Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑So 2. Jun 2024, 21:49Eigentlich ist dieses Argument so gut wie durch die Entwicklung der Technik überholt, würde ich sagen. Stattdessen versuchen heute Regulierungsbehörden ihre "Betreuung" ins Internet auszudehnen. Ich fände eine grundsätzliche Abschaffung solcher Medienzulassungen angemessen hin zu einer Situation vergleichbar mit privaten Zeitungen.
Endlich ist die Zahl dennoch, 2000 Kanäle oder so?
Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑So 2. Jun 2024, 21:49Für mich besonders problematisch wirkt, wenn Medien einer Macht zensiert werden, mit denen der Staat, der da zensiert sozusagen in einem Krieg ist. Das ist ein Alarmsignal betreffend dieses zensierenden Staates. In Kriegen wird eben oft gelogen. Was will der Staat da verheimlichen?
Ja, das kann man sich denken. Ich kann Dir aber durch langen Genuss von RT versichern, dass einem da keine großen Geheimnisse, nicht einmal interessante Perspektiven, vermittelt werden.
Natürlich wird Russland schon über
irgendwelche Informationen verfügen, die die USA oder andere westliche Länder im schlechten Licht dastehen lassen, die aber dem Normalverbraucher hier unbekannt sind. Aber die wird man selbst durch RT-Dauerglotzen nicht zu hören bekommen.
Denn mit einer extra angefertigten Falschinformation lässt sich meist ein viel größerer psychologischer Effekt erreichen als mit der Wahrheit. Vor allem decken wahre Meldungen nur noch auf, über welche Quellen Russland verfügt. D.h. sie "kosten etwas" während erfundene Falschmeldungen komplett "gratis" sind.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑So 2. Jun 2024, 21:49
Ich würde solche Rhetorik einfach lassen, schon angesichts der Tatsache welche deutschen Regime der Vergangenheit Feindnachrichten schon auf verschiedene Arten kriminalisiert oder tabusiert hatten und wie mit Leuten umgegangen wurde, die sich dem widersetzten. Das gehört sich schlichtweg nicht.
Nur dass damals der Hörer von Feindsender bestraft wurde. Das ist schon etwas anderes. Es ist dagegen legal, die DNS-Sperren mit einem außereuropäischen DNS-Server zu umgehen.
Und alle "Nachrichten" landen so oder so auf X. Von daher hat man einfach nur mal die Lautstärke etwas runtergedreht.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑So 2. Jun 2024, 21:49Schade, wie platt. Wenigstens teilweise sehe ich bei dir etwas Lust zu Differenzierung. Aber kannst du sagen, worauf du hier in einem Gespräch mit mir hinauswolltest?
Man kann aus Prinzipientreue natürlich gegen das Abschalten dieser Kreml-Medien sein.
Allerdings ist meine Motivation da ungefähr so hoch wie die Entführung von Adolf Eichmann durch den Mossad zu verurteilen. Rein theoretisch hätte man das nicht machen sollen, rein theoretisch, ja. Es war falsch.
Bleibt als Argument, dass die Sache verfassungsrechtlich oder juristisch sehr problematisch ist, also sozusagen einen unguten Präzedenzfall schafft. Wenn es hier so einfach geht, wo dann noch?
Aber im Sinne der real gelebten Meinungsfreiheit ... ist das ... eher gar kein Problem.
Die Situation ist völlig anders als bei einer kontroversen, politisch inkorrekten Persönlichkeit, die Mastercard oder VISA auf Drängen der Regierung sanktioniert. Hier trifft alles zu, was John Stuart Mill zur Meinungsfreiheit sagte: Wir wissen vorher nicht, was falsch ist. Und selbst wenn wir richtig liegen, ist der Prozess der Widerlegung falscher Meinungen ein Gewinn.
RT und Sputnik zeichnen sich allerdings durch andauernde Widersprüche und gebetsmühlenhafte Wiederholung längst widerlegter Argumente aus. Die intellektuelle Unredlichkeit ist so extrem, dass RT Russland teilweise radikal andere Standpunkte vertritt als RT Deutschland.
Da gibt es nicht mal einen Erkenntnisgewinn durch Widerlegung. Es ist eher mit Spam zu vergleichen.
Wie man mit solchen Fake-News-Großverbreitern, die rein destruktiv agieren (da sie nicht mal von ihren eigenen Behauptungen überzeugt sind), am besten umgeht, ist eine schwierige Frage. Die Versuchung einfach nur den Hahn abzudrehen ist natürlich enorm groß, wird aber wegen der Social-Media-Verbreitung wenig helfen und sogar noch den Verdacht befeuern, dass hier irgendwelche "brisanten Informationen" zensiert werden sollen.
Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑So 2. Jun 2024, 21:49Wie bewertest du denn die Kubakrise im Vergleich zu heutigen reignissen?
Das ist 60 Jahre her. Damals gab es berechtigte Zweifel, ob Interkontinentalraketen im Fall der Fälle wirklich funktionieren.
Die Vorteile, die Mittelstreckenraketen bieten, haben sich mittlerweile ziemlich nivelliert.
"Pufferzonen" und "berechtigte Sicherheitsinteressen" sind also fragwürdige Rechtfertigungsversuche, die hier ans westliche Publikum gesendet werden (andere Male sind es die ukrainischen Nazis, andere Male die russischsprachige Minderheit).