Hier aus dem Glossar der Bibel in gerechter Sprache, die hierfür eine gut recherchierte Grundlage bilden
Geist
Die Seeleruach (hebr.), pneuma (griech.) – Wind, Atem, Kraft, Geist, Geistkraft.
Das hebr. Wort ruach meint zunächst so etwas wie bewegte Luft. Dabei umfasst es physikalische Aspekte (Wind, Energie, Kraft) ebenso wie anthropologische (Atem, Gemüt, Lebensgeist, Charisma) und theologische (Geist, Geistkraft). Gottes ruach weht am Beginn der Schöpfung (Gen 1,2), sie erfasst Menschen, gibt ihnen das Leben (Hiob 33,4) und oft besondere Kraft (Ri 14,6; Jes 11,2). In Ez 37 kommen viele dieser Aspekte zusammen, wenn ruach als Wind in die toten Gebeine fährt, ihnen ihre ruach, ihre Lebenskraft wiedergibt und dann als Gottes ruach, Gottes Geistkraft in ihnen wirkt.
Im NT nimmt das griech. Wort(feld) pneuma diese Bedeutungen auf und bezeichnet vor allem die heilige Geistkraft als Leben schaffende Gegenwart Gottes. Von ihr ist Maria schwanger (Lk 1,35), sie kommt bei der Taufe auf Jesus (Mk 1,10), sie wirkt in Jesu Worten und Handeln (Mt 12,28) und ebenso in den Menschen und der ganzen Gemeinde in der Nachfolge Jesu (Apg 2,1-21 in Aufnahme von Joel 3; 2 Kor 13,13). Paulus stellt die Kraft des pneuma der natürlichen Schwäche des Menschen (sarx, ↑ basar) gegenüber (Gal 4,23.29); pneuma wird so zu einer Lebensnorm (Gal 6,8), zur Bestätigung und Erneuerung der Tora (↑ Gesetz) (Röm 7,14; 8,2).
In nachbiblisch-christlicher Theologie wird die Geistkraft Gottes zu einer Person der göttlichen Dreifaltigkeit (Trinität). Während der "Heilige Geist" (gemäß lat. spiritus sanctus) grammatisch männlich ist, ist hebr. ruach (weit überwiegend) weiblich. Die Erinnerung an die ruach kann daher für christlich trinitarische Modelle fruchtbar gemacht werden. Allerdings bliebe im Gespräch mit einer klassisch-dogmatischen Rolle des Heiligen Geistes die Frage, ob ihr in der göttlichen Gemeinschaft abermals die "Beziehungsarbeit" zukäme. (J. E.)
LeibDie Worte nefesch und psyche bezeichnen in Leib und Leben eines Menschen den Bereich, das Organ, in dem Gemüt, Leidenschaften, Vitalität verortet sind. Bibelübersetzungen geben die Worte überwiegend mit "Seele" wieder. Doch verbindet sich mit dem Begriff "Seele" rasch die Vorstellung eines Gegensatzes zwischen dem sterblichen Körper und der unsterblichen Seele, die nicht die biblische ist. In der biblischen Anthropologie gibt es keine klare Scheidung zwischen Leib, Gefühl und Geist. In nefesch und psyche sitzt das Leben in seiner integrativen Verbindung von Körperlichkeit, Denken und Fühlen, das je eigene personale Leben in oft bedürftiger (Koh 2,24) und gefährdeter (Ps 88,6) Ganzheit. So kann nefesch in der Verbindung mit einem Personalpronomen der 1. Person (nafschi) ein emphatisches "ich selbst", "mein ganzes Ich" meinen.nefesch (hebr.), psyche (griech.) – Kehle, Atem, Leben, Seele, Person.
In leiblicher Verortung ist nefesch die Kehle. Sie hat Hunger und Durst (Mi 7,1), durch sie geht der den Menschen belebende Atem (Gen 2,7), sie kann singen und so Gott segnen (Ps 104,1.35). In Jonas Psalm (Jona 2,6, vgl. Ps 69,2) heißt es, die Wasser reichten bis an die nefesch. Das meint einen realen Wasserstand und zugleich das Gefühl des Ertrinkens. Wird die Kehle zugedrückt, schwindet das Leben – umgekehrt empfindet ein Mensch Angst und Bedrängnis so, als werde ihm die Kehle zugeschnürt (vgl. Gen 42,21).
Auch griech. psyche vereint als Grundbedeutungen: Atem / Leben / Seele / Gemüt / Leidenschaften – die ganze Person. Im NT kann psyche (gegen den heutigen Sprachgebrauch) durchaus das physische Leben sein. So wird nach dem Leben (psyche) des Kleinkinds Jesus getrachtet (Mt 2,20). psyche kann auch die Personenzahl meinen (1 Petr 3,20, vgl. nefesch in Gen 46), so wie man noch heute Mitglieder einer Gemeinde oder Einwohner eines Dorfes als "Seelen" bezeichnet. Häufiger aber ist psyche der Ausdruck für das emotionale Leben. So tut jemand etwas aus psyche, d. h. "von Herzen" (Eph 6,6). psyche ist das Leben, das mehr ist als die Nahrung, wie der Leib mehr als die Kleidung (Mt 6,25). Darum kann zum Gewinnen des wahren Lebens auch die Preisgabe des materiellen gehören (Mk 8,35). Doch dieses wahre und ganze Leben ist – auch über den Tod hinaus – gerade nicht dem leiblichen entgegengesetzt. Biblische Psychologie als umfassende Lebenskunde hält Leib und Seele, Denken und Fühlen, Schwachheit und Vitalität zusammen. (J. E.)
[url]https://www.bibel-in-gerechter-sprache. ... l/glossar/basar (hebr.), sarx (griech.) – Fleisch, Körper, Glied, begrenztes menschliches Dasein; soma (griech.) – Körper, Leib, Geschöpf, Gemeinschaft.
Das hebr. Wort basar wie dessen griech. Übersetzung sarx bedeuten substanziell "Fleisch" (Gen 2,21-23), sie bezeichnen den Körper von Menschen und Tieren. basar / sarx verbindet Menschen und Tiere und unterscheidet sie von Gott (Gen 6,17; Joh 17,2). basar / sarx zu sein, bedeutet lebendig und sterblich zu sein (Jes 40,6-8) und kann die Verwandtschaft von Menschen (Ri 9,2; Röm 1,3), sowie Körperlichkeit bei der Beschreibung der Geschlechtsorgane von Mann und Frau (Lev 12,3; Ez 16,26; Gal 6,13) bezeichnen. Als Lebensgemeinschaft werden Frau und Mann ein basar / eine sarx genannt (Gen 2,24; Mt 19,5). Bei Paulus meint sarx zunächst neutral das irdische, körperliche Leben in seiner Ganzheit, ohne es abzuwerten. Zugleich beschreibt er die sarx als Ort, der für die Macht der ↑ Sünde angreifbar und deshalb besonders gefährdet ist (Gal 5,13-21; Röm 7,14). Sich an der sarx auszurichten, bedeutet angepasst an die herrschende Weltordnung zu leben und deren Strukturen für das eigene Verhalten zu übernehmen (Gal 5,13.19.24; 6,13; Jes 31,3). Dem stellt Paulus Geistkraft (↑ ruach) und Liebe als Lebensordnung des Miteinander gegenüber (Röm 8,1-11).
Das griech. Wort soma erfasst ebenso wie sarx den ganzen Körper und das menschliche Dasein. Im Gegensatz zum zeitgenössischen hellenistischen Sprachgebrauch wird im NT das soma nicht als körperliche Substanz beschrieben, die etwa als Materie dem Geist oder der Seele gegenüberstünde. Werden Menschen als soma benannt, dann werden sie in ihrer Beziehung zu anderen Menschen, zu Christus oder Gott angesprochen. Entscheidend ist, wodurch die Beziehungen geprägt sind: durch das Leben, die Geistkraft oder durch den Tod (1 Kor 15,44; Röm 7,24). In Aufnahme atl.-jüdischer Vorstellungen (Jes 26,19; Ez 37,1-14) richtet sich die Hoffnung der paulinischen Verkündigung auf die Auferstehung (↑ kum) der Körper (1 Kor 15,35-49). Im NT wird die Gemeinde als Körper Christi (soma Christou) bezeichnet, der durch die Körper der Menschen gegenwärtig ist (1 Kor 12,27) und durch seine Gegenwart ihre Körper heiligt (1 Kor 6,15.19; 7,34 ↑ kadosch). (C. J.)
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