Zippo hat geschrieben: ↑Di 10. Jun 2025, 12:37
Ich hoffe, in meiner Antwort an Hoger ist etwas deutlicher geworden, was ich meine.
In Ordnung, dann greife ich darauf zu. Ob es zum deinem Thema bzw. zur konkreten Fragestellung passt, musst du entscheiden. Ich kann mich dann danach richten.
Zippo hat geschrieben: ↑Di 10. Jun 2025, 12:25
Oder aber die Rede des Propheten wird von den Übersetzern in die Gegenwart versetzt.
Dann ist es keine Übersetzung. Man hat das zu übersetzen, was geschrieben steht. Spricht der Prophet in der Gegenwartsform, muss gegenwärtig übersetzt werden, spricht er in der Vergangenheitsform, dann muss als vergangen und in der Zukunftsform als zukünftig übersetzt werden.
Dass die hebräischen Zeitformen auch ihre grammatikalischen Eigenheiten haben tut dabei nichts zur Sache, es bleibt Gegenwärtiges gegenwärtig wie auch das Vergangene bzw. Zukünftige als solches bleibt. Diese Formen habe ich nun auch schon etwas intus.
Wer es anders handhabt übersetzt nicht. Es kann dann auch einen anderen Sinn ergeben. Dieses Problem haben, wie ich feststelle, viele Uni-Theologen, die Hebräisch quasi nur vom Reißbrett gelernt haben und keine Native-Speaker sind. Mir geht es nicht anders, aber ich habe andere Lehrer, eben solche, die Hebräisch als Muttersprache beherrschen. Denen muss ich dann mehr das Deutsche erklären.
Nun zum Prophetischen. Die Zeitform befinde ich bei der Stelle nicht maßgeblich. Denn, wie du eh selbst sagst, kann Gott Gott den Propheten auch visionär in den Zustand versetzen als durchlebe er die Situation, und das ist gar nicht unüblich. Es geht auch darum, was die Seele dabei fühlt, denn so erkennt der Prophet auch was sich in der Seele Gottes abspielt, der die Dinge mit seinen Augen (göttlich) sieht und beurteilt.
Lesen wir mal die Einleitung zu Jesaja:
Jes 1,1 hat geschrieben: Das Gesicht Jesajas, des Sohnes des Amoz, das er über Juda und Jerusalem geschaut hat in den Tagen Ussijas, Jothams, Ahas‘, Jehiskias, der Könige von Juda.
Der Autor redet von Gesichten, die Jesaja geschaut hat. Er hat die Dinge also nicht nur gehört, als läse ihm Gott nur aus einem Buch vor, sondern war, als sähe er dazu auch Filme, wie wir das heute alltäglich kennen. Dann wirkt das Geschehen subjektiv für dich gegenwärtig, wiewohl es historisch noch aussteht.