Hiob hat geschrieben: ↑Do 14. Dez 2023, 21:09
Halte es bitte für mindestens möglich, dass es kanonische Vorschriften gibt, die eine primär kinder-verhindernde heterosexuelle Beziehung nicht als ehefähig ansehen, womit aus katholischer Sicht Geschlechtsverkehr der Betroffenen Sünde ist, weil er ja nur sein soll, wenn man den Grundlagen katholischer Ehe entspricht. Auch gut deutsch: Ein heterosexuelles Paar ist trotz kirchlicher Heirat NICHT gültig verheiratet und "lebt in Sünde", wie man sagt, wenn es willentlich keine Kinder "durch geschlechtliches Zusammenwirken" haben will. Damit sind Homosexuelle, egal ob männlich oder weiblich, ohnenhin außen vor.
Hoppala, "kinderverhindernd" ist jetzt wieder was anderes. Es ging eben doch noch um die
Einstellung. Also, dass beide Partner Kinder aktiv wollen müssen, damit die Ehe gültig ist.
Bei "kinderverhindernd" würde ich zustimmen, immerhin wird bei der Eheschließung
"Sind Sie bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott ihnen schenken will?" abgefragt.
Auch gut deutsch: Ein heterosexuelles Paar ist trotz kirchlicher Heirat NICHT gültig verheiratet und "lebt in Sünde", wie man sagt, wenn es willentlich keine Kinder "durch geschlechtliches Zusammenwirken" haben will. Damit sind Homosexuelle, egal ob männlich oder weiblich, ohnenhin außen vor.
Und ein steriles heterosexuelles Paar müsste es auch sein, ist es aber nicht.
In der säkularen Ethik ist es egal, ob z. B. ein krimineller Apotheker den Patienten wissentlich ein abgelaufenes und unwirksames Medikament, oder ein Placebo, der überhaupt niemals wirksam war, unterjubelt.
Man kann da wie Du paar mal "geistlich" raunen, und meinen, die Sache wäre gegessen. Ich denke halt, es ist nicht gut, DERMAẞEN oberflächlich an solche Dinge heranzugehen.
Denn man muss sich doch fragen, wieso man diese Ethik nicht genauso sonst anwendet:
- Die natürliche Bestimmung der Lunge ist, zu Atmen. Beim Spielen von Blasinstrumenten wird sie missbraucht zum Ausstoßen von Luft, zum Blasen.
- Die natürliche Bestimmung der Zähne ist die Zerkleinerung von Nahrung. Beim Kaugummikauen werden sie missbraucht um sinnlos auf Material ohne Nährwert herumzukauen.
- Die natürliche Bestimmung der Füße ist die Fortbewegung. Beim Orgelspielen werden sie dafür missbraucht um Pedale zu bedienen.
Die Vorschriften waren durch die Bibel gegeben, und Leute wie Thomas von Aquin versuchten dann eine - wenig überzeugende - Ethik drumherum zu bauen, die diese Vorschriften erklärt. Also genau umgekehrt, wie du behauptest.
Natürlich wirken solche Einwände nach Schweinchen Schlau, aber das widerlegt sie doch nicht. Das liegt an der absurden Position, wo man denkt "da muss doch mehr dahinterstecken".
Ich denke, das ist der Grund, warum heutzutage die das "Naturrecht" nicht mehr "verstanden" wird - was du als "geistige Orientierungslosigkeit" abtust. Es gibt da nichts zu verstehen, es ist einfach skurril.
1) Ist aus Deiner Sicht ein heterosexuelles Paar gültig verheiratet, wenn es das Sakrament der Ehe mit der Haltung aufnimmt, keine eigenen Kinder zu wollen?[/
Ja. Und damit meine ich ein Paar mit folgender Einstellung:
"Ich will keine Kinder, aber ich bin braver Katholik und werde nicht verhüten, da das sündhaft ist. Wenn die Kinder dann kommen, nehme ich sie natürlich an. Aber sollte meine Frau unfruchtbar sein, oh Mann, das wäre toll." (und die gleiche Aussage auf Seiten der Frau)
Ich meine nicht "aktive Verhinderung". Oder der feste Entschluss, zu verschwinden und den Partner alleine zu lassen, wenn ein Kind geboren wurde. Das wird bei der Eheschließung abgefragt.
tl;dr "Kinder wollen" ist nicht notwendig, Offenheit für Kinder reicht aus.
2) Siehst Du Interpretationsspielräume im kanonischen Recht, homosexuelle Ehen zu ermöglichen?
Theoretisch nein.
Bis heute bleibt Homosexualität der Theorie nach eine schwere Sünde. Von daher bewegt sich schon ein Priester, der homosexuelle Paare (als Paar, nicht einzeln) auch nur segnet, im roten Bereich. Denn gesegnet werden darf nur, was dem Plan Gottes entspricht, und so Gnade ausdrückt und erhalten kann. Und nicht fundamental in Richtung Sünde orientiert ist.
Viele Priester machen es trotzdem. Warum? Zwei Freunde (kein Sex) wird man wohl segnen dürfen. Freundschaft oder platonische Liebe sind keine Sünden. Also muss der Priester einfach waffenfähige Naivität vorspielen darüber, worum es bei der Beziehung geht.
Allerdings: 2026 soll es in der Deutschen kath. Kirche losgehen mit der Segnung homosexueller Paare. Das faszinierende ist die offizielle Order:
"Dies gilt auch für gleichgeschlechtliche Paare auf der Basis einer Neubewertung von Homosexualität als Normvariante menschlicher Sexualität" (wörtliches Zitat aus dem Beschluss). Ich hätte eher eine Regel wie
"Wir nehmen jetzt bei gleichgeschlechtlichen Freunden / Freundinnen, die gesegnet werden wollen, grundsätzlich an, dass die Beziehung nicht sexuell ist" erwartet.
Von daher sieht man, wie es wirklich abläuft. Es sind Machtfragen. Macht alleine.
Klar gibt's Dogmen, aber wenn die Machtverhältnisse da sind, diese zu ändern, wird einem schon was einfallen. Das ist noch immer so gewesen. Was ist z.B. aus dem Zinsverbot geworden?
Eine Segnung ist zwar kein Sakrament, sondern die geringere Sakramentale, aber die ist immer noch eine Lobpreisungen Gottes und darf nicht so einfach missbraucht werden. Würden sie's wirklich ernst nehmen, dann dürfte es das nicht geben.
3) Verstehst Du theologisch, warum die RKK so empfindet und argumentiert?
"Verstehen" ist halt doppeldeutig.
Natürlich "verstehe" ich die RKK im Sinne "ich verstehe, wieso sie sich in diese Ecke reinmanövriert haben". Das war der Versuch, ein zeitlos gültiges Naturrecht zu konstruieren, das angeblich der Vernunft zugänglich ist - anstatt sich auf die Bibel berufen zu müssen.
Ansonsten verstehe ich sie nicht. Das ist wie wenn Du jemanden fragst: "Verstehst Du warum X meint, '2 + 2 = 3'?" ähm ja, er leidet unter Dyskalkulie. Aber an dem eigentlichen '2 + 2 = 3' gibt es überhaupt nichts zu verstehen.
Es ist mir schon klar, dass Du hier Deinen üblichen Ansatz fährst, wo geistige "Systeme" nur wie eine Art Spiel funktionieren, in denen es kein "wahr" und kein "falsch" gibt, nur falsche und korrekte Züge. Und man nur mitspielen darf, wenn man die Spielregeln kennt. Das Problem ist, dass man so niemals etwas zu Entwicklungen der Geistesgeschichte sagen kann außer "Ohje, die Leute haben ihre geistigen Grundlagen verloren". Ja, es ist einfach so passiert.

Kein Wort über das WARUM. Diese Frage ist erfolgreich geblockt.
PS: wir vermischen hier die Fragen "gleichgeschlechtliche Ehe in der RKK" und "Sündhaftigkeit der Homosexualität". Weiß nicht ob das zielführend ist. Mich interessiert eher die Frage nach der Sündhaftigkeit.