Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 19. Jul 2025, 06:04
Danke für diese Antwort. Vollbracht in zweierlei Hinsicht: Durch sein Opfer und er lehrt schon alle Grundsätze selbst. Warum braucht man nun Dogmatik? Oder vielleicht definieren wir den Begriff auch erst mal. Das kannst du vermutlich besser. Und danach stelle du bitte das restliche Pro dar, was noch übrigbleibt, wenn du meine Aspekte davon abziehst, die damit schon abgedeckt sind, was zum Glaubensleben nötig ist.
Was sagst du zu der Definition:
Dogmatik ist es, den offenbarten Glauben systematisch und verbindlich zu formulieren, um Irrtümer zu vermeiden, Klarheit zu schaffen und Einheit zu ermöglichen.
Es geht hierbei um die verbindliche Auslegung dessen, was Gott in Christus offenbart hat – wie es von der Kirche „immer, überall und von allen“ (Vinzenz von Lérins, 5. Jh.) geglaubt wurde.
Die Schrift sagt: Jesus ist Gottes Sohn. Gut, aber was heißt das? Ist er Gott? Ist er nur Mensch? Ist er etwas dazwischen?
Erst die Dogmatik (präzise formuliert: das Konzil von Nizäa) formulierte:
Wahrer Gott vom wahren Gott, eines Wesens mit dem Vater.
Das ist keine Spekulation, sondern eine Klarstellung gegen falsche Deutungen. Dogmen sind demnach Wegweiser zur Wahrheit und Schutzschilder gegen den Irrtum.
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 19. Jul 2025, 06:04
Jeder für sich selbst. Du machst es nicht anders.
Und genau hier liegt der Knackpunkt meiner Meinung nach. Da stimme ich nicht zu.
Ich vertraue eben ganz bewusst nicht nur meiner eigenen Einsicht, sondern der Kirche, die Christus gestiftet hat und die seit fast 2000 Jahren den Glauben überliefert und auslegt.
Wenn ich dich hier beim Wort nehme und jeder Glaubensfragen "für sich selbst" zu beantworten hätte, dann frage ich dich:
- Wie kann man so Einheit wahren und Irrtümer innerhalb der Gemeinde erkennen?
- Wie unterscheidest du eine begründete Lehrautorität von einer subjektiven Meinung?
Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 19. Jul 2025, 06:04
Das muss mir keiner erst lehren und dogmatisch auslegen. Es sind die 10 Grundgebote, die schon für die alten Bündnisse unumstößliche Lebensregeln und auch der Hauptteil der Bundesbedingungen am Sinai waren. Wer das nicht versteht und anerkennt, der hat nicht nur keinen Glauben, sondern auch sein Gewissen schon verschrottet.
Ich stimme dir zu, wenn du sagst, wir brauchen niemanden, der uns von neuem offenbart, dass wir nicht morden sollen. Klar, wir haben die Schrift, wie sie vor uns liegt.
Aber die Bibel enthält weit mehr als moralische Gebote. Wie beantwortet man diese Fragen:
- Was bedeutet es, Gemeinde zu sein? Ist das einfach die Versammlung der Gläubigen, oder hat Jesus selbst eine sichtbare, geordnete Kirche gestiftet?
- Wer darf taufen und wann ist eine Taufe gültig? Nur Erwachsene auf Bekenntnis hin, oder auch Kinder?
- Was bedeutet das Abendmahl? Ist es nur ein Gedächtnis oder empfängt man dort wirklich Gemeinschaft mit dem Leib Christi?
- Wer hat das Recht, verbindlich zu lehren? Jeder, der sich berufen fühlt, oder gibt es von Christus eingesetzte Dienste mit Autorität?
- Wie erkennen wir, wann jemand eine Irrlehre verbreitet, und wer entscheidet das letztlich?
Hier beginnen die Fragen, die Dogmatik notwendig machen. Ansonsten privatisiert man den Glauben und er zerfasert sich letztlich in der Gesellschaft und wird somit einer Beliebigkeit unterstellt.
Also mein Argument für Dogmatik lautet:
Sie ist kein Ersatz für die Schrift sondern ein notwendiger Kompass. Sie schützt das Evangelium vor Verdrehung, sie klärt Streitfragen, und sie gibt dem Glauben gemeinschaftliche Gestalt.
Ohne Dogmatik endet man schnell bei der bloßen Meinung - und da, wie du selbst sagtest, hat „jeder seine eigene Auslegung“. Aber Christus wollte Einheit in der Wahrheit, nicht nur fromme Individualmeinungen.
Was immer ein endliches Wesen begreift, ist endlich.
- Hl. Thomas v. Aquin