Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 01:40
Du schnallst es einfach nicht: Die Bosheit und Bösartigkeit des Menschen führt Gott nicht auf die Person eines abgefallenen Engels (= Satan), sondern auf den Menschen selbst zurück (Gen. 6:5, 8:21).
Vielleicht folgende Analogie: Ein Corona-Infizierter hat dieselbe Krankheit wie der "Patient Null" (so nennt man gelegentlich den Ersten, der eine Virus-Erkrankung hat). - Menschen sind nicht Patient Null, sondern Infizierte. - Die Aussage Gottes lautet also dementsprechend: "Ihr Menschen seid von Grund auf infiziert". - Patient Null ist der Satan (die Schlange, der "gefallene Engel") ist vorher.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 01:40
Bei dem Menschen mit seinem "bösen Trachten im Herzen von Jugend an" handelt es sich schlicht um einen Konstruktionsfehler, den Gott als Schöpfer verursacht, aber erst spät erkannt hatte; vorher meinte er noch,
die Schöpfung sei sehr gut - später wollte er - weil es ihn reute - die gesamte Schöpfung auf Erden vertilgen.
Das ist eine naive und tendenziöse Interpretation. - Die Schöpfung als solche (und im Idealzustand) ist in der Tat sehr gut. - "Konstruktionsfehler" ist insofern richtig, dass der Mensch infektions-anfällig ist. - Gott hätte den Menschen in der Tat so schaffen können, dass er wie ein Tier geistlich nicht infektionsfähig ist - aber das wollte Gott nicht, weil er im Menschen ein geistlich reflexions-fähiges Wesen haben wollte - die Infektionsfähigkeit ist unmittelbare Folge davon. ---- Und nein: Gott hat das vorher gewusst - Buber macht das deutlich mit seiner Übersetzung "Es war Gott Leid" (also Gott litt darunter), dass der Mensch so war (statt "es reute ihn").
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 01:40
Elohim ist halt auch nur ein Mensch.

--- So ähnlich haben es die frühen Grünen gelegentlich gesagt: "Auch Kühe sind nur Menschen".
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 01:40
Kein Mensch wurde von irgendetwas von irgendwem erlöst.
Das darf man glauben - aber warum interpretierst Du eigentlich die Bibel, wenn Du so glaubst?
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 01:40
Wenn im Samuelbuch steht, dass es JAHWE war, der David zu sündhaftem Verhalten aufreizte, dann kann Buber nicht meinen, Jahwe war es nicht.
Die Frage ist doch, WAS drin steht. - Du setzt schon wieder voraus, dass etwas anderes drin steht als Buber übersetzt. - Google es doch einfach mal nach.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 08:05
Die Bibel- und Kirchensprache ist nun aber mal die offizielle Sprache für das Kirchenvolk weltweit -
nur das und sonst nichts ist letztlich das Entscheidende.
Stimmt schon. - Aber man kann eine solche Sprache nur so verstehen, wie sie gemeint ist. ---- Das Problem: Wie formuliert man etwas, was wörtlich nicht verstehbar ist? Die Antwort lautet: So, dass es dem Verständnishorizont der Leser entspricht. ---- Weiteres Problem: Was macht man, wenn sich dieser Horizont verändert) Antwort: Dann muss man bei Wahrung der Substanz umformulieren. ----- Nächstes Problem: Was macht man, wenn es gleichzeitig verschiedene Verständnis-Horizonte gibt? - Antwort: Jetzt wird's schwierig bis unlösbar.
Das heißt: Die Verkündigungs-Sprachler sind darauf angewiesen, dass die Rezipienten ein Feeling dafür haben, was gemeint ist - diese Transferleistung muss sein, weil es sonst keinen Sinn macht. ---- Das Problem: Heute liest man aus gängigem naturalistischen Horizont und manchmal sogar bewußt un-geistlich. Da ist eine solche Transferleistung nicht zu erwarten.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 08:05
Der Philosoph Thomas Metzinger hatte sicher nicht Unrecht, als er in seinem Aufsatz und Vortrag "Spiritualität und intellektuelle Redlichkeit" feststellte:
"Intellektuelle Redlichkeit bedeutet, dass man einfach nicht bereit ist, sich selbst etwas in die Tasche zu lügen. Sie hat auch etwas mit sehr altmodischen Werten wie Anständigkeit, Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu tun, mit einer bestimmten Form von innerem Anstand´. […]
Da hat er grundsätzlich recht, wenn man es neutral liest. - Übersehen wird aber, dass dieses Problem eher bei den Anklägern besteht als bei den Angeklagten.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 08:05
Intellektuelle Redlichkeit ist möglicherweise aber auch gleichzeitig genau das, was Vertreter der organisierten Religionen und Theologen aller couleur einfach nicht haben können, auch wenn sie es gerne für sich in Anspruch nehmen würden.
Genau diesen Satz sehe ich genau umgekehrt eingelöst: Wer materialistisch/un-geistlich liest, kann nicht "redlich" im Sinne des Geschriebenen sein. - Nur würde ich es nicht "unredlich" nennen wie Du, sondern eher "ungeholfen" oder vielleicht auch "bösartig" - wobei wir beim Anfangssatz wären, dass der Mensch von innen heraus "böse" alias "infiziert" sein kann.
Münek hat geschrieben: ↑Fr 28. Feb 2020, 08:05
Was ist mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Zollitsch, der den Sühnetod Jesu leugnet?
- Was ist mit den deutschsprachigen Pfarrern und Theologen, von denen nicht mehr als die Hälfte noch an die Auferstehung Jesu glaubt?
- Was ist mit den jüngeren Dogmatikern, von denen Klaus Berger keinen kennt, der noch an die Dreifaltigkeit glaubt und stattdessen von der Trinität von einer mittelalterlichen Erfindung spricht?
Das sind Menschen, die entweder wohlwollend die Verkündigungs-Sprache zeitgemäß umbauen wollen, oder auch welche, die schlicht derart infiziert sind, dass sie nicht anders können, als Dinge des Geistes naturalistisch anzupassen.