Oleander hat geschrieben: ↑Mo 28. Nov 2022, 12:23
Hat Schrödingers Katze mit dem Urknall zu tun?
Nach dem
starken anthropischen Prinzip des Physikers und Kosmologen John Wheeler - ja. Nach diesem Prinzip bedarf es eines Beobachters (bzw. eines wahrnehmenden oder messenden Subjekts), damit dieses Universum über den Kollaps der Wellenfunktion als physikalische Realität existieren kann (= Participatory anthropic principle (PAP)). Diese physikalisch durchaus begründbare, ansonsten aber eher exotische Vermutung, wird von den meisten Kosmologen und Astrophysikern allerdings als zu exotisch abgelehnt. Es ist jedoch immer noch weitaus wahrscheinlicher, als dass das Universum von einem ursprünglich kanaanitischen Kriegsgott JHWH erschaffen worden ist. Wenn es überhaupt ein Gott sein soll, dann kommt allenfalls Aristoteles erster, selbst unbewegter Beweger infrage. Also ein Gott der Philosophen.
Der us-amerikanische Physiker und Kosmologe Lawrence Krauss zeigt in seinem Buch EIN UNIVERSUM AUS NICHTS, 2013 übrigens auf, wie unser gesamtes Universum aus einem quantenphysikalischen Vakuum durch bloße Quantenfluktuation unter Einhaltung des Energieerhaltungssatzes entstehen kann.
Danach ist am Anfang nichts außer einem Quantenfeld-Vakuum, in dem nichts Materielles existiert, welches aber trotzdem Aktivität aufweist. Diese Aktivität besteht darin, dass in diesem Vakuum-Nichts spontan virtuelle Teilchen entstehen, die in der Regel sofort wieder verschwinden ohne, dass eine Spur ihrer Existenz übrigbliebe.
Es ist physikalisch jedoch möglich, dass aus einem dieser Teilchen plötzlich eine Singularität entsteht, aus der ein inflationäres Universum durch einen Big Bang geboren wird, das Milliarden Jahre besteht und sich ausbreitet. In ihm entstehen astronomische Strukturen wie Sonnensysteme, Galaxien und weitere Superstrukturen, die dieses Universum mit Materie und Strahlung befüllen.
Und manchmal scheint ein solches Universum auch mit Lebewesen und noch seltener mit intelligenten Bewohnern wie uns befüllt zu werden.
Diese Strukturen entstehen und sie vergehen auch wieder, so wie man es auch in unserem Universum vorfindet. Das Entstehen von Zeit (und Raum) gehört zu diesem Universum, aber sie bedeuten am Ende eigentlich nichts. Zuletzt muss jedes so entstandene Universum wieder vergehen und seine gesamte Energie wird wieder 0 sein. Es wird so sein, als ob dieses Universum nie existiert hätte.
Aber das stimmt nicht. Denn die Welt wie das Universum bestehen aus
Tatsachen und nicht aus den Dingen, die sie befüllen. Alles, was tatsächlich geschieht, ist eine Tatsache. Materialität spielt dabei keine Rolle. Ob ich etwas Gutes tue in diesem Universum oder etwas Böses sind jeweils Tatsachen in ihm. Tatsachen, die, weil sie geschehen sind, niemals nicht-geschehen sein können. Sie gehören ontisch zu dem Bestand an Tatsachen genau dieses Universums.
Und so ergibt alles einen Sinn. Das ICH existiere ergibt einen Sinn. Was ich tue und nicht tue ergibt einen Sinn. Ob ich Böses oder Gutes tue ergibt unterschiedliche Sinne in diesem Universum, egal ob es am Ende vergeht. Wenn ich also Menschen aufrichtig liebe oder einem leidenden Menschen helfe, ergibt dies Sinn über alle Universen hinweg, die entstehen und vergehen mögen. Böses zu tun und gleichgültig zu sein ergibt ebenfalls Sinn über alle Universen hinweg. Aber eben bösen Sinn ...