Re: Medien, Gesellschaft und Kirche
Verfasst: Do 11. Mär 2021, 10:37
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Das kommt drauf an, welche Menschen es sind. - Wenn es Katholiken sind, können sie da sehr wohl deutlich werden. Aber was ist mit Nicht-Katholiken? Was geht der säkularen Welt an, wenn eine Institution intern und mit eigenem Geld Scheiße baut? Wobei ich jetzt nicht genau weiß, ob es für Tebartz' Bauwerk staatliche Zuschüsse gab. - Aber selbst dann müsste der Zorn des Bürgers dem Staat gelten, dass er solche Baupläne freigibt.
Nee - da steckt was anderes dahinter. Ich hätte gerne, dass jeder bei seinen Leisten bleibt. - Was würdest Du sagen, wenn ich in Dein Schlafzimmer gehe und mich empöre, dass Du Dich dort anders verhältst, als ich es gerne hätte?
Erstens hast Du sachlich natürlich recht, wenn Du meinst, dass Missbrauch durch Geistliche genauso schlimm ist wie Missbrauch durch Familienmitglieder, weil in beiden Fällen ein Vertrauensverhältnis ausgenutzt wird. - Zweitens muss aber im Sinne des Thread-Themas die Rolle der Medien gesehen werden. - Konkret gesagt: Ich beobachte dieses Thema seit 2015 und habe seitdem so gut wie nie einen fairen medialen Bericht dazu gelesen.Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 09:42 Die weltweite "Missbrauchsgeschichte" ist doch wohl bedeutend mehr als Wulff 2.0, und der Kollateralschaden der dadurch entstanden ist, den hat die RKK eindeutig selbst zu verantworten. Damit hat sich die RKK selbst verbrannt, und an diesen Sauereien kann man wohl den vielen, den zu vielen Opfer des Missbrauchs keine Schuld geben, wenn das manche Katholiken auch gerne so sehen würden.
Sicherlich nicht. Denn niemand, der geistlich gebunden ist, tritt wegen der Verfehlung weniger Repräsentanten der Kirche aus. - Aber so, wie Du es formulierst, hätten es die Medien gerne. - Die Missbrauchs-Sache hat wohl eigenes Gewicht, ist aber noch viel mehr Hebel in einem Kulturkampf, in dem die Medien treibende Kraft sind.
Diesen Satz verstehe ich nicht.
Sehe ich unterm Strich genauso.Nobody2 hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 10:10 Die RKK hat sehr viel von ihrem Glanz verloren. Aber das hängt vor allem mit dem Zeitgeist zusammen. Damit, wie die Menschheit sich entwickelt hat. Nicht nur die RKK ist durchsetzt mit negativen Dingen, egal wo man hinschaut, ob Politik, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft, man findet heute doch nichts mehr ohne schlimme Mängel und Makel. Skandale aller Art sind heute normal - überall. Missbrauch aller Art zieht sich durch alle Bereiche des Lebens. Das ist ein Phänomen, was nichts auslässt.
Das ist merkwürdig. Wie kommst Du darauf? Was Du da denkst, hat mit dem, was ich geschrieben habe, meinte und versucht habe, auszudrücken, überhaupt nichts zu tun.
Alle baulichen und finanziellen Unternehmungen wurden natürlich irgendwelchen innerkirchlichen Vorgesetzten, Gremien oder Leitungs-Ausschüssen vorgelegt und genehmigt (ich kenne mich mit den korrekten kirchlichen administrativen Bezeichnungen nicht aus. ) Es gilt also tatsächlich erstmal das Prinzip, dass die Kirche mit ihrem Geld machen kann was sie möchte. Allerdings macht sie sich damit auch angreifbar, denn Protz und Prunk, sprich völlig überzogene Ansprüche mit entsprechenden Geldausgaben sind bei einer Institution wie die Kirche keine Privatangelegenheit mehr, jedenfalls nicht moralisch gesehen. Allerdings hatte ein Mann wie van Elst in seiner Position Feinde, wie man las, die eine Angelegenheit, die die Öffentlichkeit kaum erfahren hätte, pressemäßig aufarbeiten ließen und skandalisierten.Hiob hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 10:48 Das kommt drauf an, welche Menschen es sind. - Wenn es Katholiken sind, können sie da sehr wohl deutlich werden. Aber was ist mit Nicht-Katholiken? Was geht der säkularen Welt an, wenn eine Institution intern und mit eigenem Geld Scheiße baut? Wobei ich jetzt nicht genau weiß, ob es für Tebartz' Bauwerk staatliche Zuschüsse gab. - Aber selbst dann müsste der Zorn des Bürgers dem Staat gelten, dass er solche Baupläne freigibt.
Hier sind mediale Übergriffigkeiten derart eingerissen, dass man sie inzwischen als normal versteht.
Man kann aus meiner Sicht da durchaus etwas Befriedigendes daraus machen - allein dadurch, dass man "Kommentar" ("Ich-meine-persönlich") und "Bericht" trennt. - Weiterhin kann man sich gegenseitig animieren, zu reflektieren - bspw: "Wenn Du Journalist so über Kirche schreibst, dass ich mich ärgere, sag doch mal, was Du überhaupt unter 'Kirche' verstehst". - Auf diese Weise lässt sich - bei beidseitigem guten Willen und intellektueller Belastbarkeit - einiges Gutes erwirken. Es wäre der Schlüssel zur gegenseitigen Aufklärung.
Zumindestens heilsgeschichtlich so vorgesehen. - Was vielleicht vielen Kirchen-Feinden nicht ganz klar ist: Zumindest die RKK bedauert zwar diesen Verfall, aber ist keinesfalls beunruhigt - das wird für manche provokativ sein.
Dazu passt das, was ich (nicht nur) von meinem Ex-DDR-Zahnarzt gehört habe: "Wir haben es nach der Wende nicht für möglich gehalten, dass wir uns jemals wieder fragen müssen "'Darf man das sagen'".
Das ist DEKADENT. - Habe gerade einen langen Artikel eines jüdischen Journalisten in der ZEIT gelesen, der einige Wochen in St. Petersburg war, dort die natürliche Normalität der Menschen genossen hat und sich gefragt hat: "Ist unsere Political-Correctness-Besessenheit, die wir auch anderen Ländern überstülpen wollen, nicht eine Art von Kolonialismus?". - Auch ich habe beim Lesen dieses Artikels gespürt, wie kraftvoller, unverblendeter und natürlicher die Atmosphäre in solchen unverschrägten Ländern ist. Und da wollen wir auf Dauer überleben?Otto2 hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 10:19 Selbstkritik, dieser Begriff findet nur Anwendung in einer Aufforderung an andere, diese zu praktizieren. Eine Selbstbeurteilung endet meist in den Bekundungen Opfer unrechtmäßiger Angriffe zu sein und begleitet von vielen Krokodilstränen, in den Beteuerungen doch die Guten zu sein, die tapfer gegen Fakenews und unangebrachtem Gedankengut ankämpfen.
Aber WER ist das? - Die Politik sicherlich nicht, weil sie davon doch gerade getrieben wird. - Ich tippe auf einen gesellschaftlichen Virus, der bei uns eine geistliche Pandemie ausgelöst hat. - Wo ist der Impfstoff?
Das wäre der Vorwurf an die Medien. - Siehst das sonst noch jemand genauso?
Du bist wohl der einzige.
Sehe ich durchaus ähnlich. - Aber jetzt die Frage: WER darf hier moralisch urteilen? Nur die Katholiken ("Hey, das ist auch MEIN Verein - was machst Du, Tebartz, da?") oder auch Säkulare?
Auch hier hätten die Medien eine Verantwortung, indem sie genau solche Sätze sagt, wie Du gerade. Indem sie also signalisiert, dass sie reflektiert und sich nicht einfach auf ein Stück Fleisch stürzt, nur weil es vors Maul geworfen wird.
Ich bezweifle stark, dass missbrauchten Kindern die Schuld an ihrem Missbrauch gegeben wird. Wie kommst Du auf sowas?Sunbeam hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 09:42 Die weltweite "Missbrauchsgeschichte" ist doch wohl bedeutend mehr als Wulff 2.0, und der Kollateralschaden der dadurch entstanden ist, den hat die RKK eindeutig selbst zu verantworten. Damit hat sich die RKK selbst verbrannt, und an diesen Sauereien kann man wohl den vielen, den zu vielen Opfer des Missbrauchs keine Schuld geben, wenn das manche Katholiken auch gerne so sehen würden.
Hmm, nun muß man aber sehen, dass zwischen Staat und Kirche ja durchaus Verflechtungen finanzieller Art bestehen. Immerhin leben die Kirchen nicht nur von den Kirchensteuern, sondern auch von allerlei anderen Zuwendungen und Aufwendungen des Staates finanzieller Art. Auch die Gehälter der Kardinäle und Bischöfe trägt der Staat. Das schlägt bei einem Kardinal mit monatlich 10000-15000 Euro und bei einem Bischof gemäß Beamtenbesoldungsstufe B7 - B10 mit 9000 - 12000 Euro zu Buche.
Sind wir nicht im Krieg? Im Propagandakrieg? Moral muß für die 'gute Sache' immer hintenanstehen. Das läßt sich dann schon irgendwie rechtfertigen, mit den Umständen, den Zwängen, den Notwendigkeiten. Kennt man ja.Hiob hat geschrieben: ↑Do 11. Mär 2021, 10:48 Wie kann das sein? Muss man Missstände medial verzerren, damit sie wahrgenommen werden?
Ein weiterer wichtiger Punkt, der voll mit dem Thread-Thema zu tun hat: Darf die Presse Richter sein? - Hintergrund dieser Frage: Die angezeigten Missbrauchsfälle sind alle juristisch aufgearbeitet - meistens dahingehend, dass nichts wegen Verjährung machbar ist. Das ist nicht erfreulich, aber diese Kröte muss man schlucken, wenn man hinterm Grundgesetz steht.
Nun ist MEIN Vorwurf (egal ob es um Missbrauch oder sonst was geht), dass Medien nicht die Rolle einer Ersatz-Gewalt anstelle der Justiz spielen dürfen. Denn staatlich ist die Sache gegessen, wie sehr man dies auch bedauern mag. Und: Damit bleibt die Unschuldsvermutung aufrecht erhalten. Pech gehabt. --- Genau dieses juristische Urteil (auch "Unschuldsvermutung" ist ein juristisches Urteil) wird von den Medien programmatisch ignoriert, was man, wenn es andere täten, als Staatsstreich bezeichnen würde. Hast Du da schon mal drüber nachgedacht?