Medien, Gesellschaft und Kirche

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Hiob
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Hiob »

Travis hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:08 Reine Berichte gibt es nicht mehr, oder? Also die Nennung von Informationen ohne deren Interpretation? Das fängt ja schon bei der Wortwahl an. Hat es eine "Explosion" oder hat es einen "Anschlag" gegeben?
Oder ist jemand "Terrorist" oder "Freiheitskämpfer". - Nein, reine Berichte gibt es nicht mehr (falls es sie jemals gab). - Das an sich stört mich eigentlich weniger - mich stört die Selbst- und Fremd-Lüge, dass man zwischen "Bericht" und "Kommentar" unterscheiden würde.
Travis hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:08 Ich meine damit übrigens nicht nur die "Mainstream-Medien" sondern auch solche, die den Anspruch einer "Alternative" dazu erheben. Denn in der Art der Berichterstattung findet sich nirgendwo ein Unterschied. Überall wird durch Rhetorik manipuliert oder auf bestimmte Perspektiven abgezielt.
Richtig - und dazu soll man sich halt bekennen, was man aber nicht tut.
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 Lässt sich das überhaupt vermeiden?
Weitgehend schon. - Nehmen wir mal die Berichterstattung zu Missbrauch bei Geistlichen. - Man könnte sagen:
"Es gibt auch Missbrauch bei Geistlichen" (= Bericht) statt "Missbrauch ist ein auf Geistliche fokussiertes Geschehen" (= Meinung). - Beides geht - aber mich ekelt es an, wenn Meinung als Bericht bezeichnet wird.
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 Das vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Medien sollte eher gestärkt werden, bei der Flut von Falschinformation im Internet.
Dieser Meinung bin ich auch - ich war happy, als das Bundesverfassungsgericht die Öffentlich-Rechtlichen als unverzichtbaren Teil des Gemeinwesens gestärkt wird (damit sind "amerikanische Verhältnisse" ausgeschlossen). - Um so wichtiger ist, dass sich Öffentlich-Rechtlich vertrauenswürdig darstellen.
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 RT - TV z.B. ist ja offensichtlich ein Instrument Putins um die westlichen Demokratien zu destabilisieren.
Wer ist RT-TV?
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 Aber in diesen Medien wird man da inzwischen auch schon wieder kritischer gegen die "Political/Social Correctness". Es ist eben auch immer Zeitgeist-Sache.
Ja - aber gerade neutrale Medien müssten einen Ausgleich zum Zeitgeist schaffen, wenn sie intellektuell anspruchsvoll sein wollen. - Hier kommt eine weitere Frage hinzu: Wem GEHÖREN Medien? --- Das kann einerseits eine Friede Springer sein, andererseits das Gemeinwesen. - Und gerade letzteres ist ja Zeitgeist - da beißt sich dann irgendwann die Katze in den Schwanz.

Was übersehen wird: Was auch immer Zeitgeist-Jünger manipulieren - man muss die Bevölkerung mitnehmen. - Wenn ich nun den Gender-Wahn angucke, kann ich nicht erkennen, dass "das Volk" irgendwann statt "Die Russen trinken gerne Wodka und die Deutschen essen gerne Wurst" sagen wird "Die Russen und Russinen trinken gerne Wodka und die Deutschen und Deutschinnen essen gerne Wurst". - Auch hier wird mediale Verdummung betrieben. Das Land teilt sich in eine offizielle, medien-dominierende Political-/Social Correctness Gesellschaft und die Bevölkerung als solche. - Das ist gefährlich für die Demokratie.
Hiob
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Hiob »

Sunbeam hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:30 Aber war es nicht schon immer so?
Vermutlich ja. - Der Unterschied: Die Ansprüche waren noch nie so hoch wie heute. --- Oder anders gesagt: Wenn die "Prawda" was textet, weiß das Volk, dass es vom "Apparat" kommt und reagiert entsprechend darauf/distanziert sich davon - that ist the name of the game, das man in nicht-demokratischen Gesellschaften kennt. -- Wenn es bei uns geschieht, würde man erwartet, dass es eine kritische Presse gegen so was gibt - das Problem: Diejenigen, die sich "kritische Presse" nennen, sind selber die "Prawda". :lol: :devil:
Sunbeam hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:30 Von Heinrich Heine bis Zola, von Storm bis Fontane, die alle eine Zeit lang im journalistischen Metier tätig waren, keiner blieb von den "Narben" der Journalismus verschont.
Super Zitate, die Du da bringst.
Sunbeam hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:30 Allerdings stellt sich hier die Frage, sind die so genannten alternativen Nachrichten besser, oder mehr an der Wahrheit orientiert?
Natürlich nicht. - Aber die sogenannten "seriösen Medien" sollten sich nicht in die Lage bringen, sich qualitativ mit "alternativen Nachrichten" vergleichbar zu machen. Der "Lügenpresse-Vorwurf" der AfD hat hier wirklich einen wunden Punkt getroffen.
Michael hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:27 Die Freiheit soll weiter bestehen, aber auch die Verantwortung.
Genau das ist das Problem. - Ein weiteres Problem: Unsere seriösen Medien meinen, sie würden dieser Verantwortung gerecht werden - da herrscht ein hohes Maß an Verblendung.
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Travis
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Travis »

Sunbeam hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:30 Aber war es nicht schon immer so?
Vermutlich schon. Von mir kann ich aber sagen, dass ich in meiner Kindheit anders geprägt wurde. Was in der Tagesschau bzw. bei ARD und ZDF berichtet wurde, war gesetzt. Darauf konnte man sich berufen und darauf haben sich die Menschen in meinem Umfeld berufen. Damals galt "Was im Fernsehen an Nachrichten gesendet wurde stimmt und ist wichtig." Diese Grundhaltung ist bis heute zwar nicht verschwunden, aber sie bröckelt. Misstrauen macht sich mehr und mehr breit. Meinem (leiblichen) Vater bei einem Thema zu widersprechen, welches zuvor im TV berichtet wurde, lößt Verwirrung aus.
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Paul
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Paul »

Hiob hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:42 Vermutlich ja. - Der Unterschied: Die Ansprüche waren noch nie so hoch wie heute. --- Oder anders gesagt: Wenn die "Prawda" was textet, weiß das Volk, dass es vom "Apparat" kommt und reagiert entsprechend darauf/distanziert sich davon - that ist the name of the game, das man in nicht-demokratischen Gesellschaften kennt. -- Wenn es bei uns geschieht, würde man erwartet, dass es eine kritische Presse gegen so was gibt - das Problem: Diejenigen, die sich "kritische Presse" nennen, sind selber die "Prawda". :devil:

the devil is guilty, the devil again
the time has come for you to know, i am a victim of propaganda war :mrgreen:
der storch der sitzt am karpfenteich und hämmert alle karpfen weich

it's not easy be(e)in' green

es gibt nichts gutes, außer man tut es

https://www.youtube.com/watch?v=ItZyaOlrb7E

das huhn ist im auftrag des herren unterwegs 8-)
Timmi

Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Timmi »

Hiob hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:42 Der "Lügenpresse-Vorwurf" der AfD hat hier wirklich einen wunden Punkt getroffen.
Laut infratest dimap vertrauen nur noch 29 der Deutschen den Medien. Ja, es ist ein wunder Punkt, eine selbstverursachte Wunde, die natürlich auch denen nicht entgeht, die am meisten unter dieser Presse zu leiden haben. Allerdings gehen 71% der Deutschen mit ihrer medienkritischen bis ablehnenden Haltung weit über AfD-Kreise hinaus.
Den Vorwurf Relotius-Presse haben sie sich ja auch redlich verdient und niemand nimmt ihnen ab, dies sei nur ein bedauerlicher Ausrutscher gewesen.
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Spice »

Hiob hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:33
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 RT - TV z.B. ist ja offensichtlich ein Instrument Putins um die westlichen Demokratien zu destabilisieren.
Wer ist RT-TV?
"Russia Today" , vorwiegend noch auf youtube, aber sie wollen direkt ein deutsches Fernsehprogramm ausstrahlen.
Spice hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:09 Aber in diesen Medien wird man da inzwischen auch schon wieder kritischer gegen die "Political/Social Correctness". Es ist eben auch immer Zeitgeist-Sache.
Ja - aber gerade neutrale Medien müssten einen Ausgleich zum Zeitgeist schaffen, wenn sie intellektuell anspruchsvoll sein wollen.
Können sie das? - Ist nicht immer alles zeitgeistig?
- Hier kommt eine weitere Frage hinzu: Wem GEHÖREN Medien?
Die Medien möchte ich nicht Hinz und Kunz überlassen. Da wird trash aus den Medien.
Wenn ich nun den Gender-Wahn angucke, kann ich nicht erkennen, dass "das Volk" irgendwann statt "Die Russen trinken gerne Wodka und die Deutschen essen gerne Wurst" sagen wird "Die Russen und Russinen trinken gerne Wodka und die Deutschen und Deutschinnen essen gerne Wurst". - Auch hier wird mediale Verdummung betrieben. Das Land teilt sich in eine offizielle, medien-dominierende Political-/Social Correctness Gesellschaft und die Bevölkerung als solche. - Das ist gefährlich für die Demokratie.
Dieser Genderwahn kommt ja gerade daraus, dass man auch die Menschen öffentlich gleichberechtigt - was immer das in diesem Zusammenhang heißen mag - behandeln will, die sich benachteiligt fühlten. Aber es geht eben auch teilweise ins Absurde.
Aber prinzipiell ist es gerade ein Ausdruck von Demokratie.
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Helmuth
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Helmuth »

Hiob hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:42 Unsere seriösen Medien meinen, sie würden dieser Verantwortung gerecht werden - da herrscht ein hohes Maß an Verblendung.
Das mag sein. Aber was ist dein Problem dabei? Inwieweit fühlst du dich verantwortlich dazu etwas aufzudecken? Dass dem allgemein so ist pfeifen die Spatzen von den Dächern und dem stimmen alle zu. Insoferne kann der einzelen dagegen nichts tun.

Genauso könnte man den Mammon anprangern. Nur inwieweit soll ich mich dagegen stemmen? Jesus erklärt dazu recht einfach, dass man nur einem Herrn dienen kann.

Inwieweit dient nun dein Engagenment oder irgendein anderes dabei dem Herrn zu dienen? Man kann empört sein, aber ich trage solche Dinge heute auf der Schulter der Gelassenheit. Dazu war mein Rat, sich davon nicht seine Gedanken manipulieren zu lassen.

Rein von den technischen Möglichkeiten her sind die Medien ein Segen. Heute sitzt man zu Hause z.B. im Home Office und kann alles einsehen, was man braucht. Früher hätte man monatlang recherchieren müssen um bestimmte Infos zusammenzutragen. Das kannst du heute in ein zwei Stunden übers www mit Mausklick.

Oder man ging ins Kaffeehaus um dort täglich 4 Stunden zu verbringen sich durch alle Zeitungen durchzuwühlen um Klarheit von der Sache X zu bekommen. Wobei der Kulturverlust dabei schon ein Thema ist, aber an sich sind sie auch ein Segen bzw. nehme ich dabei das an was verspricht, dass es sich segnend lohnt.
Zuletzt geändert von Michael am Mo 8. Mär 2021, 10:23, insgesamt 1-mal geändert.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigartigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. - Johannes 3:16
Spice
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Spice »

Otto2 hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 10:15
Hiob hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:42 Der "Lügenpresse-Vorwurf" der AfD hat hier wirklich einen wunden Punkt getroffen.
Laut infratest dimap vertrauen nur noch 29 der Deutschen den Medien.
Das ist besorgniserregend.
Ja, es ist ein wunder Punkt, eine selbstverursachte Wunde,
Wirklich? - Ich denke eher, es ist der Einfluss des Internets, wo Hinz und Kunz jeden Unsinn verbreiten und Hass und Misstrauen säen können.
die natürlich auch denen nicht entgeht, die am meisten unter dieser Presse zu leiden haben.
Ich denke nicht, dass man da leiden muss.
Den Vorwurf Relotius-Presse haben sie sich ja auch redlich verdient und niemand nimmt ihnen ab, dies sei nur ein bedauerlicher Ausrutscher gewesen.
Schwarze Schafe gibt es überall. Relotius war ja nicht beauftragt Lügen zu liefern.
Timmi

Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Timmi »

Michael hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 10:16 Insoferen kann der einztelen dagegen nichts tun.
Schon, denn die Auflagenzahlen sinken enorm, die Redaktionen müssen Leute entlassen und teilweise müssen Journalisten für ein Butterbrot arbeiten. Das heißt, die Menschen zahlen nicht mehr für eine Presse, die sie nicht ausreichend oder falsch informieren oder ideologisch-erzieherisch bevormunden möchte.

Deshalb wird schon über eine 'Rettungssteuer' für die Medien nachgedacht und verkauft wird das Ganze als demokratieerhaltende Maßnahme, da die Medien als prominent wichtiger Teil der Demokratie hochstilisiert werden.
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Sunbeam
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Re: Medien, Gesellschaft und Kirche

Beitrag von Sunbeam »

Travis hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 10:01
Sunbeam hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 09:30 Aber war es nicht schon immer so?
Vermutlich schon. Von mir kann ich aber sagen, dass ich in meiner Kindheit anders geprägt wurde. Was in der Tagesschau bzw. bei ARD und ZDF berichtet wurde, war gesetzt. Darauf konnte man sich berufen und darauf haben sich die Menschen in meinem Umfeld berufen. Damals galt "Was im Fernsehen an Nachrichten gesendet wurde stimmt und ist wichtig." Diese Grundhaltung ist bis heute zwar nicht verschwunden, aber sie bröckelt. Misstrauen macht sich mehr und mehr breit. Meinem (leiblichen) Vater bei einem Thema zu widersprechen, welches zuvor im TV berichtet wurde, lößt Verwirrung aus.
Das kann ich aus vielen Gesprächen mit den älteren Generation vieler Westdeutscher heraus nicht nur verstehen, sondern auch nachvollziehen.

Aber wir sollten uns einfach mit dem Gedanken vertraut machen, des es eine realitätsbezogene, kontrollierbare Faktizität (so im Orwellschen Neusprech heutiger Zeitgeisterei), also eine nur der Wahrheit verpflichtete Presse wohl niemals wirklich gegeben hat, und in unseren Zeiten grenzenloser und verantwortungsloser Demagogie wohl auch nicht mehr geben wird. Vor allem beleidigt mich die Primitivität und Dummheit, mit der wie belogen und manipuliert werden.

Was auch immer, jedenfalls ich, für mein Teil, ich kann des Kaisers neue Kleider nicht sehen.
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