Oder dieses Bsp.: Ein Kinderschänder hat mehrere Kinder missbraucht, vielleicht sogar schlimmstenfalls danach eines oder mehrere getötet. Dieser Verbrecher stirbt jetzt einige Zeit später ( vor Harmagedon ) , ohne seine Sünden/ Taten wirklich bereut zu haben. Außerdem hat er nie Sühne bzw. Wiedergutmachung geleistet ( wenn man hier überhaupt von Wiedergutmachung sprechen kann). Dieser Mensch soll also nach der jw-org. - Lehre mit seinem Tod von diesen bösen, grausamen Taten und allen seinen anderen Sünden freigesprochen worden sein. Er hätte also auf jeden fall Anrecht auf eine Auferstehung und könnte dann im Paradies, wenn er dort nicht mehr sündigt, ewig leben.
E.F. ein Ex-Ältester analysierte die Behauptung der Tod lösche alle Sünden aus und kam zu diesem Schluss:
Frei von Sünde(n)?
In Gesprächen mit Jehovas Zeugen wurde mir immer wieder mitgeteilt, daß Menschen, die gestorben sind, von ihren Sünden freigesprochen seien, das heißt, sie hätten gleichsam ihre Schuld bezahlt und kämen deswegen nicht mehr ins Gericht. Vielmehr würden sie in der Auferstehung eine neue Chance erhalten und würden dann, am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi, nach den Taten gerichtet, die sie dann, nach der Auferstehung, begehen würden. Da dieser Grundsatz ja alle Verstorbenen umfasse, gälte er sogar für Menschen wie Hitler, Stalin oder ähnliche, das heißt, auch diese wären von allen Sünden freigesprochen. Da nach der Lehre der Zeugen die Menschen, die in Harmagedon umkommen, keine Auferstehung zu erwarten haben, waren manche meiner Gesprächspartner sogar froh darüber, daß ihre ungläubigen Verwandten noch vor Harmagedon gestorben sind, weil sie dadurch die Garantie einer neuen Chance hätten.
Als Begründung für ihre Ansicht wurde stets Römer 6:7 angeführt: ‚Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde‘. Die Neue-Welt-Übersetzung gibt den Text wie folgt wieder: ‚Denn wer gestorben ist, ist von [seiner] Sünde freigesprochen‘. Durch die Klammer zeigen die Übersetzer an, daß das Wort ‚seiner‘ nicht im griechischen Text steht; das ist auch aus der Zwischenzeilenlesart der Kingdom-Interlinear-Übersetzung (englisch) der Zeugen Jehovas zu ersehen. Doch gerade durch diesen Zusatz wird das richtige Verständnis des Textes erschwert.
Die der Deutung der Zeugen widersprechenden Texte wie zum Beispiel Matthäus 12:36 (Ich sage euch aber, daß die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden werden, Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts), Johannes 3:36 (... wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm), Hebräer 9:27 (Und wie es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht), und 2.Korinther 5:10 (Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib (vollbracht), dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses) sowie einige Gleichnisse Jesu, die alle von einem Gericht über unser jetziges Leben wie auch vom Zorn Gottes sprechen, werden dabei zur Seite geschoben oder ins Millenium verlagert.
Was sagt der Text im Römer 6:7 in seinem Zusammenhang für Christen wirklich aus?
Römer 6:1-7 lautet nach der Elberfelder revidierten Übersetzung:
Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme? Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben? Oder wißt ihr nicht, daß wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?
So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir verwachsen sind mit der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch mit der (seiner) Auferstehung sein, da wir dies erkennen, daß unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, daß wir der Sünde nicht mehr dienen.
Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.
Zuerst einmal müssen wir beachten, daß die Bibel manchmal von d e r S ü n d e und manchmal von d e n S ü n d e n spricht. Spricht sie im Plural, dann bezieht sie sich auf die Taten der Menschen, wie zum Beispiel in Römer 3:25, 1.Johannes 2:2+12 und viele andere, also auf das, was Menschen getan haben.
Spricht Gottes Wort jedoch wie im Brief an die Römer durch Paulus von d e r S ü n d e, dann spricht sie von der Sünde als eine über a l l e Menschen herrschende Macht; die Sünde wird gleichsam als Herrscherin personifiziert, die durch den Tod über alle Menschen geherrscht hat und noch herrscht (Römer 5:12-14). Die Menschen wurden nicht gefragt, ob sie wie Sklaven unter die Herrschaft des Todes kommen wollten; sie wurden hineingeboren! Deshalb treffen die Worte aus Römer 5 auch auf Säuglinge und Kleinkinder zu, die selbst weder Gutes noch Böses getan haben noch tun können. Wir alle sind als Sklaven der Sünde geboren.
Paulus hatte schon im dritten Kapitel des Römerbriefs gezeigt, daß Gott durch das Opfer Jesu Christi ein Lösegeld zum Freikauf dieser Sklaven aus der Macht der Sünde beschafft hat, und zwar für alle, die dieses Lösegeld freiwillig und im Glauben annehmen würden. Hier haben Menschen die Wahl; hier gibt es keine Automatik. Aber Menschen können durch die Annahme des Opfers Jesu im Glauben von der Macht d e r S ü n d e, von ihrem Herrschaftsanspruch, freigemacht werden (nicht von ihren S ü n d e n, die sie verübt hatten; dafür nahm Jesus am Kreuz die Strafe auf sich!), und die Briefempfänger in Rom waren als getaufte Christen solche, die das Geschenk Gottes in Christus, den Loskauf von der Macht der Sünde, angenommen hatten.
Paulus geht der Frage nach, ob Menschen, die durch Gottes Gnade von der Sünde freigekauft waren, nun noch leben sollten, als wären sie noch Knechte der Sünde. Und er sagt: ‚Das sei ferne!‘.
Er sagt nicht, daß wir nun keine Sünder mehr seien; das zeigt auch Johannes (1.Johannes 2:1) Aber bestimmt möchten wir nicht mehr freiwillig und absichtlich der Sünde dienen, nachdem wir von der Herrschaftsmacht der Sünde befreit und unter die Herrschaft Jesu, unter die Herrschaft der Gerechtigkeit gestellt wurden! E r ist nun unser Herr, dem wir dienen wollen! Welche Art von Leben wir nun führen sollen, das schildert Paulus später in Römer, Kapitel 12-16.
Paulus gebraucht in Römer 6 nun ein Bild. Er sagt in Vers 2, daß wir (w i r, also lebende Christen, Paulus und die Christen in Rom, keine physisch Verstorbenen!) der Sünde gestorben sind! Ein Sklave gehörte seinem Besitzer lebenslang; er hatte keinerlei Ansprüche, er mußte seinem Herrn gehorchen. Doch wenn er starb, hatte sein Herr (hier die Sünde) keinerlei Rechtsansprüche mehr an ihn. Wir alle kennen das Sprichwort: ‚wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren! Wo der Sklave gestorben ist, hat sein Herr das Recht verloren. Nun sagt Paulus: durch die Taufe in Christi Tod seid ihr eurer alten Herrin, der Sünde, gleichsam gestorben; ihr seid für sie tot und lebt jetzt ein neues Leben einem neuen Herrn (Verse 3-4). Wenn wir aber ein neues Leben für einen neuen Herrn leben, wie sollten wir uns noch nach den Weisungen der alten Herrin richten? (Vers 6; siehe auch 2.Korinther 5:15).
Und nun schreibt Paulus dieses von Jehovas Zeugen gebrauchte Wort: ‚denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde! Hier handelt es sich nicht um den physischen Tod eines Menschen, sondern um den ‚Tod‘ gegenüber der Sünde; denn Paulus spricht ja zu physisch lebendigen Christen, wenn er in den Versen 11+18 sagt: ‚So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus ..... Frei gemacht aber von der Sünde,, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden‘. (Natürlich steht auch ein physisch gestorbener Mensch nicht mehr unter der Macht der Sünde, so wenig wie ein gestorbener Sklave seinem irdischen Herrn; er ist ja gestorben; aber das hat nichts mit Römer 6:7 und auch nichts mit der Vergebung seiner im Leben verübten Sünden zu tun!
Und wer geistig ‚gestorben‘ ist, der ist der Knechtschaft seiner bisherigen Herrin, der Sünde, entronnen, von ihr frei geworden).
Wir sehen: Tod ist nicht einfach ein Auslöschen der Existenz, sondern wird auch als Bild von Trennung betrachtet; so leben zum Beispiel geistig Tote getrennt von Gott (Epheser 2:1+12), vom Leben in und mit Christus. Paulus will mit den Worten im Römerbrief auch nicht sagen, daß Christus, weil sie das Lösegeld und den Freikauf von der Sünde angenommen haben, keine sündige Natur mehr hätten (Römer 7:18-21; siehe auch 1.Johannes 1:8 ). Wenn wir sagen würden, wir könnten nicht sündigen, dann würden wir uns selbst betrügen. Die Schrift lehrt keine sündlose Vollkommenheit, auch nicht für gläubige Christen, und unsere täglichen Erfahrungen bestätigen, daß die Sünde immer noch real ist. Aber Christen stehen nicht mehr unter der Herrschaftsgewalt der Sünde; sie haben einen neuen Herrn: Christus! Und deshalb wird ein Christ die Sünde hassen, auch wenn er immer wieder straucheln mag. Aber er kann nicht mehr leichtfertig oder gar absichtlich der Sünde dienen!