Wir könnten auch im Thema bleiben, und wer etwas wirklich besser weiß, warum bringt er es nicht vor? Davor ziehe ich sogar meinen Hut. Ich erlaube mir fortzusetzen, weil mich das Thema und nicht das unnütze Geplänkel interessiert.
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Beim Schreiben meiner Antwort an Magdalena im Thread "Inspriation" ist mir wieder Lukas in den Sinn gekommen, der ein sehr gutes Zeugnis legt, wie seine Schriften entstanden sind. Dazu muss man nur seine Einleitungen zu seinen Berichten lesen. Ich zitere nur Vers 3 (Die Verse 1-4 gehören kontextuell zusammen):
Lukas Arbeit war, was man heute die Tätigkeit eines Jornalisten nennt, der allem genau nachgegangen ist, dazu Zeugen befragt hatte, dazu Informationen gesammelt hatte, diese sortiert und wohl auch aussortiert hatte und zuletzt der Reihe nach als Gesamtbericht aufgeschrieben hatte.quote=Lk 1,3 hat geschrieben: ... hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben
Und so enstand das uns wohlvertraute Lk-Ev, das einzige für mich auch in einem Guss, was ich bei den anderen Evangelien nicht sehe. Daher ist das Lk-Ev in der Hinsicht etwas Besonderes. Lukas betont dabei die Genauigkeit, d.h. eine gründliche und präzise Arbeitsweise, also wahrheitwgetreu sich auf Tatsachen stützend, wie wir das heute ausdrücken würden.
Den zweiten Bericht, den wir als Apg. kennen, machte er m.E. nicht weniger professionell. Man darf davon ausgehen, dass er ihn derselben Präzision und Verpflichtung zur Wahrheitstreue unterworfen hatte. Er leitet den Bericht etwas bescheidener, aber ähnlich ein:
Es beginnt mir der bescheidenen Erwähnung, dass er auch der Autor des Lk-Ev ist. Leider erfahre wir nicht seinen Namen, aber es ist schon diese Art Einleitung der beiden Berichte recht bemerkenswert. Es geht ihm rein um die Sache Jesu, an die er völlig glaubt. In der Apg. hat er nun die Taten der Apostel aufgeschrieben, wo der Schwerpunkt bei Petrus im ersten Teil gefolgt von Paulus bis zum Ende des Berichtes liegt.pg 1,1-3 hat geschrieben: Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, von allem, was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren, bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er sich auserwählt hatte, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte; denen er sich auch nach seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebend dargestellt hat, indem er ihnen vierzig Tage hindurch erschien und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen.
Wir haben mit den beiden Berichten im Grunde genommen schon einen ersten Bibel-Kanon vorliegen, und das im 1. Jh., der uns inhaltlich alles liefert, was uns zur Errettung durch den seligmachenden Glauben an den Sohn Gottes gereicht. Es folgten ihm auch weitere wertvolle Werke.
Lukas konnte sich zum Zeitpunkt der Niederschrift der Bedeutung seiner beiden Werken noch gar nicht bewusst gewesen sind, welche Art Weltliteratur er damit verfasst hatte und selbst Paulus hatte das noch nicht erkannt, aber er wusste um Gottes Gabenverteilung. Heute wissen wir das alle. Wie ich weiter meine, war sein Evangelium das erste. Aber das sei nicht alles, er ist auch der einzige nichtjüdische Autor im NT-Kanon.
Auch das sollte nicht unerwähnt bleiben, weil er mit seiner anderen, nach hellenistisch erzogenen Denkart als Grieche an Dinge anders herangeht als der gläubige bzw. rein religiöse Jude. Diese etwas andere Denkweise unter dem Antrieb des Heiligen Geistes wird so einer wertvollen Ergänzung und damit Bereicherung für das gesamte NT.
Das verdanken wir vor allem seiner historischen Herangehensweise. So wird er auch für Nichtchristen ein besonderer Autor, da selbst diese seine historische Präzsison anerkennen müssen, so sie halbwegs objektiv sind. Das war für andere Autoren der Evangelien scheinbar nicht einmal ansatzweise wichtig. Diese verstanden daher auch nicht die Wichtigkeit präziser historischer Recherche, wenn sie für sich auch nur Nebensächlichkeiten sind.
Diese so scheinbaren Nebensächlichkeiten werden m.E. dennoch leider unterschätzt, und ich denke bis heute ist dem so, weil gerade die unpräzisen Angaben aus historischer Perspektive in den anderen 3 Biographien Jesu für viele Nichtchristen ein Grund überkritischer Betrachtung ist, was bei Lukas nicht so leicht möglich ist.
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Nachsatz zur HKM als OT: Die HKM ist wie vieles den einen ein wertvolles Werkzeug zum Nutzen seine Erkenntnisse zu erweitern, den andern ein Zerstörungwerkzeug. An der HKM liegt das aber nicht, sondern am Geist des Handwerkers, wie er sein Werkzeug gebraucht, missbraucht oder nicht gebraucht. Diskussionsgegenstand wird das aber bitte hier keiner.