Magdalena61 hat geschrieben: ↑Mo 6. Feb 2023, 18:34
Die Lehre, man müsse allen jederzeit vergeben, unabhängig von deren inneren Haltung (Reue) ist FALSCH.
Ich lese und interpretiere die Worte Jesu für mich unmissverständlich anders. Darum ziehe ich den Schluss, dass es falsch ist einen Grund zu suchen, oder anders ausgedrückt eine Bedingung zu setzen um nicht vergeben zu müssen. Ich denke die permanente Bereitschaft zur Vergebung entspricht genau dem Charakter Gottes. Darum will ich auch so werden. Ein Wort dazu:
Hos 11,8-9 hat geschrieben: Wie sollte ich dich hingeben, Ephraim, dich überliefern, Israel? Wie sollte ich dich wie Adama hingeben, wie Zeboim dich machen? Mein Herz hat sich in mir umgewendet, erregt sind alle meine Erbarmungen. Weder will ich die Glut meines Zorns ausführen noch Ephraim wieder verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte, und ich will nicht in Zornglut kommen.
Spiegelt das nicht 1:1 Gottes Herz wider? Das heißt aber nicht, dass er am Ende auch alles vergibt, und sich sein Zorn eines Tages nicht entladen wird. Aber er hält sich bereit und wartet auf deine Umkehr, dein Leben lang. Und solange ist Gnadenzeit. Gottes Wille ist also nicht Gericht, sondern Vergebung.
Rache ist auch nicht meine Sache. D.h. soll man belastende Sachen auch bewusst loslassen und Gott übergeben. Anders funktioniert Vergebung nicht. Wie Gott am Ende das handhabt ist seine Sache und er macht es vollkommen und gerecht. Daran glaubt auch mein Herz.
Das ist auch für mich der Sinn von "Rächt euch nicht selbst". Der Grund ist denkbar einfach: Gott will nicht, dass ich mein Leben lang damit belastet bleibe, denn solches schlägt sich auch nachweislich auf die Gesundheit, die geistliche wie leibliche. Gott selbst wird ja nicht krank.
Ich vergebe lieber einmal zuviel, selbst wenn es unnötig und wirkungslos wäre oder man sogar wieder zum Opfer wird. Das ist meine Leseart auf die Frage Petrus: "Wie oft und ob sieben Mal nicht reichen sollte?" Jesu Antwort mit 70x7 ist eine Sprachfigur für immer. Man nimmt so sein Kreuz auf sich und ehrt Jesus damit.
Das geht aber nur, wenn man in einer Haltung der permananten Bereitschaft zu vergeben lebt. Und ja, das ist nicht leicht, aber nur so kreuzigt man sein Fleisch. Es funktioniert nicht, wenn man im Herzen ständig richtet, denn so hält man sein Herz in der Haltung hartherzig und verstockt es.
Auch wenn ich meine, es bringt ja nix, denn morgen sündigt derjenige eh wieder, also wozu? Ich widerspreche damit Jesu Wort "70x7". Man fängt ja nicht einmal ein erstes Mal damit an. Man mache das erst 490 Mal und dann sehe man weiter. Ich sage es kann gar nicht anders sein, dass Gott auch reagieren wird und das zu deinen Gunsten. Anders versuchst du dir nur selbst zu helfen und das Ergebnis kann man beobachten, rundum kaputte Mitmenschen.
Ich sehe darin den Schliff des HG wie er mich in das Ebenbild Jesu umformt, mein hartes Herz in ein weiches verwandelt, unabhängig davon ob ich Recht habe, dass derjenige morgen tasächlich wieder sündigt oder sich weiter unversöhnlich zeigt. Einen Grund zu suchen nicht zu vergeben ist m.E. daher eines der typischen Werke des Fleisches und hemmt den geistlichen Fortschritt.
Von Nichtchristen ist man das ja gewöhnt, bei Brüdern tue ich mir damit aber schwer, die sich nicht weiterentwickeln. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass solche Beziehungen eines Tages deswegen wieder zerbrechen und das geht hinein bis in die eigene Familie. Sich zu lösen oder zerbrechen ist nicht dasslebe. Ich kann Gelöstes wieder verbinden, aber Zerbrochenes geht schwer. Solch unversöhnliche Menschen werden im Alter verbittert und man kann es auch an ihren Gesichtszügen sehen.
Einen Grund zu suchen ist auch nicht dasslebe wie einen klaren Grund von Gott geoffenbart zu haben und das mit ehrlichem Frieden im Herzen in Einklang zu bringen. Die eigenen Gründe sind zu oft fadenscheinig, nur merkt man das im Zustand seines Zorns und seiner Wut nicht, aber es klassifizert religiöses Getue. Solches ist, was ich unter Heuchelei verstehe.
Nach allfälligen Gründen suchen muss ein Richter, der das obendrein ohne Ansehen der Person und unparteiisch zu tun hat, nicht aber wir als Partei. Im AT verschaffte man dem Opfer so Genugtuung, dass es die Exekution zu Tode ausführen durfte. Unsere Gesellschaft verbietet das, und so bleibt die Verbitterung bei den Opfern.
Doch diesen Todeskreislauf der ewigen Bitterkeit und Rachegelüsten durchbricht der HG, jedenfalls für die Kinder Gottes, wenn man sich von ihm einen neuen Geist (der anders denkt) und ein neues Herz (das anders handelt) schenken lässt:
Hes 11,19 hat geschrieben: Und ich werde ihnen ein Herz geben und werde einen neuen Geist in euer Inneres geben. Und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch wegnehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben.