Ende 1982 machte ich einen Deal mit Gott. Ich brauchte seine Hilfe.
Was konnte ich Ihm geben?
So versprach ich, jeden Tag in der Bibel zu lesen. Privat. Ohne Anleitung. Ein Jahr zuvor hatte ich den zweiten Anlauf im Glauben genommen; nach etwa fünf Jahren, in denen ich massivst gezweifelt hatte und mutlos geworden war.
Mit der Lutherbibel (1964/1970) tat ich mich schwer. Die Sprache war mir noch nicht vertraut. Ich konnte lesen und lesen und lesen, aber irgendwie verstand ich nur wenig davon. Wenig bis gar nichts.
So ging ich in die Buchhandlung der kleinen Stadt und wollte eine andere Bibel kaufen. Als Ahnungslose... das war alles Neuland für mich. Mit der Guten Nachricht Bibel "in heutigem Deutsch" fuhr ich nach Hause.

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Man sieht ihr an, dass sie wirklich benützt wurde. Mittlerweile sieht sie noch schlimmer aus. Meistens las ich am Abend, nachdem alle Arbeiten endlich erledigt und die Kinder im Bett waren. Aber es fiel mir nicht immer leicht, das durchzuhalten- einige Disziplin war schon erforderlich.
Ich weiß es nicht mehr, ob die GNB mir vom Buchhändler empfohlen worden war oder warum ich ausgerechnet diese gekauft habe.
Die ließ sich nun viel leichter lesen! Da ich mich absolut nicht in der Bibel auskannte, keinen Überblick hatte über den Aufbau und deshalb eine Stelle, die mir gefiel, nicht unbedingt wieder fand, legte ich viele Buchzeichen hinein.
So las ich beide Bibeln gleichzeitig. Denn wenn ich etwas in der GNB "kapiert" hatte, verstand ich es dann auch bei Luther. So ungefähr jedenfalls.
Wie gesagt: Keine Ahnung, keinen Überblick, und dass die Apokryphen umstritten und in evangelischen Bibeln nicht enthalten sind, wußte ich nicht, las also ganz unbefangen darin... und konnte keinen Unterschied feststellen, jedenfalls nicht bei den Büchern Weisheit und Sirach. Letzteres mag ich ziemlich gerne.
Gott hat einige Male dadurch in mein Leben hineingesprochen, punktgenau. Deshalb bin ich überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, es könnte "nicht echt" sein.
Tobit und Judit fand ich etwas strange... (Jona, genau genommen, auch,) bei den Makkabäern musste ich passen, diese ständigen Kriege waren zu belastend für mich. Aber die Chroniken konnte ich auch nicht studieren. Ohne Vorkenntnisse ist das auch nicht empfehlenswert- man checkt so gut wie nichts. Ich habe eh nicht von vorne nach hinten gelesen, sondern, wenn ich ein Buch fertig hatte, ein wenig geblättert, und wenn dann etwas interessant erschien, nahm ich das als Nächstes.
Jesus Sirach ist manchmal echt originell.
Sirach 8,12 (GNB): Leihe keinem etwas, der mächtiger ist als du; sonst kannst du es gleich abschreiben.
13,21 (GNB): Wenn ein Reicher hinfällt, wird er von seinen Freunden aufgehoben. Wenn ein armer Schlucker hinfällt, wird er von seinen Freunden aufgegeben.
Gerade habe ich einige Kapitel nochmal durchgelesen und finde Sirach einfach und immer noch
Klasse!
3,26 (GNB): Ein Mensch, der starrsinnig ist, nimmt ein böses Ende; und wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
Das hier sprach auch einmal mehr als punktgenau in mein Leben:
Sirach 22,13 (GNB): Verschwende deine Worte nicht an jemand, der keinen Verstand hat! Meide den Umgang mit jemand, der sich aufführt wie ein Schwein. Komm einem solchen Menschen nicht zu nahe, sonst hast du nur Ärger und wirst schmutzig, wenn er seinen Dreck abschüttelt.
Geh ihm aus dem Weg; dann hast du Ruhe und musst dich nicht über seine Verrücktheiten aufregen.
Welch eine Erleichterung... damals... ich dachte: Gott versteht mich... von meinen Hausgenossen war keiner gläubig, und einer davon ... "bittere Wurzel", schön gewachsen, sehr stabil ... als frischgebackener Christ will man natürlich die Regeln Jesu einhalten, Feindseligkeiten mit Geduld und Freundlichkeit begegnen und so... und das kann sehr schwer werden; auch
zu schwer.
Das ist jetzt nur ein einziges Beispiel, an das ich mich sehr gut erinnern kann, obwohl diese Ansage mehr als 40 Jahre zurückliegt. So etwas vergißt man nicht. Es gab noch viel mehr Gelegenheiten, in denen ich "passende" Ansagen erhielt, ob aus den Sprüchen, einem Brief an die Korinther oder Sirach... - nicht forciert von mir, da ich den Inhalt der Bibel ja mangels ausreichender Kenntnisse nicht wunschgemäßig manipulieren konnte.
Wenn man das so erlebt hat, und innen drin die Gewißheit hat, (z.B.) Sirach ist
echt, dann wird man religionspolitische Schachzüge nicht eben mal durchwinken können. Es hat nicht unbedingt etwas mit der Katholischen Kirche zu tun, hier geht es einfach nur darum: Sind Bücher der Apokryphen, die in den heutigen Bibeln enthalten sind, inspiriert oder sind sie es nicht?
Wir können diese Frage gerne vertiefen.
LG