" Traditionell" christlich...

Rund um Bibel und Glaube
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Johncom
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Johncom »

jsc hat geschrieben: Fr 17. Jan 2025, 11:55 Ich bin mal in Südamerika bei traditionellen Mennoniten gewesen. Dort leben viele Menschen noch genau so wie ihre Vorfahren. Befolgen Traditionen und gehen sogar jeden Sonntag in die Kirche - doch bei den meisten hat der Glaube nie ihr Herz erreicht und brauchen Bekehrung.
Interessant. Wäre einen neuen Thread Wert! Auch Quäcker oder die Amish-people.
Was ich bisher lernte (leider nur aus einer Doku), demnach lassen die Mennoniten den Jugendlichen alle Freiheit und geben ihnen die Möglichkeit, sich selber zu "bekennen". In so weit ein positiver Ansatz: Nur wer persönlich will und sich geprüft hat, wir dann ein echtes Mitglied.
Im Vergleich zu Europa: Hier geht man nicht mal in die Kirche. Und die Wirtschaft braucht weder Christen noch Handwerker oder Bauern.

Warum sind deutsche Mennoniten in alle Richtungen der Welt ausgewandert?
Sie leben als "traditionelle Christen" - sind aber mehrheitlich gar keine Christen.
Hier und in der EU anders?
Aber nein: Tradition überlebt nur in kleinen Kreisen, das ist völlig in Ordnung. Der lebendige Geist inspiriert immer wieder neue Aufbrüche.
Gott, der Ewige, ist weder mennonitisch, noch unter anderer Bezeichnung zu fixieren.
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Johncom
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Johncom »

Oleander hat geschrieben: Mi 15. Jan 2025, 16:49

Der Gedanke, der mir dabei aufkam
, war:
Muss ich einer "Tradition" Folge leisten?

Oder darf ich eigene Ziele /Wünsche anstreben?
Mir selber darüber Gedanken machen dürfen?

Oder anders: Wenn ich einer "Tradition" folge, bin ich dann auf der richtigen Seite ... :?:
Authentisch sein, also mit ganzem Herzen und Gewissensprüfung, dem Weg folgen, der einem gegeben wurde, das ist immer die richtige Seite. Und viele Traditionen bieten Hilfe. Die alle haben einen tiefen Kern. Nur ganz oberflächlich bekämpfen die sich (wir sind die einzig Wahre).

Ich kenne einige, die früher alles mögliche probiert haben, Buddhismus oder Hindu-Gurus, auch christliche Sekten, aber irgendwann sich in einer als passend erkannten Glaubensrichtung und Praxis stabilisiert haben.
Oder darf ich eigene Ziele /Wünsche anstreben?
Mir selber darüber Gedanken machen dürfen?
Am Ende werden die "eigenen Wünsche" wohl dem Allgemeinwohl (liebe deinen Nächsten) zum Opfer fallen. Aber es wird durch eigenes Erkennen bestätigt. Wenn nicht, würde man etwas glauben was man nicht selber wirklich glaubt.
Eigene Wünsche sollten, finde ich, auf jeden Fall erkannt und auch definiert werden.
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Spice »

rudolfer hat geschrieben: Fr 17. Jan 2025, 23:36 Das hat sich aber grundlegend verändert. Wer heute in die Messe geht oder an katholischen Prozessionen teilnimmt, der muss sich gegen die Ablehnung der Gesellschaft stellen, auch hier in Bayern. Die Gesellschaft ist nicht mehr katholisch oder evangelisch. Der Missbrauchsskandal tat sein übriges. Wer sich heute zu einer christlichen Kirche bekennt, der macht das aus innerer Überzeugung und einer persönlichen Gottesbeziehung.
Das ist das Gute an unserer heutigen Zeit. Aber selbst die, die aus Überzeugung in irgendeiner Denomination oder Sekte sich als Christen bekennen, sind doch irgendwie festgefahren in ihren Ansichten und suchen nicht wirklich nach der Wahrheit, sondern wollen, bestenfalls nur Proselyten machen und wettern über die böse Gesellschaft.
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Spice »

Jede Tradition ist im idealen Fall etwas, das immer näher zu Christus und damit zur Gemeinschaft aller Gläubigen führt. In besten Fall ist sie eine Art Geländer, damit die Unsicheren nicht straucheln. In der Regel ist sie oft ein Hemmnis, das die Menschen in falscher Sicherheit wiegt.
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von jsc »

Johncom hat geschrieben: Sa 18. Jan 2025, 03:38
jsc hat geschrieben: Fr 17. Jan 2025, 11:55 Ich bin mal in Südamerika bei traditionellen Mennoniten gewesen. Dort leben viele Menschen noch genau so wie ihre Vorfahren. Befolgen Traditionen und gehen sogar jeden Sonntag in die Kirche - doch bei den meisten hat der Glaube nie ihr Herz erreicht und brauchen Bekehrung.
Interessant. Wäre einen neuen Thread Wert! Auch Quäcker oder die Amish-people.
Was genau? Wie es dort ist? Oder warum es so ist?
Was ich bisher lernte (leider nur aus einer Doku), demnach lassen die Mennoniten den Jugendlichen alle Freiheit und geben ihnen die Möglichkeit, sich selber zu "bekennen".
Das ist das "Rumspringe" (phonetisch versucht zu umschreiben, kenne nur die "plattdeutsche Art es auszusprechen" - es bedeutet übersetzt auf Hochdeutsch "herum springen" oder mehr frei "ausbrechen")
Das gibt es aber soweit ich weiß nur bei den Amish (in Dokus wird da häufig kein großer Unterschied gemacht und gern noch Herrenhuter mit rein gemengt)
Allen gemein ist, dass Kinder nicht automatisch zur Gemeinde zählen und erst per Erwachsenentaufe gehört man dazu (sind halt in der Reformationszeit aus der Täuferbewegung entstanden)
Wobei man kritisch anmerken sollte, dass ein Bekenntnis nur zu Jesus nicht ausreicht. Es ist immer kombiniert: Gott und die Tradition - und letztere ist meisten DEUTLICH wichtiger. Nach außen kann es sein, dass es nicht so genannt wird - sogar abgestritten. Aber aus der Innensicht wird schnell klar, dass das so ist...
In so weit ein positiver Ansatz: Nur wer persönlich will und sich geprüft hat, wir dann ein echtes Mitglied.
Positiver Ansatz? Auf jeden Fall - ich bin ja auch Verfechter der Erwachsenentaufe etc. aber muss sagen, dass mein Bild der Kindertaufe in den Landeskirchen EXTREM verfärbt ist. Wenn man genau hinsieht, dann ist in vielen Gemeinschaften (Gemeinden) mit Erwachsenentaufe üblich eine sogenannte "Kindersegnung" durchzuführen, die einer Kindertaufe SEHR ähnlich ist (es fehlt nur der äßere Akt) und wenn man dies weglässt ist die biblische Begründung und der Bewegrund der Eltern bei beiden SEHR ähnlich. Auch in der katholischen und evangelischen Landeskirche ist man erst mit Kommunion und Konfirmation vollwertiges Mitglied (quasi deren "Erwachsenentaufe" :-D)
Im Vergleich zu Europa: Hier geht man nicht mal in die Kirche.
Ja, hier ist man ein paar Schritte "weiter" :-(
Ich muss aber auch zugestehen, dass es nicht nur an den Kirchgängern liegt sondern auch am Angebot der großen Landeskirchen. Man hat sich über Jahrhunderte beliebig gemacht - und warum sollte man dort dann noch hingehen, wenn alles beliebig ist?
Und die Wirtschaft braucht weder Christen noch Handwerker oder Bauern.
Ich erlebe das tatsächlich anders. "Hard working christian men" sind hier lokal bei den Firmen sehr beliebt ;-)
Handwerker sind jetzt schon Mangelware und werden es in Zukunft immer mehr sein. Bei Bauern ist es zur Zeit eher so, dass früher 90% der Bevölkerung Nahrung im Agrarsektor produzieren musste um die Bevölkerung zu ernähren. Durch die Industrialisierung sind das aber sehr viel weniger. Der immer vorhandene stetige Wandel der Zeit. Ich sehe darin mehr Chancen als Probleme...
Sehe aber da auch nicht wirklich den Zusammenhang zum "Thema"...?
Warum sind deutsche Mennoniten in alle Richtungen der Welt ausgewandert?
Mennoniten sind ja nicht "deutsch" sondern kommen ursprünglich aus dem ostfriesischen Raum der Deutschland und die Niederlande umspannt. Staatsgrenzen sind bei so etwas eher theoretischer Natur.
Mennoniten haben als Besonderheit die sehr starke Prägung als Pazifisten - sie versuchen über die Jahrhunderte dem Dienst an der Waffe zu entkommen, weil sie die Bibel so auslegen, dass sie niemals Menschen töten wollen.
Katharina die Große hat Auswanderer aus Detuschland angeworben und ihnen Freiheit vom Militär zugesagt. Das hat natürlich enorm viele Mennoniten angesprochen weil es dort wo sie wohnten sehr schwierig war dem Militärdienst zu entkommen (sie versuchten alle Sanitäter zu werden :) )
Meine Familie ist dann in zwei Teilen aus dem ostfriesischen Raum in Richtung Danzig gezogen. Dort hat man den zweiten Teil getroffen, der aus dem süddeutschen bzw. schweizerischen Raum über Böhmen und Mähren in Danzig eintraf. Dort zogen sie gemeinsam in die Ukraine.
Es dauerte leider nicht lange, da war das Versprechen der "Militärfreiheit" gebrochen. Und spätestens mit der Oktoberrevolution wurde das Leben sehr hart. Damals sind viele nach Deutschland geflüchtet. Von dort kamen die, die genug Geld, Bildung etc. hatten weiter nach Kanada oder USA. Manche durften in Deutschland bleiben. Sehr viele hatten aber nur die Wahl nach Südamerika zu fahren.
Gibt sehr spannende Berichte darüber, wie sie auf der monatelangen Schiffsreise eine "Gemeinde" gründeten und der Pastor sich "wie Mose fühlt, der das Volk Gottes übers Meer ins gelobte Land führt" :mrgreen:
Dort haben sie meist im Dschungel "ohne alles" angefangen.
In Deutschland gibt es heutzutage ca. 4 Millionen Russlandsdeutsche - aber davon sind mindestens 3 Millionen sogenannte "Wolga-Deutsche" (die sind komplett anders als die Menschen, von denen ich spreche...). Die restliche Million sind alles mögliche - aber auch vermutlich als größte Gruppe die Mennoniten.
Dadurch, dass es räumlich und zeitlich getrennt viele "Zentren" gab, gibt es schon teilweise sehr große Unterschiede zwischen den Mennoniten in Europa vor 500 Jahren, den Mennoniten in Russland vor 300 Jahren, den Mennoniten in Kanada und USA, die vor 100 bis 150 Jahren dort hin sind, den Mennoniten in Südamerika, die vor ca. 100 Jahren dort hin sind und den Mennoniten heute in Europa, Nordamerika und Südamerika...
Ich kann mich mit allen von denen verständigen und spreche die Sprache und verstehe sie auch. Meine Kinder nicht mehr :( - obwohl sie hier in Deutschland noch als "Menschen mit Migrationshintergrund" gelten...
Von mir zurück haben wir mindestens 18 Generation zurück einen Stammbaum zusammen mit meinem Vater erstellt.
Mennoniten sind immer auf der Wanderschaft gewesen. Viele sind tatsächlich auch aus Deutschland Ende der 90er in Richtung Kanada oder Südamerika ausgewandert.
Gott, der Ewige, ist weder mennonitisch, noch unter anderer Bezeichnung zu fixieren.
Das sowieso. Ich und viele andere haben kein Problem mit Tradition. Man muss nur immer wieder fragen: "Ist das Traditon oder Gottes Wille?" Ersteres ist optional, letzteres nicht. Problematisch finde ich, wenn man beides vermischt.
Achtung! Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, niemand aber hat das Recht auf eigene Fakten.

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
Spice
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Spice »

jsc hat geschrieben: Sa 18. Jan 2025, 09:45 Von mir zurück haben wir mindestens 18 Generation zurück einen Stammbaum zusammen mit meinem Vater erstellt.
Mennoniten sind immer auf der Wanderschaft gewesen. Viele sind tatsächlich auch aus Deutschland Ende der 90er in Richtung Kanada oder Südamerika ausgewandert.
Interessant jsc. Du bist bisher hier persönlich farblos herübergekommen. Jetzt weiß man endlich mal etwas von dir. Du bist also Mennonit. Ich will dir bei dieser Gelegenheit sagen, dass ich dich bisher als sehr aufrichtigen Menschen wahrgenommen habe, der sich bemüht immer sachlich zu argumentieren. In dieser Hinsicht, weiter so! Ansonsten würde ich mich freuen, wenn du dich mehr einbringen könntest.
jsc
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von jsc »

Spice hat geschrieben: Sa 18. Jan 2025, 10:27 Interessant jsc. Du bist bisher hier persönlich farblos herübergekommen. Jetzt weiß man endlich mal etwas von dir. Du bist also Mennonit.
Ich versuche tatsächlich persönliche Details eher zu vermeiden aber das hier habe ich tatsächlich schon vor Jahren immer wieder mal erwähnt wenn es thematisch passte 😜
Ich will dir bei dieser Gelegenheit sagen, dass ich dich bisher als sehr aufrichtigen Menschen wahrgenommen habe, der sich bemüht immer sachlich zu argumentieren.
Danke. Das ist sowohl Anspruch als auch angeborener "Fluch" 😁
In dieser Hinsicht, weiter so! Ansonsten würde ich mich freuen, wenn du dich mehr einbringen könntest.
Dem würde die Mehrheit der User hier sicher nicht zustimmen und die Leitung des Forums sieht das sicher nicht anders.
Einerseits fordert "das reale Leben" mich zeitlich sehr und andererseits muss man immer sehr vorsichtig schreiben weil man ansonsten ständig mit der Sperre bedroht wird wenn man auf Ungereimtheiten hinweist...
Achtung! Jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung, niemand aber hat das Recht auf eigene Fakten.

Und diese Faktenchecker von den sie immer reden... sind die jetzt bei uns hier im Raum und sie können sie sehen und hören?
rudolfer
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von rudolfer »

Spice hat geschrieben: Sa 18. Jan 2025, 08:11 Das ist das Gute an unserer heutigen Zeit. Aber selbst die, die aus Überzeugung in irgendeiner Denomination oder Sekte sich als Christen bekennen, sind doch irgendwie festgefahren in ihren Ansichten und suchen nicht wirklich nach der Wahrheit, sondern wollen, bestenfalls nur Proselyten machen und wettern über die böse Gesellschaft.
Für Außenstehende wirkst du selbst in deinen Überzeugungen und deiner Denomination (oder Sekte) festgefahren und suchst nur nach dem was dir verständlich und richtig erscheint.

Du trittst hier (nach eigener Aussage) als Lehrer auf und willst also hier Proselyten machen und wetterst über die dummen Christen.

Wo bist du anders?
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
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Oleander
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von Oleander »

jsc hat geschrieben: Fr 17. Jan 2025, 11:55 Irgendwie verstehe ich den Begriff "traditionelle Christen" vermutlich ganz anders als manche hier im Forum..
Nicht traditonelle Christen(an sich)- sondern was bedeutet" traditionell" christlich.
Mir geht es eher um das, was die "Tradition" ausmacht, also was DAMIT gemeint ist.

In Österreich würden manche vielleicht sagen:

Kindestaufe, Gottesdienste, Firmung, Erstkommunion, Kreuze in Schulen oder der eigenen Stube, zu Gott beten...oder einheitiche Gebet wie das Vater unser beten....
Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.
rudolfer
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Re: " Traditionell" christlich...

Beitrag von rudolfer »

jsc hat geschrieben: Sa 18. Jan 2025, 09:45 Gott, der Ewige, ist weder mennonitisch, noch unter anderer Bezeichnung zu fixieren.

Das sowieso. Ich und viele andere haben kein Problem mit Tradition. Man muss nur immer wieder fragen: "Ist das Traditon oder Gottes Wille?" Ersteres ist optional, letzteres nicht. Problematisch finde ich, wenn man beides vermischt.
Ja, das sehe ich auch so.

Gott ist weder katholisch, mennonitisch, oder lutherisch. Aber der Weg zu ihm kann katholisch, menonnitisch oder lutherisch sein.
Ganz allein, sozusagen auf Du und Du mit Jesus, kann schnell zur Überschätzung des eigenen Weges führen.
Du aber, Herr, bist ein Schild um mich herum, du erhebst mein Haupt, du richtest mich auf. Psalm 3,4.
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