Gedanken über Lehrsätze:
Rilke hat geschrieben: ↑Fr 19. Jun 2020, 12:53
Der Lehrer für Mathematik hat die Aufgabe, seinen Schülern die Mathematik verständlich nahezulegen. Seine Aufgabe ist es nicht, ihnen beizubringen wie man Rechnungen bezahlt oder Rad fährt, sondern die korrekte Anwendung von mathematischen Formeln und Regeln, um wahre und falsche Sätze formulieren zu können.
Da vermischen sich Aufgaben. Der M-Lehrer bildet in erster Linie nicht M-Lehrer heran, sondern vermittelt mit Zahlen korrekt umzugehen. In der Folge lernst du Rechnungen durchzuführen, wie du sagst "korrekte Anzuwendung". Die Mathematik selbst muss nicht mehr gecheckt werden, sie IST schon gecheckt auf Korrektheit, und zwar von vorangegangenen höchst qualifizierten M-Experten.
Sätze zu formulieren hingegen lernt ein M-Student, der wiederum zu einem M-Lehrer ausgebildet werden soll. Das ist aber eine ganz spezifische Gabe. Der normale 0815 Mensch muss keine Sätze aufstellen, schon gar keine neuen, sondern die bekannten richtig anwenden. --> das ist Auslegung.
Das sind also zwei Ebenen. Die Lehre für dich und mich ist nicht das Pauken von Sätzen und darüber zu zanken, wer Recht hat. Derart agiert Theologie. So lehrt der HG auch nicht, welches Hemd du heute für die Uni anziehen sollst. Es gibt aber auch gesellschaftliche Normen, und dazu lehrt der HG sich bestimmten Richtlinien unterzuordnen.
Oder würdest du es für normal befinden mit der Badehose in die Oper zu gehen? Wie würdest du das demnach für dich "auslegen"?
Rilke hat geschrieben: ↑Fr 19. Jun 2020, 12:53
Ich glaube ich brauche praktische Beispiele.
Gerne, und beziehen wir Mathematik mit ein. Nehmen wir an jemand schuldet 1.000€. Der Schuldner legt dem Gläubiger 9 übereinander gestapelte 100€ Scheine auf den Tisch und sagt: "Hier deine 1.000€." Der Gläubiger entfächert sie, stellt nur 9 Scheine fest und urgiert: "Das sind aber nur 900€!" Darauf der Schuldner: "Das passt schon, 9 x 100 ergibt aufgrundet 1.000€." Der Gläubiger entgegnet: "Nein, passt nicht."
Wer hat nun Recht?. Was ist objektiv richtig, 9 x 100 = 1.000 oder 10 x 100 = 1.000? Was lehrt dazu Mathematik?
Rilke hat geschrieben: ↑Fr 19. Jun 2020, 12:53
Was wir noch immer nicht geklärt hätten: Was ist die "Mathematik Gottes" in unserem Vergleich? Worin leitet uns der Geist Gottes wenn nicht im korrekten Verständnis der Lehre?
Für den vorigen Fall liefert uns die Mathematik eine objektive Wahrheitsgrundlage. Darüber zu zanken ist zwar sinnlos, aber so geht Theologie vor. 900€ sind eh 1.000€, man muss das nur unter einem anderen Blickwinkel betrachten.
Dazu gibt diesen oder jenen theologische Ansatz, z.B: Man runde auf, denn das gibt es ja auch in der Mathematik- Problem gelöst der, Schuldner hatte also Recht. Der Geist Gottes leitet anders an, z.B. dass er Sünde in uns aufdeckt.
Es besteht hier ein Betrugsverdacht seitens des Schuldners, der keinen Irrtum in der Zählung erinräumt, sondern den Vorwurf: "Das sind aber nur 900€!" positiv bestätigt mit "9 x 100 ergibt aufgrundet 1.000€". Er weiß demnach um den Tatbestand, dass er nur 9 Scheine vorgelegt hatte.
Dann liegt noch ein Indiz für Betrug vor, indem der Schuldner die Scheine übereinander gestapelt hingelegt hatte. Es erweckt den Anschein, dass der Gläubiger dem schon vertrauen werde, den Stapel nimmt, nicht nachzählt und hofft, die Schuld wäre derart beglichen.
Vor Gott wurde aber die Schuld derart nicht vollständig beglichen. Gehen wir davon aus, es liegt de facte ein Betrug vor, der HG hat diesen als solchen erkannt. Nun sucht er nach Möglichkeiten dem Schuldner die Sünde aufzudecken.
Wenn der Schuldner noch nicht bekehrt ist, führt er ihn dazu, zu erkennen, dass er auf diese Art und Weise sein Leben nicht ewig führen kann und eines Tages verlieren werde. Derart versucht der HG zu überführen und zu Jesus zu ziehen. Dieses Ziehen dient der Erlösung.
Wenn der Schuldner bereits Christ ist, dann erst "lehrt" er ihn, und zwar im Sinne von korrigieren. Er überführt ihn der Sünde, nun aber nicht mehr um ihn zu Jesus zu führen, sondern damit er dem Gebot "Du sollst deinen Nächsten nicht betrügen" folgt. Das ist ein Er-Ziehungs Vorgang, Jesus ähnlicher zu werden.
Ich denke, du engst den Lehrbegriff zu sehr auf die theologisch intellektulle Ebene ein. Diese Art Lehrsätze braucht keine Sau, machen aber viele Christen. Sie wähnen sich klug. wollen andere Menschen nicht lehren Jesus ähnlicher zu werden, sondern sie zu bevormunden. Solche treibt Eitelkeit.
Der HG hingegen leitet in die Wahrheit. Und wie in der Mathematik gültige Lehrsätze über Zahlen die objektive Warheitsgrundlage bilden, so ist es beim HG das Wort aus dem Munde Gottes.