Helmuth hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 07:54
Du versuchst das Kreuz zu erklären, anstelle die Botschaft vom Kreuz zu predigen.
Korrekt. Das ist für Menschen, die entweder nicht unmittelbar mystisch spüren können oder das Christentum mit all seinen Offenbarungsrätseln nicht verstehen. Es gilt dem Ziel, dass man nicht irgendwas, in diesem Fall die Bibel, abglaubt, sondern dabei auch etwas empfindet und versteht. Es gilt ebenfalls dem Ziel, falsch verwendete Begriffe in eine Bedeutung zu rücken, die neutestamentarisch vertretbar ist.
Spice hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 07:57
Aber ich denke, Reichelt hat es noch besser gebracht
Durchaus lesenswert. Den psychologischen Ansatz trägt er etwas dick auf und in Bezug auf "Planung" diskutiert er nicht, dass "Fügung" sowohl Determiniertheit als auch freien Willen beinhaltet. Mit anderen Worten: "Vor" der Schöpfung war bereits gefügt, dass Spice am 23.4.2065 um 14:03 ein Eis beim Italiener in Buxtehude schleckt, obwohl dies Spice selbst spontan entschieden hat. Es geht hier nicht um Fügung, aber heilsgeschichtlich und somit bezüglich des Threads ist das schon wichtig.
oTp hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 09:10
Wir müssen noch berücksichtigen, dass das Leben in einem materiellen Körper von der Wirklichkeit der Anwesenheit und Wahrnehmung Gottes trennt.
Witzigerweise gibt es dieses Motiv auch bei Goethe, wenn er sagt "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" (das gefällt mir besser als "Täuschung"). Sogar Heidegger bringt einen Gedanken, dass das vollumfängliche Erkennen erst mit der Aufhebung des Erkennenden möglich ist. Das Seiende (theologisch übersetzt: "Mensch") müsse erst im Sein ("Gott") aufgehen, um voll zu erkennen, was aber zum Verlust des Seienden als eigenständige Größe führe.
Larson hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 10:34
So ist diese Opfertheologie (Sühnetod Jesu) nicht in der Tenach „bezeugt“.
Ich muss gestehen, dass ich gar nicht genau weiß, was damit gemeint ist. Natürlich ist es ein Opfer, so weit ist es klar. Aber was ist mit "Sühne" gemeint? Der Ausgleich für eine bewusste Sünde oder für einen irdischen Zustand, der gefallen ist? Ersteres klingt wie "Jetzt entschuldig Dich aber mal, böser Mensch", zweiteres wie "Jesus baut eine Brück vom irdisch Gefallenen zum Baum des Lebens, was nichts anderes heißt, als dass er universal gesehen durch sein Mitleiden und Vorleiden der irdischen Gefallenheit die Reise durch die Wüste beendet und ins Gelobte Land führt". Letzteres erscheint mir geistig anspruchsvoller zu sein als ersteres.
Larson hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 09:52
In der Tenach gibt es keinen Dualismus, Gott = Gut, Satan = Böse. Solches ist eindeutig heidnisch, z.B. Parsisch, wo Gottheiten gegeneinander kämpfen usw.
Moment: Diesen Dualismus gibt es in menschlicher Wahrnehmung schon. Du wirst oft hören, dass Gott das Gute verkörpert und der Satan das Böse. Dies ist auch richtig. Aber die Schluissfolgerung daraus, Gott und Satan seien beide Gottheiten auf Augenhöhe, ist, wie Du richtig sagst, falsch. Oft wird auch heute diese falsche Schlussfolgerung gezogen.
Larson hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 09:38
Hans-Joachim hat geschrieben: ↑Fr 12. Jan 2024, 19:30
Der Fall Adams und Evas einst im Garten von Eden brachte den Tod in die Welt.
Das gibt aber keinen Hinweis auf diese These.
Doch. Stelle Dir das, was über der "Weltzeit" ist, also über dem Irdischen, als unsterbbar vor. Im "Himmel" wird es keinen Tod geben, wie es auch keinen Tod in der naiven Form des Himmels gab, nämlich dem "Paradies". Wie das, was wir "Zeit" nennen, im "Himmel" genau umgesetzt ist, weiß ich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass es aus irdischer Sicht nicht verstanden werden KANN, aber real ist.
Es gibt also keinen "Tod" im Himmel, auf der Erde schon. Warum gibt es die Zeitlichkeit, die mit dem Tod verbunden ist? Hier wäre naheliegend, dass die sog. Heilsgeschichte eine Entwicklungsphase ist, die der Zeit und somit des Todes bedarf. Insofern brachte die Einläutung dieser Phase, der "Fall", den Tod in die Welt. Aber dies ist nicht grausam gemeint, da dieser irdische Tod unabdingbare Voraussetzung ist, zum sog. Baum des Lebens zu kommen. Irgendwo steht: "Der Tod ist das Leben". Etwas salopper: Der Tod ist kein Beinbruch.
Larson hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 10:43
Ach so, Gott irrt sich, wenn Er sagt, dass alles aus seien Hand onnt, das Gute wie auch das Böse.
Das Böse wird nicht aktiv geschaffen, weil man den Mangel an Gutem (= das Böse) nicht schaffen kann. "Das Böse" ist keine eigenständige Größe, sondern Ausdruck eines Defizits. Dieses Defizit wird personalisiert im Satan dargestellt.
Trotzdem schafft Gott die Möglichkeit des Bösen, indem er den Menschen und die Welt so schafft, dass dieser Mangel möglich ist. Insofern ist Gott die Quelle der Möglichkeit sowohl des Guten als auch des Bösen, was nicht verwechselt werden darf mit "Gott ist (auch) böse". Denn dies geht logisch gar nicht, wenn man "böse" als Mangel an Gott-Orientierung versteht. Gott hat keine mangelnde Gott-Orientierung - ein solcher Satz wäre Blödsinn, also kann Gott auch nicht böse sein. Auf diesem Felld wir gelegentlich was verwechselt.
Larson hat geschrieben: ↑Sa 13. Jan 2024, 10:43
Die Schlange war nicht Satan
Wörtlich richtig, da die Schlange die Schlange war und der Satan der Satan. Aber übergeordnet ist schon richtig, dass Offenbarungsformen wie Schlange, Hinderer, Teufel, Satan, etc. in unterschiedlicher Weise "das Böse", also die Gegenkraft zum Göttlichen, repräsentieren.