Re: Logik und Erkenntnis
Verfasst: Di 17. Jan 2023, 19:42
Nein auch nicht. Siehe meine Begründung zu den Bodenschichten.
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Nein auch nicht. Siehe meine Begründung zu den Bodenschichten.
Du solltest dringend eine Einführung in die Philosophie lesen. Da Gabriel mit seiner Sinnfeldontologie eine Antwort auf die Frage gibt, was es bedeutet, wenn wir sagen, dass etwas existiert oder nicht existiert, gehört seine Theorie in die Ontologie, in der es genau um diese Frage geht. Das habe ich oben doch bereits geschrieben.
Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 19:15Man liest den Plan und schließt daraus, dass dies ein Gerät ist, was die Zeit messen kann. Kannst du bitte genau erklären, warum das nicht möglich ist?Thaddäus hat geschrieben: ↑Mo 16. Jan 2023, 18:14Wenn du eine alte mechanische Uhr zerlegst und genau beschreibst, aus welchen mechanischen Teilen sie besteht, wie diese kunstvoll ineinanderwirken und wie die Teile fachkundig nach Uhrmacherkunst zusammenzusetzen sind, damit eine funktionierende Mechanik daraus entsteht, - dann fehlt in dieser Beschreibung der wichtigste Aspekt. Solange du nur die Mechanik beschreibst, wie diese aufgebaut ist und kausal zusammenwirkt, wird dieser wichtigste Aspekt stets fehlen. Dieser wichtigste Aspekt einer kunstvollen mechanischen Uhr ist, dass sie die Zeit misst.
Das behaupte ich ja auch gar nicht. In bin doch gerade die, die darauf pocht, dass da nichts Mysteriöses ist. Ihr wollt doch mysteriöse Seelen und göttliche Einwirkung plausibel machen ...
Da stimme ich dir zu. Mein Hinweis auf das Buch von Tononi und Edelman (Geist und Gehirn. Wie aus Materie Bewusstsein entsteht, 2002) war in diesem Zusammenhang übrigens ernst gemeint. Deren Theorie der Integrated Information Theory ist die im Augenblick beste Theorie zur Erklärung von Bewusstsein auf der Grundlage unseres Gehirns.
Mir kam da nur kurz ein Gedanke dazu...
Es geht gerade nicht um die objektive, es geht um die subjektive Bewertung. Wenn eine Patientin antwortet, sie spüre Schmerzen der Stärke 9 von 10, dann weiß der Arzt, dass dringend etwas geschen muss, um den Zustand der Patientin zu verbessern. Eine andere Patientin mag bei denselben physiologischen Aktivitäten in Nervenbahnen und im Schmerzzentrum antworten, sie spüre Schmerzen der Stärke 5 von 10. Der Arzt weiß, dass dies ein erträglicherer Zustand ist als 9 von 10 und verschreibt möglicherweise andere Medikamente.
popper ist erste liga, hint logik der forschung, er verdient es, in dem topic hier nicht unerwähnt zu bleibenClaymore hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 19:33Ich bin auch etwas enttäuscht, dass nachdem uns nun der frische "Jung"-Philosoph Gabriel bekannt gemacht wurde, wir nun beim boooah ... Epiphänomenalismus aus dem 19. Jh. gelandet sind.Paul hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 15:39
du hast eine eigene definition, was epiphänomene sind
guckst du
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Epiph%C3%A4nomen
Woher wir Wissen über unser Bewusstsein haben, wenn es kausal unwirksam ist, wäre auch interessant. Das ist für mich das Killer-Gegenargument.Ist Popper dein Steiner?der epiphänomenalismus ist übrigens von popper vernichtend kritisiert worden
In der Antwort an Spice ging es darum klarzustellen, dass es überhaupt so etwas wie Epiphänomene gibt. Er hat das nämlich bestritten. Gabriel ist der Ansicht, dass Schelling, Fichte und Hegel 1. meistens falsch wiedergegeben werden und 2. mehr über Bewusstsein und Geist herausgefunden haben als alle Neurowissenschaftler bisher.Claymore hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 19:33 Ich bin auch etwas enttäuscht, dass nachdem uns nun der frische "Jung"-Philosoph Gabriel bekannt gemacht wurde, wir nun beim boooah ... Epiphänomenalismus aus dem 19. Jh. gelandet sind.
Woher wir Wissen über unser Bewusstsein haben, wenn es kausal unwirksam ist, wäre auch interessant. Das ist für mich das Killer-Gegenargument.der epiphänomenalismus ist übrigens von popper vernichtend kritisiert worden
Habe ich schon, da warst Du wahrscheinlich noch nicht geboren. Du musst nicht immer rumkeilen mit einer Überlegenheit, die Du im großen Blick doch noch gar nicht hast.
Also bezeichnet man alles als Ontologie, was festlegen will, was "Sein" ist. Kann man so sehen, sagt aber inhaltlich nichts aus.
Richtig. - Was bezweckt er eigentlich damit? Lebenshilfe?
Physikalisten bestreiten doch nicht, dass die Welt viele Dinge enthält, die auf den ersten Blick nicht physikalisch erscheinen - wie biologische, historische Tatsachen oder ethische Werte. Es geht darum, dass solche Gegenstände ultima ratio physikalisch sind, oder über dem physikalischen supervenieren.Thaddäus hat geschrieben: ↑Di 17. Jan 2023, 11:09Unser Gehirn und unser gesamtes zentrales Nervensystem sind die notwendigen Voraussetzungen für unser Bewusstsein und alles, was an diesem phänomenlogisch hängt von unserer Psyche bis zu dem, was wir meinen oder wissen und also unseren menschlichen Kulturen und Gesellschaften. Die physiologischen Voraussetzungen unseres "Geistes" - um diesen allgemeinsten Begriff zu verwenden - sind aber nicht mit diesem identisch . Diese Feststellung ist extrem wichtig, denn Physikalisten und Naturalisten behaupten exakt das und müssen es auch behaupten.
Ich beantworte gerne weitere Fragen hierzu ...
Es geht um die Relation. Eine Ontologie kann z. B. die Supervenienz-Beziehungen (also so etwas wie "digitales Bild superveniert über den Pixeln") nicht einfach strikt ignorieren. Das wäre wie eine Geschichte Frankreichs ohne Napoleon.
Hilft einem Nicht-Eingeweihten auch nicht so wirklich weiter, da der weder "Sinnfeld" noch "erscheinen" versteht.
Ich sehe das Problem einfach nicht. Was bedeutet es denn schon, dass Dumbledore existiert? Dumbledore "existiert" in der Geschichte, ja.So hat J.K. Rowlings mit Harry Potter ein Sinnfeld erschaffen, welches vorher so nicht existierte. Dumbledore existiert als literarische Figur innerhalb dieses Sinnfeldes, weshalb es möglich ist, ihn z.B. zum "Gegenstand" einer Doktorarbeit in Literaturwissenschaft zu machen, wenn man glaubt, genügend Stoff für eine solche zusammenbringen zu können (z.B. mit dem Titel: "Dumbledore und die Entwicklung des Mentors in der fantastischen Literatur").
... womit die Gabriel-Ontologie schon vorausgesetzt wird.
Na und? Markus Gabriel hat ein Buch geschrieben "Warum es die Welt nicht gibt" und Geld damit verdient. Das ist mal mein Versuch eines Schweinchen-Schlau Retorsionsargument.Dumbledore existiert in der Tat nicht im Sinnfeld der Physik oder der empirischen Naturwissenschaften. Das heißt aber nicht, dass er nicht in anderen Sinnfeldern existieren kann. Das verwechseln von Sinnfeldern entsteht, wenn man ein Sinnfeld oder nur ganz bestimmte Sinnfelder zu Major-Sinnfeldern macht bzw. zu den einzigen relevanten erklärt, wie die Physikalisten eben die Physik. Es ist schlicht ontologisch absurd, jederzeit z.B. eine Doktorarbeit über eine literarische Figur schreiben zu können oder Millionen von Dollar mit literarischen Figuren wie Harry Potter u.a. verdienen zu können, von denen man behauptet, sie würden in keiner relevanten Weise existieren, wie es die Physikalisten tun.
Also dann: Supervenienz. Was sagt er darüber?
Tja, die Welt soll's nicht geben, aber das Sinnfeld aller Sinnfelder dann doch. Evtl. sind Schweinchen-Schlau-Gegenargumente da möglich.Wie gesagt geht es mir nicht darum, Gabriel als Lichtgestalt der modernen Philosophie abzufeiern. Ich finde ihn interessant, weil er meiner Ansicht nach verblüffende und kluge Antworten auf einige zentrale Fragen der Philosophie gibt. Selbstverständlich gibt es offene Fragen und Merkwürdigkeiten in seinen Ansätzen. Die gibt es bei allen. Der klügste Einwand gegen die Sinnfeldontologie Gabriels, den ich bislang gehört habe, besteht übrigens in dem Hinweis, ob Gabriels Sinfeldontologie nicht selbst ein performativ widersprüchliches Major-Sinnfeld darstellt, wie Russells Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthält. Gabriel weist diesen Einwand mit guten Argumenten aber zurück. Um das zu verstehen muss man sich dann aber endgültig die Mühe machen, 500 Seiten SEIN UND EXISTENZ zu lesen.