Re: Die Schlange...
Verfasst: So 10. Nov 2024, 13:45
Ich noch viel mehr...
Verständlich, wenn du eine liebgewonnene traditionelle Auslegung in Frage stellst.
Nö, das ist überhaupt keine Bestätigung auf inhaltlicher Sachebene, sondern lediglich die zur Kenntninsnahme ihres Standpunktes. Das ist deutlich erkennbar, wenn man die gesamte Interaktion verfolgt. Zuerst fragt Gott den Menschen :"Wo bist du ?" Dieses scheinbar ahnungslose Nachfragen wirft schon mal Fragen auf. Ist Gott auf die Antwort des Menschen angewiesen ? Ist der Garten so groß und unübersichtlich, dass sich selbst der Konstrukteur des Gartens darin nicht zurecht findet ? Gottes Motiv der Nachfrage muss anderer Natur sein, als übliches menschliches Nachfragen auf der sachlichen Ebene. Gott will nicht in Erfahrung bringen, wo der Mensch sich gerade befindet, sondern will den Menschen dazu bringen, sein Handeln zu reflektieren und Stellung zu beziehen. Nachdem der Mensch auf seine Gattin verweist, macht Gott das Gleiche mit ihr. Was passiert ist, weiß er doch schon längst. Seltsamerweise verurteilt Gott dann direkt die Schlange nach Evas Anschuldigung, ohne diese ebenfalls einer Frageprozedur auszusetzen. Warum stellt er die Schlange nicht zur Rede ? Die Antwort kann eigentlich nur dahingehend sein, dass die Schlange eben kein Mensch im Bilde Gottes ist und Gott von ihr dementsprechend auch nichts erwartet. Das Menschenpaar wusste das auch. Sie wussten, dass die Schlange kein Mensch im Bilde Gottes ist. Warum hat Gott die Schlange nun verurteilt ? Da ist die Konsequenz der Aussage Evas. Eva hat quasi damit dafür gesorgt, dass sie sich die Schlange zum ewigen Feind macht, denn Gott hat darauf hin Feindschaft zwischen ihnen gestiftet. Die Feindschaft hat Gott nicht den beiden übergestülpt, sondern es ist die Konsequenz aus der Bestrafung der Schlange aufgrund von Evas Anschuldigung. Das Geschlecht der Schlangen hasst das Geschlecht der Menschen dafür. Das ist zwar noch nicht moralisch legitim, aber da von der Schlange diesbezüglich auch nichts erwartet wird, wird sie dafür auch nicht Rechenschaft ablegen müssen, sondern es wird lediglich irgendwann wieder aufhören.
Stimmt, sie hat den Namen erst später bekommen, aber Adamin ist nun auch kein eleganterer Vorschlag.
Ich finde nicht, dass du konsequent auf die Goldwaage gelegt hast. Aber dein Ansatz war schon mal gut.Abischai hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 02:15Es ist sehr wichtig wann genau etwas ausgesagt worden ist und mehr noch, was genau gesagt worden ist. Gerade auf den ersten Seiten der Bibel ist die Sprache derart hochkomprimiert, daß sie keine unnützen Worte enthält und auch nicht redundant ist, sondern man wirklich jede Silbe auf die Goldwaage legen sollte. Allein schon ein einfaches "und" bedeutet in der Ursprache einen gewaltigen Bruch, einen Absatz, einen Wechsel im Kalender, ein völlig neues Kapitel. Davon haben wir auf den ersten Seiten der Bibel einige.: "Und Gott sprach, es werde Licht..."
"Und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß..." " da..."
"... wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie erkannten..."
und... so weiter...
War sie aber. Adam war kein Eigenname, sondern wurde es erst. Der Mensch oder Adam wird wechselweise verwendet, Adam ist synonym für "Mensch", der weibliche Teil ist eben - was sonst - auch Adam, also fem.= *in, ein arbeitshypothetischer Kunstgriff, kein wirklicher Name, versteht sich.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 13:57 Adamin ist nun auch kein eleganterer Vorschlag.
Da es grammatische Steigerungsformen im Hebräischen nicht gibt, müssen sie umschrieben werden.
Klingt vielleicht intuitiv einleuchtend, wirft aber das Problem auf, dass es dann nur entweder gar keine List als Charaktereigenschaft gibt oder gleich die absolut höchste Form. Dass andere Tiere des Feldes nicht den Hauch von List hätten haben sollen, mag ich darin nicht zu erkennen. So wie die List der Schlange hier als besonderes Merkmal herausgestellt wird, so wird in 1. Mose 3,7 das Erkennen der Menschen ihrer Nacktheit betont. Zwischen listig (#6175 ʿārûm) und nackt (#5903 ʿêrōm) gibt es einen Zusammenhang. Beide leiten sich von #6191 ʿāram ab. In deutschen Wörterbüchern steht dazu primär die Bedeutung von schlau sein. Auf der von mir verlinkten Seite geht man da etwas tiefer. Hier kommt der Aspekt der Aufmerksamkeit, der Vorsichtigkeit und der Sensibilität zum Vorschein. Wer nackt und bloß ist, ist ungeschützt. Wer ungeschützt ist und sich in Gefahr wähnt, der hat das Bedürfnis sich zu schützen und braucht dazu Hilfsmittel. Die List ergibt sich damit quasi aus der puren Not. Ähnlich lautet auch eine Theorie über den Fortschrittsdrang der Menschen aus dem globalen Norden gegenüber der südlichen Bevölkerung in warmen Gebieten.
Da willst du ein Problem nur verschieben. Ein Teufel wurde von Gott nicht erschaffen und folglich war der auch nicht hier anwesend, um sich der Schlange zu bemächtigen. Kommt jetzt bitte keiner mit dem Klagelied über den König von Tyrus aus Hesekiel 28Helmuth hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 09:00 Wie man überhaupt ein Tier zum Sprechen bringt wäre eine weitere Sache, Kein Tier wurde mit dieser Fähigkeit geschaffen, sodass ich das einem Akt der Zauberei des Teufels zuschreibe sich eines Tieres des Feldes zu dem Zwecke zu bemächtigen. Das gehörte zu seiner List.
Diese "Gabe" gehört jedenfalls nicht zu den sieben Eigenschaften des Menschen im Bilde Gottes, die in Jesaja 11,2 aufgelistet werden. Die List des Menschen ergibt sich erst aus seiner Erkenntnis über seine Nacktheit und ist somit eine Folge des Sündenfalls.Helmuth hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 09:00 List, auch Klugkeit bzw. Weisheit ist jedenfalls eine Gabe Gotte, aber nicht von Tieren, sondern von Wesen, denen Gott auch einen Geist gegeben hat. Und es haben diese Begriffe für sich noch keine Konnotation, so ergibt sich dieser erst anhand des Kontextes.
Ich bin mal ein paar Übersetzungen durchgegangen. Die neue Evangelistische schreibt "verführt'", die Schlachter 1951 auch ("verführte"). Daher denke ich, dass die Wortbedeutung von "betrügen" in diesem Sinne zu verstehen ist: Jemanden durch Manipulation dazu bringen, etwas zu tun.
Abischai hat geschrieben: ↑Sa 9. Nov 2024, 23:25 "keineswegs werdet ihr sterben". Wozu genau hat sie das gesagt? Sie hat das Weib zunächst aus der Reserve gelockt und reden lassen, und auf die Rede des Weibes hin hat sie dann betrügerisch versprochen: keineswegs werdet ihr sterben...
Die alles entscheidende Frage ist also: was hat das Weib denn als Vorlage geliefert?
Seht da mal ganz genau hin!
1. Mose 2, 16-17Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du sollst essen von allerlei Bäumen im Garten; 17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn welches Tages du davon ißt, wirst du des Todes sterben.
1. Mose 3, 2-3Da sprach das Weib zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Eßt nicht davon, rührt's auch nicht an, daß ihr nicht sterbt.
1. Mose 3, 6Gott weiß, daß, welches Tages ihr davon eßt, so werden eure Augen aufgetan, und werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.
1. Mose 3, 23Und Gott der HERR sprach: Siehe, Adam ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist. Nun aber, daß er nicht ausstrecke seine Hand und breche auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Manche Erkenntnis ist vielleicht überflüssig wie ein Kropf. Nichtwissen kann auch entlastend sein. Das Erkennen ihrer Blöße kann und sollte vielleicht verstanden werden als, sie vernahmen sich selber als nackt und definierten sich dadurch als schutzlos und hilflos bezüglich des eigenen Vermögens. Das stimmt ja auch soweit. Nur wer jetzt in Panik gerät, der vergisst den Beistand Gottes.
Den Komparativ habe ich so gelernt: Listiger würde heißen, phonetisch ausgesprochen: „joter amur“, auf Deutsch wortwörtlich: „mehr listig“. Das „joter“ fehlt aber, es steht nun „amur“. also listig. Welche Hebräischkenntnisse hast du?ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 14:43 Da es grammatische Steigerungsformen im Hebräischen nicht gibt, müssen sie umschrieben werden.
Jesus spricht von der listigen Schlange, oder der einfältigen Taube und verbindet damit keinen bösartigen Tiercharakter, sondern er spielt auf den Menschen an. Tiere sind wie sie sind und kennen kein gut und böse. Was sie tun, erfolgt artenbedingt instinktiv.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 14:43 Dass andere Tiere des Feldes nicht den Hauch von List hätten haben sollen, mag ich darin nicht zu erkennen.
Die Schöpfungsgeschichte der Engel ist uns in der Tat nicht bekannt, aber deren Existenz ist biblisch klar bestätigt. Mehr brauchen wir dazu nicht wissen. Was wir noch wissen sollen ist, dass es auch verworfenene Engel gibt, sprich den Teufel und seine Dämonen.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 14:43 Ein Teufel wurde von Gott nicht erschaffen und folglich war der auch nicht hier anwesend, um sich der Schlange zu bemächtigen.
Warum sollte das eine vollständige Aufzählung sein? Weiters geht es nicht um den Menschen, sondern um den Teufel. Wir müssen das Thema „Gabe“ hier auch nicht weiter behandeln. Für uns von Bedeutung ist, dass listig, klug, weise, was recht synonym verwendet wird, für sich noch keine Konnotation hat.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 14:43 Diese "Gabe" gehört jedenfalls nicht zu den sieben Eigenschaften des Menschen im Bilde Gottes, die in Jesaja 11,2 aufgelistet werden.
Du beharrst darauf, ok, dann sehe ich es nicht sehr sinnvoll, das weiter fortzuführen. Was beabsichtigst du aber mit dieser Themensetzung? Die Forsten zu verführen?Abischai hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 14:14War sie aber. Adam war kein Eigenname, sondern wurde es erst.ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑So 10. Nov 2024, 13:57 Adamin ist nun auch kein eleganterer Vorschlag.
Genau. Aber das mußt Du aushalten.
Das hier klingt für mich plausibel:Das mit „listig" wiedergegebene, hebräische Wort „arum" ist schwierig zu übersetzen. Meistens bedeutet es „klug" oder „Kluger". So wird es stets im Buch der Sprüche wiedergegeben:
„... aber der Kluge verbirgt den Schimpf" (Spr 12,16)
„Ein kluger Mensch hält die Erkenntnis verborgen ..." (Spr 12,23)
„Jeder Kluge handelt mit Bedacht; ..." (Spr 13,16)
...
Im Buch Hiob ist es mit „Listige" übersetzt:
„Der zunichtemacht die Pläne der Listigen, und ihre Hände führen das Ausgeklügelte nicht aus" (Hiob 5,12)
„Denn deine Ungerechtigkeit belehrt deinen Mund, und du wählst die Sprache der Listigen." (Hiob 15,5)
In beiden Stellen im Buch Hiob könnte das Wort auch mit „Klugen" wiedergegeben werden. Genauso verhält es sich in 1. Mose 3,1. Deshalb übersetzen Keil/Delitzsch: „Die Schlange war klug vor allen Tieren ...".
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LGVielleicht bedeutet 1. Mose 3,1 zunächst einfach nur, dass die Schlange damals ein sehr kluges Tier gewesen ist, doch durch den „Einfluss" Satans benutzte sie ihre Klugheit zur Listigkeit. (Oder: Satan benutzte ihr Klugheit zur Listigkeit. Listig sein ohne Klugheit ist eigentlich unmöglich).
Die „kluge" Schlange wurde also erst dadurch „listig", dass der Teufel durch sie wirkte.
Mehr kann man kaum dazu sagen. Zum einen wissen wir nicht, wie die Tier- und Pflanzenwelt vor dem Sündenfall aussah. Zum anderen haben wir in der Bibel keine Information darüber, wie der Teufel von der Schlange Besitz nahm.
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