Re: Christ und Lüge
Verfasst: Sa 30. Jul 2022, 12:52
So pauschal gefragt: Nein. Denke zum Beispiel an die Hebammen aus 2Mose 1.
Ich lasse mich da von Gott / Bibel und meinem Nächsten bewerten. In Situationen die 2Mose 18 ähneln, würde ich mir ernsthaft überlegen, dem Despoten die Unwahrheit zu sagen. Wie der Despot mich in dem Fall bewertete, wäre mir egal. Mir ist jedoch klar, dass ich als Jesusnachfolger grundsätzlich der Wahrheit verpflichtet bin. Denn mein Kyrios ist die Wahrheit.
Man selbst.
Da kann ich so pauschal nicht gut drauf antworten. Ich bin ein kritischer Mensch. Kritischer als viele meiner Zeitgenossen. Selbst bei Menschen meines engen Umfelds gebe ich Aussagen dieser Quellen/Menschen in den allermeisten Fällen als Aussagen der Quelle weiter. Habe ich, trotz allen nachvollziehbaren Vertrauens und eigener Recherchen, eine Unwahrheit weitergegeben, trägt die Quelle auf jeden Fall eine Mitschuld. Hat mich die Quelle absichtlich getäuscht, so würde ich von Lüge sprechen. Denn Lüge beinhaltet für mich die Absicht einer Täuschung. Diese Quelle wäre für mich, im Falle eine Lüge, in Zukunft nicht mehr vertrauenswürdig. Zurücklehnen könnte ich mich nicht, wenn gleich ich mir im Bereich der Sorgfalt nichts vorzuwerfen hätte. Es würde bei mir zu einer weiteren Steigerung meiner kritischen Einstellung führen.
Ja. Lügen (nach meiner Definition) die ich weitergegeben habe, revidiere ich und bitte um Entschudldigung. Bei Unwahrheiten verfahre ich ähnlich, wenn auch der jeweiligen Relevanz angemessen.
Wenn ich Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der weiterzugebenden Informationen meiner Quellen habe, gebe ich diese Zweifel zusammen mit der Information weiter.
Wird mir angetragen, dass von mir weitergegebene Informationen unwahr oder gar gelogen sind, gehe ich dem nach. Je nach Relevanz stelle ich das dann richtig. Als Kontraproduktiv würde ich das nicht bezeichnen. "Unwissenheit" schützt vor Verantwortung? Darüber müsste ich nachdenken.
Keine Ahnung, wie man die Klarheit von Sünde bemisst. Ich betrachte das eher von der anderen Seite. "Wie klar muss der Wahrheitsgehalt einer Information in Frage stehen, bis man sich davon distanziert?" Das kann ich nicht beziffern. Geht bei mir aber recht flott.
Ist diese Haltung in der formulierten Ausprägung vorhanden, muss man sicherlich vor einem ernsten Problem sprechen. Gegen eine feste Überzeugung ist nichts einzuwenden. Korrekturfähigkeit muss jedoch jedem Christen zu Eigen sein. In der Konfrontation mit jemanden auf den die Frage zutrifft, geht es dann sehr schnell in Richtung Seelsorge. Deeskalation. Auch hier im Internet.
Entweder das, oder man weißt auf den eigenen Zweifel über den Wahrheitsgehalt hin.
Um das analysieren zu können, bedarf es nicht unbedingt biblischer Beispiele.
Ich versteh deine Aussage nicht wirklich!
Ah, ich verstehe. Du hälst diese Frage also für gut und wichtig, sodass du sie für die Allgemeinheit nochmal hervorgehoben hast.
Ich werte diese Aussage klar als negative Konnation der Lüge, aber im Kontext betrachtet ist sie doch eher schwammig. Aus dem Bösen käme Gutes, so eine Ansicht zu vertreten soll wohl eine Unterstellung gegenüber Paulus gelautet haben, von der er sich distanzieren will, aber was ist mit dem Gericht gemeint ? Meint es deren Verurteilung durch Gott, oder deren eigene Beurteilung der Situation als angemessen ? Beides könnte theoretisch sein.Römer 3,7 Denn wenn die Wahrheit Gottes durch meine Lüge überströmender geworden ist zu seiner Herrlichkeit, warum werde ich auch noch als Sünder gerichtet?
8 und warum nicht, wie wir gelästert werden, und wie etliche sagen, daß wir sprechen: Laßt uns das Böse tun, damit das Gute komme? -deren Gericht gerecht ist.
Du sprichst auf die politischen Themen an?jsc hat geschrieben: ↑Fr 29. Jul 2022, 17:30 Andererseits ist es natürlich eine ernste Sache sein und aufrütteln ist manchmal notwendig und ich konnte mir Hinweise auf diesen Umstand nicht immer verkneifen, weil ich mich schon frage, wie jemand, der sich Christ nennt doch so blind und fortgesetzt in Lügen verharren kann und immer wieder die selben Lügen erzählen kann...
Angesichts der Armut dessen, dass sich diese Menschen durch (nicht selten) ausschließlichen Konsum von Medien, die im Gegensatz zu Faktencheckern eigentlich nichts belegen sondern nur unbelegte Behauptungen um sich hauen, ausetzen, wäre der (zusätzliche) Konsum von Faktencheckern, die tatsächlich grundsätzlich alle getätigten Behauptungen belegen und mit Quellenangaben versehen (und dadurch komplett überprüfbar sind!), wirklich ein enormer Gewinn.
Dies war nicht nur initiale Motivation sondern ist auch während und nach dem damit beschäftigen immer das Hauptziel gewesen. Was läuft bei dir verkehrt, dass du noch nicht einmal den Versuch unternommen hast dies in Erwägung zu ziehen? Allein dein Framing und dein Verzicht auf jegliche Selbstreflexion spricht hier Bände.Hast du während deines heroischen Kreuzzuges gegen die Lüge eigentlich jemals das Gute behalten? Hast du, statt mit einer 15 Sekunden Recherche die Diskussion zu beenden, jemals versucht den Standpunkt deines Gegenübers nachzuvollziehen und valide Punkte (das Gute) zu finden?
Christen die fortwährend Lügen verbreiten sind sehr wohl ein theologisches Thema obwohl der Begriff der Wahrheit sich in der Bibel gar nicht drauf bezieht (vermutlich wurde es als absurd angesehen dieses Them extra erwähnen zu müssen). Dabei geht es noch nicht einmal primär um die Erkenntnis wissenschaftlicher Fakten. Nur nehme ich keinem ab, dass jemand überhaupt an Wahrheit interessiert ist, wenn er problemlos pausenlos über Jahre Lügen glauben und missionarisch verbreiten kann. Da stimmt etwas grundsätzlich nicht.Willkommen in der Postmoderne!
Aber mich irritiert die Einordnung dieses Themas in das theologische Unterforum. Denn anscheinend meinst du (oft genug) mit "Wahrheit" den derzeitigen wissenschaftlichen Konsens oder im besten Fall den Erkenntnisstand. Aber das wäre aus biblischer Sicht natürlich eine grobe Fahrlässigkeit oder Schlimmeres.
Ich verstehe diese Aussagen als satrirische Übertreibungen. So nach dem Motto, wenn man seinem Kind sagt, dass man es lieb hat, obwohl es etwas Böses getan hat und das Kind diese Aussage dann verdreht und denkt, dass man lieber sehr viel Böses tut, um die Liebe des Vaters noch größer zu machen. Vollkommen absurd - und deshalb vermutlich noch nicht einmal eine reale Anschuldingung sondern eine hypothetische Übertreibung.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Sa 30. Jul 2022, 14:40 So wie man mit Ausplaudern von "ich hab doch nur die Wahrheit gesagt" jemandem schaden kann (schwarze Wahrheit), beispielhaft an Ham der vor seinen Brüdern über seinen Betrunkenen Vater Noah lästerte, so kann man mit einer Lüge oder Verheimlichungen jemanden schützen (weiße Lüge). Das Beispiel mit den Hebammen wurde schon genannt. Ein anderes wäre Rahab, die die Kundschafter Israels vor der Miliz Jerichos verbirgt und dafür im NT gelobt wird.
Und dann gibt es noch ein Wort von Paulus mit der Gegenüberstellung von Wahrheit und Lüge.
Ich werte diese Aussage klar als negative Konnation der Lüge, aber im Kontext betrachtet ist sie doch eher schwammig. Aus dem Bösen käme Gutes, so eine Ansicht zu vertreten soll wohl eine Unterstellung gegenüber Paulus gelautet haben, von der er sich distanzieren will, aber was ist mit dem Gericht gemeint ? Meint es deren Verurteilung durch Gott, oder deren eigene Beurteilung der Situation als angemessen ? Beides könnte theoretisch sein.Römer 3,7 Denn wenn die Wahrheit Gottes durch meine Lüge überströmender geworden ist zu seiner Herrlichkeit, warum werde ich auch noch als Sünder gerichtet?
8 und warum nicht, wie wir gelästert werden, und wie etliche sagen, daß wir sprechen: Laßt uns das Böse tun, damit das Gute komme? -deren Gericht gerecht ist.