Der traurige Werdegang des Christentums

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Helmuth
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Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Helmuth »

Ausgangspunkt für dieses Thema sind zwei kontroverse Auffassungen:
Helmuth hat geschrieben: Di 22. Okt 2024, 20:10 These: Die Geschichte der christlichen Kirche ist im wesentlichen eine Geschichte des Antichristentums ...
Rilke hat geschrieben: Mi 6. Nov 2024, 16:16 Die Kirche Christi ist außerdem "Säule und Fundament der Wahrheit" (1 Tim 3:15) und wie es nur eine Wahrheit gibt, kann es nur eine Kirche geben, ...
Zwei Aussagen zweier bekennender Christen, beide nach meinen Dafürhalten neugeboren durch den HG, die sich (ich hoffe, das gilt immer noch) als Brüder im Herrn sehen. Sie kennen sich aus früherer Zeit persönlich und hatten gemeinsam schon viele gute Zeiten als auch Gespräche, die hier im Forun ihren Anfang genommen haben.

Dennoch nehmen sie jeder auch einen individuellen geistlichen Werdegang. Rilke sieht sich als Katholik und Helmuth (meine Wenigkeit) als Christ der Freikriche und damit stoßen sozusagen zwei konträre Welten aufeinander.

Ich sehe die Entwicklung der Kirche allgemein, also nicht auf die RKK beschränkt, darum von mir als Christentum bezeichnet, als ein Desaster, daher spreche ich von einem traurigen Werdegang,

Historisch gesehen hatte das seinen Ausgangspunkt schon im 1. Jh. genommen, als einer der NT-Autoren vom Kommen des Geistes des Antichristen gesprochen hat. Also mit Christus kam auch ein Antichristus, beide Gruppen nennen sich allgemein Christen, aber ein Teil davon sind Antichristen.

Außenstehenden, d.h. sämtlichen Nichtchristen fehlt dazu die geistliche Perspektive der Unterscheidung und betrachen sie allgemein als das eine Christentum, wobei schon auch deren Uneinigkeit wahrgenommen wird.

Jesu Wille war diese Entwicklung sicher nicht, denn bevor er zum seinem Vater zurückgekehrt ist, betete er für uns. Das gesamte Gebet finden wir im NT hier: Johannes 17. Davon zitiert ein Auszug, die sozusagen Quintessenz daraus:
Joh 17,20-21 hat geschrieben: Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben; damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Als Ziel des Threads setze ich zwei Themenschwerpunkte:

1) Welchen historischen Werdegang hat das Christentum genommen sich derart zu zersplittern?
2) Was können wir tun diesen Prozess aufzuhalten, um wieder zu größerer Einheit zu gelangen?

Vielleicht beginnen wir mit 1) dem historischen Werdegang, um die Probematik erst einmal zu verstehen, ehe wir mit 2) fortsetzen, was wir dem entgegensetzen können.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
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Rilke
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 06:39 Zwei Aussagen zweier bekennender Christen, beide nach meinen Dafürhalten neugeboren durch den HG, die sich (ich hoffe, das gilt immer noch) als Brüder im Herrn sehen. Sie kennen sich aus früherer Zeit persönlich und hatten gemeinsam schon viele gute Zeiten als auch Gespräche, die hier im Forun ihren Anfang genommen haben.
Das ist ein sehr interessantes Thema! Ich bin wirklich sehr froh, dass wir das gemeinsam angehen wollen.
Ja, wir hatten schöne Zeiten gemeinsam, jetzt wo ich auf der Insel wohne leider nicht mehr persönlich, aber so Gott will werden sich unsere Wege hier auf Erden schon noch kreuzen.
Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 06:39 Als Ziel des Threads setze ich zwei Themenschwerpunkte:

1) Welchen historischen Werdegang hat das Christentum genommen sich derart zu zersplittern?
2) Was können wir tun diesen Prozess aufzuhalten, um wieder zu größerer Einheit zu gelangen?

Vielleicht beginnen wir mit 1) dem historischen Werdegang, um die Probematik erst einmal zu verstehen, ehe wir mit 2) fortsetzen, was wir dem entgegensetzen können.
Sehr gut, ja. Ich überlasse dir als TE die erste Einleitung nach deinem Geschmack, wenn dir das so passt, und werde dir dann antworten. Ich denke gerade den historischen Werdegang der frühen Kirche sollten wir genauer unter die Lupe nehmen.
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Spice
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Spice »

Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 06:39 Vielleicht beginnen wir mit 1) dem historischen Werdegang, um die Probematik erst einmal zu verstehen, ehe wir mit 2) fortsetzen, was wir dem entgegensetzen können.
Vielleicht sollten wir erst einmal klären, weshalb es einen solchen Werdegang nehmen musste? Die Konfrontation der Menschen mit dem christlichen Glauben bedeutet ja, dass ein völliges Umdenken nötig ist. Dagegen sträubt sich der natürliche Mensch, weil es ihn nötigt, seine Bequemlichkeit aufzugeben. Ein weiterer Faktor: Der Heilige Geist ist eben kein Einflüsterer, sondern wie ein Lehrer, der dem Schüler ein paar Anhaltspunkte gibt und dem Schüler sagt, nun findet selbstständig die Lösung.
Also bereits zwei Dinge, die der Mensch gern anders hätte.
Nun müsste man aber fragen, was würde denn geschehen, wenn Gott uns alles vorsagen würde? Wir würden nichts lernen, weil wir die Wahrheit nicht zu schätzen wüssten und auch gar nicht begriffen. Wir würden nicht verändert werden. Folglich kommt es darauf an, dass in uns eine Liebe zur Wahrheit entsteht und damit das Bedürfnis die Wahrheit zu erkennen. Denn nur, was wir uns selbst aneignen, bleibt mit uns verbunden und verändert uns deshalb.
Aus allem diesen ergibt sich, dass in den real existierenden Christen immer Richtiges mit Falschem vermischt ist, und das um so mehr, je weniger geheilgt der jeweilige Mensch ist, je weniger er sich um Klarheit bemüht.
Wo überragende Menschen, wie die Apostel, fehlen, kann es natürlich zu keiner Einheit kommen. Um der Zersplitterung entgegen zu wirken, wurde das kirchliche Lehramt und das Primat des Papstes begründet. Aber das schützte natürlich auch nicht vor Irrtümern und Bosheit.
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Helmuth
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 08:47 Ich überlasse dir als TE die erste Einleitung nach deinem Geschmack, wenn dir das so passt, und werde dir dann antworten. Ich denke gerade den historischen Werdegang der frühen Kirche sollten wir genauer unter die Lupe nehmen.
Nun denn, dann soll dem so sein. Mit der historischen Entwicklung muss man schon unmittelbar mit der Bildung erster christlicher Gemeinschaften beginnen. Ich beginne mit Aussagen aus der Zeit der Apostel und ihrer Schüler:
1. Tim 4,1 hat geschrieben: Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
2. Pet 2,1 hat geschrieben: Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.
1. Joh 2,18 hat geschrieben: Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Eine Aussage möchte ich noch ergänzen, die zeigt, wie früh es schon zu Entwicklungen gekommen ist, die sich später, wie ich es im Laufe unserer Betrachtung zeigen möchte, als Fehlentwicklung herausstellten:
Apg 20,29-30 hat geschrieben: Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.
Der Autor bzw. die Autoren der Joh-Briefe nannte diese dann Antichristen. Soweit die Ausgangslage.


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Eine Bitte an alle Teilnehmenden: Machen wir unsere Dialoge portionsweise, d.h verlieren wir uns nicht in ausufernden Details und langen Abhandlungen. Sie ermöglichen sonst nicht anzuknüpfen. Es sollte ermöglicht werden, dass andere schritthalten können, ansonsten geht jeder nur seinen eigenen Weg.

Damit ist nicht gemeint, dass jeder Beitrag möglichst kurz gehalten werden soll, sondern dass er einen thematischen Schwerpunkt enthält, der durchaus präzise ausgeführt wird, aber eben nicht zwanzig Aspekte. Dazu ist die Zeichenzahl pro Beitrag ohnehin auf 10.000 begrenzt.

Vermeiden wir auch Schwurbeleien, die im Grunde genommen nichtssagend sind und keinen Themenfortschritt ermöglichen, sondern nur schöngeistiges Herumphilosophieren mit geistlichen Begriffen ist. Scherzhalber nenne ich das "geistliche Onanie", da sie nur das eigene Fleisch befriedigt.
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Rilke
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 09:38
1. Tim 4,1 hat geschrieben: Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
2. Pet 2,1 hat geschrieben: Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen.
1. Joh 2,18 hat geschrieben: Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Eine Aussage möchte ich noch ergänzen, die zeigt, wie früh es schon zu Entwicklungen gekommen ist, die sich später, wie ich es dann im Laufe unserer Betrachtung zeigen möchte, als Fehlentwicklung bezeichne:
Apg 20,29-30 hat geschrieben: Ich weiß, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.
Der Autor bzw. die Autoren der Joh-Briefe nannte diese dann Antichristen. Soweit die Ausgangslage.
In diesen Versen sehe ich die prophetische Warnung vor dämonischen Lehren, die den wahren Glauben angreifen würden. Und ich denke, dass dies sehr gut auf die Zeit des frühen Christentums hinweist, als die Sekte der Gnostiker die ersten manifestierten Feinde des Evangeliums wurden. Hinweise auf die Gnostiker finden wir bereits im Neuen Testament, zum Beispiel im 1. Timotheusbrief:

Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du die unheiligen leeren Reden und Einwände der fälschlich so genannten Erkenntnis meidest, zu der sich einige bekennen und von dem Glauben abgeirrt sind! – Die Gnade sei mit euch! (1 Tim 6:20-21)

Die von mir sehr geschätzte Elberfelder Übersetzung schreibt in einer Fußnote zum Wort Erkenntnis: "Dies ist sehr wahrscheinlich ein Hinweis auf die Irrlehre der Gnosis (= Erkenntnis), deren Vertreter in urchristl. Zeit Eingang in die christl. Gemeinden suchten (vgl. Anm. zu Kap. 4,13). Die Gnosis machte den Versuch, Gott und die Welt denkend zu erklären."

Die Gnostiker hatten ihre Hochblüte im frühen zweiten Jahrhundert und viele Kirchenväter schrieben exzessiv gegen diese dämonische Lehre. Wir können darin die erste tatsächliche Häresie sehen, die von den Christen bekämpft wurde.
Aber ich möchte mit dem Beitrag nicht unnötig vorgreifen.
Was sagst du dazu?
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Helmuth
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Helmuth »

Rilke hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 09:51 Die von mir sehr geschätzte Elberfelder Übersetzung schreibt in einer Fußnote zum Wort Erkenntnis: "Dies ist sehr wahrscheinlich ein Hinweis auf die Irrlehre der Gnosis (= Erkenntnis), deren Vertreter in urchristl. Zeit Eingang in die christl. Gemeinden suchten (vgl. Anm. zu Kap. 4,13). Die Gnosis machte den Versuch, Gott und die Welt denkend zu erklären."
Dazu sage ich zunächst nicht viel, außer dass diese Lehre dann nicht dämonischen Ursprunges wäre, wenn sie nur auf Basis menschlicher Denkleistung basiert. Lehren von Dämonen entstehen m.E. anders, aber das müssen wir nicht ausfeilen.

Dafür habe ich zwei Fragen:

1) Gilt es historisch als bestätigt, dass Paulus mit seiner "fälschlichen Kenntnis" genau die Lehre der Gnosis meint?
2) Haben wir verlässliche historische Hinweise, was diese Lehre wirklich lehrt?

Wir finden auch in der Offenbarung einen Hinweis auf eine fremdartige Lehre:
Off 2,15 hat geschrieben: So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten.
Wir haben dazu den historischen Hinweis, wo sich dieser Lehre eingeschlichen hatte, und zwar in Pergamus, aber was diese Lehre ausmacht weiß ich auch nicht. Darum meinte ich, dass du dazu mehr Geschichtswissen hast.


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OT: Ist dein neuer Avatar der neue Rilke? ;)
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Rilke
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Rilke »

Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 10:05 1) Gilt es historisch als bestätigt, dass Paulus mit seiner "fälschlichen Kenntnis" genau die Lehre der Gnosis meint?
Nun, wir lesen in den Worten von Paulus über diejenigen, die "Erkenntnis" lehren. Das griechische Wort für Erkenntnis ist Gnosis und wir wissen, dass proto-gnostische Strömungen bereits zur Zeit der Apostel auftraten.
Ich kann dir gerne Historiker nennen, die diese Sicht bestätigen, ob sie dich überzeugen ist eine andere Frage.

Elaine Pagels ist eine amerikanische Kirchenhistorikerin mit Schwerpunkt auf das frühe Christentum und den Gnostizismus und sieht in den Warnungen von Paulus eine Deutung auf die gnostische Bewegung. Die Argumentation Paulus', dass das Evangelium eine öffentliche Offenbarung sei ist ein Angriff auf das geheime Wissen der Gnostiker, das sie nur mit Eingeweihten teilen würden.
Aber auch Rudolf Bultmann und Hans Jonas identifizieren die Warnungen von Paulus mit den Gnostikern.
Ich denke das ist eine ziemlich stichfeste Argumentation und ich finde sie sehr überzeugend.

Übrigens ist weder Pagels (Anglikanerin), noch Bultmann (Lutheraner) oder Jonas (Jüdisch) römisch-katholisch. Von einer Voreingenommenheit dieser Natur kann man nicht sprechen.
Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 10:05 2) Haben wir verlässliche historische Hinweise, was diese Lehre wirklich lehrt?
Ja, durchaus. 1945 wurden die sogenannten Nag-Hammadi Schriften gefunden. Dabei handelt es sich um eine Sammlung alter gnostischer Schriften (Evangelium der Wahrheit, das Evangelium nach Thomas, die Apokryphon des Johannes, das Evangelium nach Philippus, etc).
Wir haben aber auch Zeitdokumente der frühen Kirchenväter (Irenäus von Lyon, Tertullian, Hippolyt) die ganze Bücher gegen die Gnostiker schrieben und darin deren Lehren widerlegten.
Interessant ist jedenfalls, dass diese Gnostiker neue "Evangelien" produzierten und diese als authentisch lehrten. Ganz klare dämonische Lehre meiner Meinung nach.

Wir können das Gespräch über die expliziten Lehren der Gnosis vertiefen, wenn es dich interessiert. Aber ich denke das hat eigentlich keinen Sinn um weiter über die frühe Gemeinde zu sprechen.
Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 10:05 Wir finden auch in der Offenbarung einen Hinweis auf eine fremdartige Lehre:
Off 2,15 hat geschrieben: So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten.
Wir haben dazu den historischen Hinweis, wo sich dieser Lehre eingeschlichen hatte, und zwar in Pergamus, aber was diese Lehre ausmacht weiß ich auch nicht.
Interessanterweise erwähnten Irenäus und Hippolyt die Nikolaiten in ihren Schriften und schreiben diese Bewegung einem gewissen Nikolas von Antiochien (erwähnt in Apg 6,5) zu. Diese Gruppe war ebenso von gnostischen Lehren geprägt und wurden von den beiden erwähnten Kirchenvätern widerlegt und bekämpft.
Helmuth hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 10:05 OT: Ist dein neuer Avatar der neue Rilke? ;)
Das ist die Statue vom Heiligen Petrus mit den Schlüsseln des Himmelreiches. Sie steht vor dem Petersdom im Vatikan, sehr beeindruckend wenn man sie in echt gesehen hat.
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
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Ziska
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Ziska »

Der Historiker Will Durant erklärt:
„Die Kirche [übernahm] einige im vorchristlichen Rom gebräuchliche religiöse Bräuche und Kultformen ...: die Stola und andere Kleidungsstücke heidnischer Priester,
den Gebrauch von Weihrauch und Weihwasser bei Reinigungszeremonien,
die Kerzen und das Ewige Licht vor dem Altar, den Heiligenkult,
die Architektur der Basilika, das römische Recht als Grundlage des kanonischen Rechtes,
den Titel des Pontifex Maximus für den Papst
und im vierten Jahrhundert die lateinische Sprache ...

Bald hatten die Bischöfe, und nicht mehr die römischen Praefecten, in den Städten die Macht inne; die Metropoliten oder Erzbischöfe unterstützten — wenn sie sie nicht ersetzten — die römischen Provinzstatthalter,
und die Synode der Bischöfe sollte bald an die Stelle der Provinzversammlungen treten.

Die römische Kirche folgte den Fußstapfen des römischen Staates“ (Kulturgeschichte der Menschheit, Band 5: Weltreiche des Glaubens).
könnte man hier erwerben und selber nachlesen:
https://www.zvab.com/Kulturgeschichte-M ... 4179277/bd
LG Ziska
„Einer ist euer Führer, der Christus“
(Matthäus 23:10)
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Lena
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Lena »

Dagegen steht der glorreiche Werdegang der Gemeinde Gottes.
Am Ende wird sie gesammelt aus allen Völkern und Nationen.
Es gibt in der Tat nur eine Gemeinde. Ihr Oberhaupt ist im Himmel.
Sein Geist auf Erden - in allen Menschenkindern die ihm zugehören.
Zerstritten, geteilt und uneins sind nur von Menschen gemachte
Organisationen, die sich christlich nennen, es aber nicht sind.
Wären sie es, es herrschte unter ihnen Frieden und Einssein.
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Rilke
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Re: Der traurige Werdegang des Christentums

Beitrag von Rilke »

Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14 Der Historiker Will Durant erklärt:
Oje, oje, oje.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14 „Die Kirche [übernahm] einige im vorchristlichen Rom gebräuchliche religiöse Bräuche und Kultformen ...: die Stola und andere Kleidungsstücke heidnischer Priester,
Weder Tunica noch Stola waren religiöse Kleidungen, sondern Alltagskleidungen in der römischen Gesellschaft. Natürlich trugen heidnische Priester die Stola, weil sie von allen getragen wurden. Die katholische Soutane hat sich als Kleidungsstück im 5. Jhd. durchgesetzt, also nach dem Fall des römischen Heidentums. Das Messgewand selbst (paenula) was man gerne als Stola bezeichnet, wurde ebenso erst im fünften Jahrhundert eingeführt und somit in einer christlichen, nicht heidnischen, Gesellschaft.
Die katholische "Stola" (das färbige Band, das um den Nacken getragen wird) wurde erst im 10. Jhd. eingeführt.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14 den Gebrauch von Weihrauch und Weihwasser bei Reinigungszeremonien,
Also Weihrauch wurde nicht im Jerusalemer Tempel verwendet? Das Weihwasser ist das selbe Wasser, das zur Taufe verwendet wird - es hat kein Reinungsritual zur Grundlage sondern die Erinnerung an die eigene Taufe, durch die wir Christen wurden.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14 die Kerzen und das Ewige Licht vor dem Altar,
Auch hier: Kerzen und Lampen sind nichts explizit römisch-heidnisches, man sieht das im Tempel von Jerusalem.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14 den Heiligenkult,
Es gab keinen Heiligenkult im römischen Heidentum. Kaiser wurden zu Götter erklärt, aber das hat nichts mit den Verstorbenen Christen zu tun, die mit Christus lebendig im Himmelreich sind (siehe Offb)
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14die Architektur der Basilika
Die erste Petersbasilika wurde von Konstantin erbaut und erfolte nach der Architektur eines römischen Gerichts/Versammlungsortes. Wie heidnisch kann eine solche Architektur sein?
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14das römische Recht als Grundlage des kanonischen Rechtes
Das römische Recht dient als Rechtsgrundlage für beinahe alle Rechtssysteme der Welt. Das erste Werk, von dem man vom "kanonischen Recht" sprechen kann war das Decretum Gratiani, geschrieben um das Jahr 1140.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14den Titel des Pontifex Maximus für den Papst
Pontifex Maximus bedeutet "der größte Brückenbauer" und als solcher war das tatsächlich ein Titel für römische Priester in den vorchristlichen Jahrhunderten. Der Titel wurde aber erst von Papst Leo I (440–461 AD) eingeführt, das war zu einer Zeit als das Heidentum im römischen Reich bereits vergangen war. Leo übernahm den Titel nicht um an das vergangene Heidentum anzuknüpfen, sondern den Titel des Brückenbauers aller Christen (als Bischof von Rom) zum Ausdruck zu bringen.
Ziska hat geschrieben: Di 12. Nov 2024, 11:14und im vierten Jahrhundert die lateinische Sprache ...
Die lateinische Sprache ist nicht heidnisch. :?:
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
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