Claymore hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 23:42
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 15. Jun 2023, 17:37
Für meine ontologische Fragestellung im obigen Beispiel ist es irrelevant, welche Ontologie du vertreten möchtest, es sei denn, du möchtest ernsthaft behaupten, es gäbe keine Halsketten mit Anhängern - und im Speziellen keine Sternanhänger, weshalb man über sie auch keine wahren Aussagen treffen kann.
Ja, das möchte ich "ernsthaft".
Du möchtest also - indem du über Halsketten und Sternanhänger die sinnvolle (aber falsche) Aussage triffst, dass man sich nicht sinnvoll über diese unterhalten kann (da sie ja nicht existieren) -, bestreiten, dass man sinnvolle Aussagen über Halsketten und Sternanhänger treffen kann!
Hui. Du hast dich viel zu lange mit Hiob auseinandergesetzt.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 23:42
Nach Parmenides gibt es nur das all-eine statische Welt-Ding, und keine Einzeldinge, also auch keine Sternenanhänger.
Nach Heraklit kann "niemand zweimal in denselben Fluss steigen", und so besitzt der Sternenanhänger keine über die Zeit kontinuierliche Existenz.
Also gehen die Fragen schon bei den Vorsokratikern los - kein guter Start.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sowohl Parmenides als auch Heraklit der festesten Überzeugung waren, dass das Olivenöl, welches sie eben auf dem Markt gekauft haben, zu Hause angekommen immer noch die gleiche Qualität aufweisen würde, wie das, mit dem sie vom Markt weggegangen sind. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass keiner der beiden ernsthaft der Ansicht war, ihr Olivenöl sei, zu Hause angekommen, kein Olivenöl mehr, sondern Wasser oder Wein oder ein Feige.
Ich darf dir also versichern: man kann durchaus sinnvolle und wahre oder falsche Aussagen über Halsketten und Sternanhänger treffen, wie man sie auch über eben gekauftes Olivenöl treffen kann. Ich rate Philosophen immer wieder eindringlich, solche Selbstverständlichkeiten nicht in der Öffentlichkeit philosophisch zu bestreiten, da sie ansonsten von allen anderen für Spinner gehalten werden. Und das dann nicht ganz zu unrecht.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 23:42
Thaddäus hat geschrieben: ↑Do 15. Jun 2023, 17:37
Das ist nicht nur eine Zuschreibung, und die Welt beinhaltet nicht bloß Tatsachen.
DIe Welt IST die Gesamtheit der Tatsachen.
Wenn du sie so definierst, ja. Aber das ist wohl, wie schon gesagt, reine Konvention.
Konvention ist eher, dass die allermeisten Menschen das, was sie mit ihren Sinnen wahrnehmen können für die Welt halten. Sie halten also die Welt naiverweise für die Summe all ihrer Wahrnehmungen, von denen der Seh- und Tastsinn die dominanten sind. Darum machen Menschen eine ausholende, zeigende Geste mit der Hand und klopfen auf den nächstehenden Gegenstand, wenn man sie fragt, was die Welt ist.
Philosophen wissen, warum das naiv ist. Dass die Welt nicht das ist worauf man zeigen kann, sondern viel präziser gefasst die Gesamtheit der Tatsachen, die wiederum wahre Sachverhalte sind, ist da natürlich weitaus abstrakter und daher schwerer zu verstehen.
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 23:42Meiner Ansicht nach ist da rein gar nichts nachgewiesen.
Allgemein anerkannt gibt es beim
principium identitatis indiscernibilium von Leibniz gewisse Ausnahmen, z. B. intensionaler Kontext.
Und hier geht es um kontrafaktische Identität, oder Identität über mögliche Welten. Das ist eines der komplexesten philosophischen Probleme - [...]
Zwischen der
formallogischen "Identität des Ununterscheidbaren" und dem "principium identitatis indiscernibilium" gibt es einen Unterschied:
Letzteres bezeichnet die Behauptung Leibniz´, dass es keine zwei ganz und gar identischen Dinge geben kann. Deshalb kommt
der Wiki-Artikel in seiner Kritik auch auf Elektronen von Atomen zu sprechen, die ununterscheidbar, aber anscheindend nicht identisch sind. Leibniz macht also eine ontologische Aussage.
Die
formallogische Identität des Ununterscheidbaren ...
a = b ⟶ ⋁(Fa ⟷ Fb) [= wenn a gleich b ist, dann gilt für alle Eigenschaften von a und b: a hat genau dann die Eigenschaft F, wenn auch b die Eigenschaft F hat]
... sagt dagegen lediglich aus, dass WENN zwei Dinge a und b identisch sind, DANN haben sie exakt dieselben Eigenschaften. Ein Sternanhänger, der auf der ISS war (W
α) und ein Sternanhänger in einer möglichen Welt W
Z, der nicht auf der ISS war, haben freilich unterschiedliche Eigenschaften, denn über den einen ist ein Sachverhalt wahr, der über den anderen nicht wahr ist. Und das bedeutet, dass sie logisch also nicht identisch sein können (obwohl es materiell derselbe Sternanhänger ist, also dasselbe DING).
Claymore hat geschrieben: ↑Fr 16. Jun 2023, 23:42
Meiner Ansicht nach hätte Dir der Thread was gebracht, wenn dir auffallen würde, wie extrem seltsam Deine Einlassungen hier sind.
Meine EInlassungen kommen dir nur seltsam vor, weil du diese Art analytisch zu denken in der Philosophie nicht kennst. Glaube mir, jeder analytische Philosoph weiß, wovon ich schreibe. Der würde allenfalls noch mehr logische Präzision und begriffliche Klarheit fordern.