8. Mai

[Abischai]

Heute jährt es sich zum 80. Mal, daß der 2. Weltkrieg sein vorläufiges Ende fand, das Datum ist repräsentativ aber nicht umfassend genau. Jedenfalls sind viele von uns die Enkel derer, die damals im Feld geblieben sind oder schwer gedrückt heimkehrten oder noch viele Jahre in Gefangenschaft bleiben mußten. Einer meiner Großväter kehrte in den 50'ern heim, der andere nicht mehr.

[Ziska]

Mein Opa väterlicherseits war auch Soldat der Wehrmacht. Er hatte aber nie davon gesprochen.
Es gab nur ein Foto in Uniform.

Mein Großonkel war in Gefangenschaft weil er vor Hunger einige Kartoffeln gestohlen hatte. Da wurde er sehr mißhandelt mit Schläge auf Fußsohlen. Seine Hände und Füße wurden nach hinten zusammengebunden und dann daran hochgezogen.
Er war dann psychisch krank und hatte es später, wenn es ganz arg wurde,
an meiner Großtante ausgelassen.
Damals gab es ja noch keine Therapie…

Meine Mutter ist als 12 jähriges Mädchen aus Pommern geflohen. Was sie auf der Flucht erlebt hatte, wie die Kugeln an ihrem Kopf vorbeiflogen, wie die toten pferde mit den wagen am weg lagen usw. Wie die Russen mit angelegtem Gewehr vor ihnen standen…

All das hatte sie damals mit mir verarbeitet. Ich mußte diese Geschichten anhören, als 7jährige und später… Das alles hat mich geprägt…

[Johncom]

Meine Mutter ist als 12 jähriges Mädchen aus Pommern geflohen. Was sie auf der Flucht erlebt hatte, wie die Kugeln an ihrem Kopf vorbeiflogen, wie die toten pferde mit den wagen am weg lagen usw. Wie die Russen mit angelegtem Gewehr vor ihnen standen…

Meine Mutter war etwa 19, die 3 Schwestern noch jünger. Der einzige Bruder, der den Hof geerbt hätte, liegt in Russland begraben, Kopfschuß nach 2 Wochen Krieg.

Die Familie ließ alles zurück im März 45: den Hof, die Tiere, die Äcker bei Kolberg in Pommern und konnte auf den letzten Booten über die Ostsee entkommen dank einer Wehrmacht, die nochmal alles gab.

Ich mußte diese Geschichten anhören, als 7jährige und später… Das alles hat mich geprägt…

Mich auch. Deshalb weiß ich heute: Nie wieder erlaube ich diesen Geschäfts-Heinis, uns wieder in den Krieg zu zwingen. Une wenn sie mich morgen abholen für meine Überzeugung: egal, das ist nicht mein Problem.

[Johncom]

Einer meiner Großväter kehrte in den 50'ern heim, der andere nicht mehr.

Der Großvater mütterlicherseits hatte noch Kriegserfahrung aus WK1, auch Russland. Wie es mir erzählt wurde, stand er mal dem Feind gegenüber in einem Wald, ganz überrascht. Die beiden hätten sich ein Handzeichen gegeben: ich schieße nicht, du auch nicht, alles klar?

Mein Vater selbst war, wie er immer gestand, ganz überzeugt von der damaligen Führung. Als Schüler ließ er sich testen für die Luftwaffe. Nach dem beschleunigten Kriegs-Abi in die Grundausbildung, in den Drill, das war nicht schön. Dann zunächst mal als Radar-Melder in Norddeutschland eingesetzt. Und schwer erkrankt, Lungenentzündung damit untauglich.

Jedenfalls sind viele von uns die Enkel derer, die damals im Feld geblieben sind oder schwer gedrückt heimkehrten oder noch viele Jahre in Gefangenschaft bleiben mußten.

Und auch die, die Angehörige verloren haben. Und die, die "Glück hatten", das Trauma wirkt nach. Derjenige, der damals in Gefangenschaft war, hat sie ja nur durchgemacht stellvertretend für alle anderen. Und die anderen wissen es sofern sie es nicht verdrängen.

Wesentlich für uns, die jüngere Generation, finde ich diesen Ansatz: Warum sollen wir eigentlich immer wieder für internationale Börsen-Gewinner in den Krieg ziehen. Warum soll ich Russen töten. Oder Franzosen oder wen auch immer. Ein paar Jahre später tut es dann allen Leid, sie versprechen dann : nie wieder.

Aber wenn die Börse sagt: da drüben werden gerade Bodenschätze entdeckt, die gehören eigentlich UNS, wir brauchen Krieger, die wir überzeugen, da drüben herrschen Diktatoren, gegen die sollt ihr kämpfen und sterben.
Ich hoffe, das kommt heute nicht mehr an. Oder?

[Abischai]

Heute ist der 9. der in Rußland als Siegestag gefeiert wird, und die ziehen das immer richtig groß auf. Bei uns gibt es solche Kultur nicht, daß man der Gefallenen und auch der Überlebenden gedenkt, die auch gekämpft haben, wofür eigentlich? Von einigen weiß ich, daß sie zum Ende dafür gekämpft hatten, daß die Flüchtlinge halbwegs sicher waren und so viele wie möglich den Rückzug überleben konnten. Auch darüber gibt es spannende Zeugnisse von Christen die erlebt haben, wie Gott gnädig eingegriffen hat.

Meine Großmutter mit meiner Mutter (4) und deren Bruder (2), dazu die Urgroßmutter, kamen aus Königsberg und haben in Gotenhafen das letzte Schiff leider nicht mehr nehmen können, weil es überfüllt war. Jenes Schiff, war die "Wilhelm Gustloff", der Rest ist bekannt...

Nee, Freunde, ich bin auch der festen Überzeugung, daß es nie wieder Krieg geben darf, daß es aber wieder welchen geben wird.