Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

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Helmuth
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Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Helmuth »

Nachdem einige Threads zum Thema rechte Politik laufen, setze ich hier ein Thema, das auch mit Recht zu tun hat, das aber mit Politik an sich nichts zu tun hat. Die Basis hier soll das Wort Gottes sein, darum auch im "Bibelforum". Es soll kein Gegenpol zu den politischen Themen sein, sondern eher, wie ich das sehe, eine Grundlage dazu lieferen, wie man (s)eine Rechtsauffassung vertritt.

Allgemein ist jeder Mensch bestrebt recht zu haben. Warum das so ist, sehe ich in Gottes Wirken begründet, dass es ein in uns eingepflanztes Anliegen ist, gegen das man gar nicht ankommt, es sei denn man hat sich bereits aufgegeben.

Ich nenne es Rechtsverständnis und ist klarerweise wieder mal Sache des Herzens. Man rechtfertigt damit seine Lebensweise vor anderen, das man nach seiner Vorstellung ausleben will ohne von anderen daran gehindert zu werden.

Dabei prallen doch verschiedenste Auffassungen aufeinander und man wird dadurch in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt. Nun streitet man darum, wer im Recht ist und grenzt damit, bewusst oder unbewusst, den anderen aus, den man so ins Unrecht verpflanzt. Gott erspart uns den Kampf dabei nicht, es ist eher das Gegenteil der Fall.

Ich will hier nicht besprechen, was Recht und Unrecht ist oder welche Partei Recht bzw. Unrecht hat, also der Streitgegenstand per se ist nicht das Thema, sondern die Art des Austragens eines Auffassungsunterschiedes. Für das Recht ist der Maßstab das Wort Gottes, aber wie man dafür eintritt, das macht einen Unterschied.

Es kommt vor, dass man nach geltendem Maßstab zwar Recht hat, dieses Recht aber nicht rechtens vertritt, weil man darum unnachgiebig mit anderen streitet. Es gibt also einen Unterschied zwischen Recht haben und dem Rechthaber, und dann noch dem, was uns die Schrift als streitsüchtig vermittelt:
1. Kor 11,16 hat geschrieben: Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht noch die Versammlungen Gottes.
Paulus erklärt, dass Streitsucht keine Gewohnheit eines Nachfolgers ist, wiewohl ich darin auch Grenzen sehe. Nun, soweit ist das die Theorie, die Praxis kennen wir wohl auch und das zur Genüge. Aber vielleicht erhält man so auch einige wichtige Erkenntnisse.

Zum Beispiel, dass man auf diese Weise sein Recht nicht durchsetzen kann, wiewohl man in der Sache selbst Recht hätte. Das eigene Verhalten verhindert sein Recht zu bekommen. Wir können das auch anhand konkreter Fälle besprechen, wiewohl ich darum bitte dabei nicht die Person anzusehen.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
jsc
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von jsc »

Das Hauptproblem in solchen Diskussionen ist die fehlende Unterscheidung zwischen Tatsachen/Fakten und Meinungen/Ansichten.
Über das eine braucht man nicht streiten weil es klar ist wie man es erkennen kann und muss und bei dem anderen braucht man nicht zu streiten weil es nicht objektiv erfassbar ist.
Streit entsteht also nur wenn man die Kategorie nicht erkennt, erkennen will oder erkennen kann.

Und bei deinem zitierten Vers sind sich die Ausleger nicht sicher, ob sich der zweite Teil auf den ersten Teil des Verses bezieht oder auf die Verse davor 😁
Achtung! Der Post über dieser Signatur wirft Magdalena keine Lüge vor und bezichtigt sie auch nicht der Dummheit!

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
Spice
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Spice »

Helmuth hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 06:28
1. Kor 11,16 hat geschrieben: Wenn es aber jemand für gut hält, streitsüchtig zu sein, so haben wir solch eine Gewohnheit nicht noch die Versammlungen Gottes.
In einer Versammlung Gottes wird nicht über Politik geredet. Also auch nicht gestritten.
stereotyp
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von stereotyp »

Hallo,
Helmuth hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 06:28 Zum Beispiel, dass man auf diese Weise sein Recht nicht durchsetzen kann, wiewohl man in der Sache selbst Recht hätte. Das eigene Verhalten verhindert sein Recht zu bekommen.
Man kann Recht haben/im Recht sein, ohne dass man es durchsetzen kann. Selbst offenkundig Unschuldige werden vor Gericht angeklagt, sowie offenkundig Schuldige vor Gericht verteidigt werden.

Und keiner kann sein Recht selbst durchsetzen. Täte er es, wäre er sofort im Unrecht. Z.B. kann ich Vorfahrt haben. Aber ich kann sie nicht erzwingen, ohne einen Unfall zu produzieren, den ich hätte vermeiden müssen.

Und biblisch gesehen, sind wir alle schuldig und können nur auf Gnade hoffen. Und die (die Gnade) kann man sich nicht verdienen - sonst wäre es keine Gnade.

Ein "Rechthaber" ist jemand, der fälschlicherweise meint, im Recht zu sein. Er dreht sich i.d.R. alles so zu recht, damit es für ihn spricht. Er ist unaufrichtig, weil er entweder weiß, dass er von Anfang an Unrecht hatte, oder dass die Umstände gegen ihn sprechen.
Helmuth hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 06:28 Ich will hier nicht besprechen, was Recht und Unrecht ist oder welche Partei Recht bzw. Unrecht hat, also der Streitgegenstand per se ist nicht das Thema, sondern die Art des Austragens eines Auffassungsunterschiedes. Für das Recht ist der Maßstab das Wort Gottes, aber wie man dafür eintritt, das macht einen Unterschied.
Ja, das macht bestimmt einen Unterschied. Aber am meisten für den nackten Kaiser, der bloßgestellt wurde, obwohl er es hätte erkennen können.

Wir können uns nicht aussuchen, wie wir zur Umkehr gerufen werden. Wenn es stimmt und wir es sehen können, müssen wir Einsicht zeigen, solange noch Zeit ist. Ob es der unwürdige Knecht ist, der nur so tat, als hätte er die neuen Kleider des Kaisers sehen können, oder der unangenehme Kauz auf der anderen Straßenseite, der einen Bibelspruch hochhält... unser Empfinden soll/darf bei der Kenntnisnahme der Wahrheit keine Rolle spielen.

MfG

EDIT: Zitat korrigiert
Zuletzt geändert von stereotyp am Do 25. Jul 2024, 18:31, insgesamt 1-mal geändert.
Kein Gefallen hat der Tor an Einsicht, sondern nur an der Entblößung seines Herzens.
Sprüche 18,2 (Elb)
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Lichtstrebender
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Lichtstrebender »

Man muß sich entscheiden, ob man Recht haben will oder ob man der Wahrheit näher kommen will.

Man fühlt sich besser, wenn man im Recht ist.

Man hat mehr gewonnen, wenn der andere Recht hat in einer Diskussion, weil man der Wahrheit näher kam.
Wenn man selbst Recht hat, steht man auf der Stelle.

Somit ist das Ego ein Gegenspieler in Richtung Wahrheit zu kommen und ein sehr effektiver ;)

Wenn man bedenkt, das wir ewig leben, ist es unwichtig, wer grade etwas mehr erkannt hat,
schließlich ist es ja auch nicht mehr wichtig, wer von uns hier im Forum schneller laufen gelernt hat als Kleinkind.
Erstarrte Vögel, das Gefängnis ist offen
und ihr wagt nicht, zu fliegen!
Ich schrecke euch auf,
damit ihr flieget!
................
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Oleander
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Oleander »

Lichtstrebender hat geschrieben: Fr 26. Jul 2024, 15:17 ...ob man Recht haben will oder ob man der Wahrheit näher kommen will.
Aber genau das ist ja der springende Punkt:
Mancher meint ehrlich von sich selber , die "Wahrheit" erkannt zu haben und will nun mit allen möglichen Mittel versuchen, diese an andere vermitteln zu wollen.
Dann mischt sich ein anderer ein und meint....er wüßte es besser oder sieht das anders...ohne damit eine böse Absicht verfolgen zu wollen...

Und manchmal artet es in Streit (um die "Wahrheit") aus.

Egal, ob es nun um religiöse Themen geht oder um andere Themen des Lebens.
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Helmuth
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Helmuth »

jsc hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 07:08 Das Hauptproblem in solchen Diskussionen ist die fehlende Unterscheidung zwischen Tatsachen/Fakten und Meinungen/Ansichten.
Es ist immer ein Problem, wenn man Fakten nicht erkennt oder anerkennt, aber nicht das Hauptproblem. In diesem Thread untersuche ich daher den Umgang mit der gegnerischen Partei. Es ließen sich viele Fakten oft besser klären bliebe man demütig und würde man nicht auf seinem Standpunkt bis ums Verrecken beharren.
jsc hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 07:08 Streit entsteht also nur wenn man die Kategorie nicht erkennt, erkennen will oder erkennen kann.
Nicht nur, sondern auch, meine ich, und ich unterscheide Streit von Streitsucht. Letztere entsteht nicht erst anhand eines Streitfalles, sondern ist eine Haltung, bei der sich eine Seite zu wichtig nimmt und eine Sache nicht Gott übergeben kann.

Ein gesunder Streit, der dennoch nicht beigelegt werden kann, besteht darin, sich z.B. auf einen überparteilichen Schiedsrichter zu einigen und dessen Entscheidung anzuerkennen. Derart ist das auch die Rolle unabhängiger Geridchte. Diese Vorgehensweise ist so auch biblisch.
jsc hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 07:08 Und bei deinem zitierten Vers sind sich die Ausleger nicht sicher, ob sich der zweite Teil auf den ersten Teil des Verses bezieht oder auf die Verse davor 😁
Danke für den Hinweis. Das ist auch schlüssig. Nach nochmaligem Durchlesen tendiere ich nun dazu die Gewohnheit des Kopftuchtragens darunter zu verstehen.

Dann bliebe zu klären, ob streitsüchtiges Verhalten nicht auch ein Fall wäre sich das nicht anzugewöhnen. Ich denke, ich habe nur einen weniger gut geeigneten Vers herangezogen. Wie wäre es mit dem:
Jak 3,16 hat geschrieben: Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat.
Ich denke damit habe wir eine klare "Kategorie", wie du das ausgedrückt hast, wie wir das einordnen können.
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Oleander
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Oleander »

Helmuth hat geschrieben: Sa 27. Jul 2024, 11:36 In diesem Thread untersuche ich daher den Umgang mit der gegnerischen Partei.
Na dann: Denk mal über deine eigene Art im Umgang nach....
Helmuth hat geschrieben: Sa 27. Jul 2024, 11:11 Unter uns: Du schreibst mir zuviel, das will ich nicht alles wirklich stemmen und ufert nur aus.
Dieser user kommt ab und wann mal ins Forum, bemüht sich, auf das, was eigentlich du ansprachst, ernsthaft einzugehn und dann kommt so eine Antwort von jemanden, der selber lange "Predigten" schreibt, mit der Erwartung, dass man es auch liest und wenn möglich daraus was lernt etc.? :roll:
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
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Helmuth
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von Helmuth »

Lichtstrebender hat geschrieben: Fr 26. Jul 2024, 15:17 Man muß sich entscheiden, ob man Recht haben will oder ob man der Wahrheit näher kommen will.
Das unterschreibe ich. Wir kommen damit zum Motiv. Was treibt mich an? Mein Eigeninteresse oder die Wahrheit bzw. damit verbunden die Gerechtigkeit. Dazu meine ich braucht man auch eine objektive Sichtweise der Dinge. Diese erlernt sich aber nicht so mir nix dir nix, denn dazu muss erst die innere Haltung passen.

Und ohne diese entsprechende Haltung, so meine bescheidene Beobachtung, erkennt man gar nicht, ob man nur meint im Recht zu sein, oder auch einen sog. objektiven Tatbestand bildet. Darum erachte ich es als gut auch andere zu befragen, als Selbstkontrolle, allen voran unseren Vater im Himmel, der immer Recht hat.
Lichtstrebender hat geschrieben: Fr 26. Jul 2024, 15:17 Somit ist das Ego ein Gegenspieler in Richtung Wahrheit zu kommen und ein sehr effektiver ;)
Du setzt hier "Ego" als Synonym für "Sünde". Nur unter der Voraussetzung stimme ich zu. Das sündenbefleckte Ego wird einem immer im Weg sein, nicht anders lehrt das WG. Das Ego als bekehrter Mensch ist aber nicht länger der Sünde unterstellt und wird vom HG geleitet. Ich kann und soll so auch das Motiv Gottes und damit sein Recht vertreten. Mit "ich" also an Gottes statt, wofür wir doch auch gesetzt sind.
Lichtstrebender hat geschrieben: Fr 26. Jul 2024, 15:17 Wenn man bedenkt, das wir ewig leben, ist es unwichtig, wer grade etwas mehr erkannt hat,schließlich ist es ja auch nicht mehr wichtig, wer von uns hier im Forum schneller laufen gelernt hat als Kleinkind.
Das ist eine wirkliche weise Erkenntnis, die mir gefällt. Das stimmt mit dem überein, was ich gesagt habe, dass man sich selbst oft zu wichtig sieht. Es ist Gott, der eines Tages die Lorbeeren verteilen wird. Darum habe ich die Demut angeführt, die wichtiger ist als Rechthaben.

Viele unserer gegenwärtigen Kämpfe sind in der Tat unnütz. Das zeigt schon das unnötige Aufblasen hier im Forum oder das inkompetente Einmischen. Was diese Nutzlosigkeit anbelangt, so bin ich heute zur Erkenntnis gelangt, dass sie ein Mitgrund gewesen ist meine Ehefrau an einen anderen verloren zu haben.

Ich war zwar in vielen Dingen eindeutig im Recht und auch der Richter hat mir in meinen Verfahren vor Gericht klar das Recht zugesprochen, aber ich kann mir davon heute nichts mehr kaufen. Die Frau ist weg.

Ich hätte diese Weisheit früher nötig gehabt und auch die Demut. Wo warst du nur? ;) Scheiße ist halt, dass solche Erkenntnis oft erst später kommt, also nach den unnötigen Streits, und sie dann aber gar nicht mehr braucht. Man ist weise, aber dabei auch der Looser. Das Gute, das dennoch bleibt, ist solche Erfahrungen später anderen weitergeben zu können.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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ProfDrVonUndZu
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Re: Recht haben --> Rechthaber --> Streitsucht

Beitrag von ProfDrVonUndZu »

Auf sein eigenes Recht kann man ja noch gerne verzichten, aber es wird um so schwieriger, wenn man meint, für ein höheres Recht zu streiten oder seinen armen Gott verteidigen zu wollen.
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