Ein philosophisches Argument sollte nicht davon abhängen, dass hoffentlich kein Ingenieur anwesend ist.Thaddäus hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 20:21Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 19:15Man liest den Plan und schließt daraus, dass dies ein Gerät ist, was die Zeit messen kann. Kannst du bitte genau erklären, warum das nicht möglich ist?Thaddäus hat geschrieben: ↑Mo 16. Jan 2023, 18:14Wenn du eine alte mechanische Uhr zerlegst und genau beschreibst, aus welchen mechanischen Teilen sie besteht, wie diese kunstvoll ineinanderwirken und wie die Teile fachkundig nach Uhrmacherkunst zusammenzusetzen sind, damit eine funktionierende Mechanik daraus entsteht, - dann fehlt in dieser Beschreibung der wichtigste Aspekt. Solange du nur die Mechanik beschreibst, wie diese aufgebaut ist und kausal zusammenwirkt, wird dieser wichtigste Aspekt stets fehlen. Dieser wichtigste Aspekt einer kunstvollen mechanischen Uhr ist, dass sie die Zeit misst.
Kannst du mir sagen, wofür das gut ist?
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Eben.
Ich vermute jedoch, dass das ein Werkzeug oder Teil eines Werkzeuges ist, wo eine Welle rotiert und die Rotation um 90° umgelenkt wird. Soviel kann wirklich jeder erkennen. Ich erkenne da noch einen Regler, wahrscheinlich zum Einstellen der Rotationsgeschwindigkeit - das war aber geraten. Ich würde wegen des Knicks auf eine Flex tippen.
Und wenn ich nun meine, dass an einem Uhrwerk nichts Mysteriöses ist, ist das relevant für meine Ansichten über die Seele, weil... ?
Es geht mir einfach um die Argumente. Ich will hier nicht den Physikalismus verteidigen, sondern nur bei nach meiner Empfindung sehr komischen Argumenten gegen denselben nachfragen.
Das ist wieder so eine seltsame Formulierung. Kommen die Qualia von außerhalb? Das sicherlich nicht. Also sind sie Produkt des Gehirns, und damit reicht das Gehirn vollumfänglich aus.Da stimme ich dir zu. Mein Hinweis auf das Buch von Tononi und Edelman (Geist und Gehirn. Wie aus Materie Bewusstsein entsteht, 2002) war in diesem Zusammenhang übrigens ernst gemeint. Deren Theorie der Integrated Information Theory ist die im Augenblick beste Theorie zur Erklärung von Bewusstsein auf der Grundlage unseres Gehirns.
Ich stimme mit Gabriel überein, dass unser Nervensystem die notwendige Bedingung unserer kognitiven Fähigkeiten ist, unseres Bewusstseins und unseres Geistes. Ohne Gehirn läuft nichts. Aber es ist keine hinreichende Bedingung, weil Qualia und Denken und Bewusstsein etwas qualitativ anderes sind, als die sie begleitenden physiologischen Prozesse. Der Arzt fragt nach der Stärke des Schmerzes auf einer Skala von 1-10. Eine Beschreibung der neuronalen und chemo-elektrischen Prozesse in den Nervenbahnen und unseres Schmerzzentrums im Gehirn, ist keine Antwort auf die Frage des Arztes.
Die Gabriel-Ontologie scheint die sehr wesentliche Einsicht oder Unterscheidung zu versperren, dass gewisse Dinge nur sekundär, parasitär, abhängig, untergeordnet oder was auch immer zu anderen Dingen existieren.
Wenn Gabriel es schafft einen Strohmann eine extrem restriktive Variante des Physikalismus zu widerlegen, dann sagt das was aus?
Ist das hier wieder verschreckte Geisteswissenschaftler vs. "MINTler".
Was ist denn z. B. der Unterschied zwischen Daniel Dennett's stances und Markus Gabriel's Sinnfeldern?
Ja, das ist auch wieder so was... das Gehirn ist ein Sinnesorgan - und voilà der Streit Empirismus vs. Rationalismus ist gelöst.Das stärkste Argument für die Bedeutung des Gehirns für unser Bewusstsein und alle unsere geistigen Aktivitäten ist, dass unser Hirn ein Produkt einer Millionen Jahre andauernden evolutionären Entwicklung ist. Die Natur bringt in Jahrmillionen der Evolution nichts hervor, das überflüssig ist!
Wenn aber unser Geist und unsere Seele und unser ganzes Bewusstsein auch problemlos getrennt und völlig unabhängig von unserem physiologischen Körper, unserem Gehirn und unserem zentralen Nervensystem einfach so weiterexistieren könnten, als bräuchte es des Körpers nicht, - ja, dann hätte Mutter Natur Jahrmillionen der Entwicklung vergeblich mit etwas zugebracht, auf das man auch genauso gut verzichten kann. Und das wäre absurd. Alle physiologischen Eigenschaften der Tiere sind für etwas gut. Delphine haben Gehirne, die weit größer sind als unsere. Aber sie haben weder Arme mit Händen noch opponierende Daumen. Deswegen konnten sie nie Uhren bauen und darum fressen sie bis heute nur Fisch und kacken ins Meer. Pech gehabt.
In der Natur gibt es aber allenthalben Information und auch Mathematik und Logik. Nach Gabriels These hat sich das Gehirn evolutionär entwickelt, um diese vorhandenen Informationen wahrnehmen und interpretieren zu können.
Ja, ich kenne Gabriel nicht. Aber: entweder ist er gehypter Spaßphilosoph oder das epochale Jahrtausend-Genie.
Was anderes geht nicht, denn solche Äußerungen sind einfach zu extrem.