentiert Yechiel Lichtenstein in Anspielung auf Matth 5,17: "Der Messias hat sie vervollkommnet, weil der Herr sagte, das er gekommen sei, die Torah vollständig zu machen" und Lichtenstein fährt fort: Das bedeutet, dass der Gläubige Gott nicht mehr wie ein Sklave dient, aus Angst, sondern wir ein Sohn, der seinem Vater dient, aus Liebe. Der Geist des Messias hat ihn befreit und ihm einen neuen Geist gegeben.
(Kommentar zum Jüdischen Neuen Tesament Bd 3 S 106)

Da passt auch Jak 2,12 rein:
"Redet und handelt wie Menschen, die nach einer Torah gerichtet werden, die Freiheit schenkt. Denn das Gericht wird keine Gnade haben mit jemanden, der keine Gnade zeigt, die Gnade aber triumphiert über das Gericht."
Zuletzt geändert von frank am Do 13. Okt 2022, 12:14, insgesamt 1-mal geändert.
Anthros
Beiträge: 3535
Registriert: Do 2. Jul 2020, 09:25

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Anthros »

Lea hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:40 Freiheit hat schenkt Weite, hat auch Grenzen. *Meine* Grenzen enden dort, wo die Grenzen eines anderen Menschen anfangen. Ebenso ist es umgekehrt. Ich darf meine eigenen wahrnehmen und schützen vor Angriffen von außen.
Bibel: Wenn dich einer zwingt, mit ihm eine Meile zu gehen, dann gehe mit ihm zwei.
Benutzeravatar
Oleander
Beiträge: 20308
Registriert: Sa 2. Feb 2019, 00:04

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Oleander »

Anthros hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 12:13
Lea hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 11:40 Freiheit hat schenkt Weite, hat auch Grenzen. *Meine* Grenzen enden dort, wo die Grenzen eines anderen Menschen anfangen. Ebenso ist es umgekehrt. Ich darf meine eigenen wahrnehmen und schützen vor Angriffen von außen.
Bibel: Wenn dich einer zwingt, mit ihm eine Meile zu gehen, dann gehe mit ihm zwei.
Und jetzt dazu: Tut man es, weil es in der Bibel so steht oder aus sich selber heraus?
Denn dann wäre es Freiheit, wenn ich es selber will, nicht weil es angordnet wird oder jemand dadurch Gott gefallen will oder aus Angst vor...
Wenn Mutti was sagte, dachte ich darüber nach...
Oft sagte ich dann: Mama, du hast recht. Ja, so werd ichs machen....
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
Anthros
Beiträge: 3535
Registriert: Do 2. Jul 2020, 09:25

Re: Gesetz der Freiheit

Beitrag von Anthros »

Oleander hat geschrieben: Do 13. Okt 2022, 12:29 Oft sagte ich dann: Mama, du hast recht. Ja, so werd ichs machen....
Als Kind bekommt man autoritativ gesagt, was richtig ist oder sein soll. Als Jugendlicher kommt man ins Trotzalter, man lehnt vieles ab und sucht eigene Wege. Als Erwachsener ist man theoretisch von beidem frei und kann selbst entscheiden, darunter kann natürlich auch gehören, dass es richtig war, was die Mama einst sagte. - So ähnlich ist es auch im Biblischen. Nur sind ihre Verse, wie auch der der zwei Meilen, quasi wie verschlüsselt.
Antworten