Seite 3 von 8

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 13:20
von Ams
Gott ist in allen Kreaturen gleich nahe.

Der Weise spricht:

»Gott hat seine Netze und Stricke auf alle Kreaturen ausgeworfen,

sodass man ihn in einer jeden finden und erkennen kann,

wenn man es wahrnehmen will.«

Ein Meister spricht:

Der erkennt Gott recht, der ihn in gleicher Weise in allen Dingen erkennt [...]

Gott ist in allen Dingen und an allen Orten gleich

und ist bereit, soweit es an ihm ist, sich überall in gleicher Weise zu geben,

und der erkennte Gott richtig, der ihn überall in gleicher Weise erkennte. [...]

Es begehrte nie ein Mensch so sehr nach einer Sache,

als Gott begehrt, den Menschen dazu zu bringen, ihn zu erkennen.

Gott ist allzeit bereit

... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...
Auszug: Meister Eckhart, Die Erkenntnis Gottes
http://www.marschler.at/eckhart-landaue ... gottes.htm
... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ...


Wer den Sohn in der Grundnatur aller Menschen leugnet...
spricht von Dingen, die er nicht wirklich kennt...
beruft sich auch ohne weiteres auf heilige Schrift...
deren Aussagen er aber dennoch nicht wirklich fassen kann.

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 19:10
von Faust
Spice hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 09:49Jesus Christus war derjenige, der bereits das Evolutionsziel erreicht hat
Ja, die bedeutende Aussage des Christentums ist, dass Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist, der fleischgewordene „Sohn Gottes“ und „Gottmensch“. Diese Inkarnationslehre ist der Dreh- und Angelpunkt, das lebendige Herz der christlichen Religion. Doch das ist nicht nur wahr im Hinblick auf Jesus: das ist ebenso die Wahrheit unsres eigenen Seins. Wenn wir das nur im Hinblick auf Jesus glauben, aber im Hinblick auf uns selbst verleugnen, dann missverstehen wir seine revolutionäre Botschaft :) Der evolutionäre Impuls besteht darin, dass wir die eigene innere Göttlichkeit frei und furchtlos manifestieren. Wie Jesus im Thomas-Evangelium sagt: „Wenn ihr nicht das hervorbringt, was in euch ist, wird das, was ihr nicht hervorbringt, euch zerstören“ (Thomas-Evangelium 70) das sind die beiden Alternativen für die Menschheit: die fortschreitende Vergöttlichung und Erleuchtung, Bewusstseinssprung oder Selbstvernichtung.

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 19:20
von Ecki
Faust hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 19:10 Ja, die bedeutende Aussage des Christentums ist, dass Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott ist, der fleischgewordene „Sohn Gottes“ und „Gottmensch“. Diese Inkarnationslehre ist der Dreh- und Angelpunkt. Doch das ist nicht nur wahr im Hinblick auf Jesus: das ist ebenso die Wahrheit unsres eigenen Seins. Wenn wir das nur im Hinblick auf Jesus glauben, aber im Hinblick auf uns selbst verleugnen, dann missverstehen wir seine revolutionäre Botschaft :) Der evolutionäre Impuls besteht darin, dass wir die eigene innere Göttlichkeit frei und furchtlos manifestieren. Wie Jesus im Thomas-Evangelium sagt: „Wenn ihr nicht das hervorbringt, was in euch ist, wird das, was ihr nicht hervorbringt, euch zerstören“ (Thomas-Evangelium 70) das sind die beiden Alternativen für die Menschheit: die fortschreitende Vergöttlichung und Erleuchtung, Bewusstseinssprung oder Selbstvernichtung.
Wir Menschen haben einen leiblichen Vater, Jesus hatte als leiblichen Vater den Heiligen Geist, Stichwort Jungfrauengeburt.

Die eigene Göttlichkeit bedeutet: Durch und mit Christus Jesus Ihm ähnlicher werden.

ER ist der Weinstock, wir die Reben.

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 19:57
von Faust
Jesus ist ein Mensch, der zur Wirklichkeit seiner eigenen Göttlichkeit erwachte und dadurch die vollkommene Erleuchtung realisierte. Er verkörpert die lebendige Gegenwart des göttlichen Seins. Mit dieser Aussage bin ich vollkommen einverstanden. Doch Jesus hatte niemals Interesse an dem Personenkult, der dann im Laufe der Zeit entstanden ist: er wollte Menschen zum ewigen Leben erwecken, er wollte ihnen dabei helfen das göttliche Sein in sich selbst zu entdecken, sodass sie mit dem selben Christus-Bewusstsein leben. Die Bewusstseinsentwicklung beginnen wir als „Reben“ (Meister-Schüler-Beziehung), aber das Evolutionsziel besteht darin, selbst zu einem Weinstock, einem lebendigen Christus zu werden. In der Tradition der Sufis, der ich mich zugehörig fühle, wird gesagt, dass jeder Mensch ein vollkommene Mensch („İnsan-i Kâmil“) werden kann. Das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass jeder Mensch ein Jesus, ein Muhammad oder ein Buddha werden kann. Jesus wird verehrt, weil er sein „göttlich-menschliches“ Potential realisierte, fully human and fully divine. Das ist verehrungswürdig. I get it. Doch das bringt uns nicht viel, solange wir unser eigenes Potential nicht realisieren. Ist Jesus der Christus? Oh ja, mit uns gemeinsam :engel:

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 20:43
von Rembremerding
Der große Faust-Check: :D
Faust hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 19:57 Jesus ist ein Mensch, der zur Wirklichkeit seiner eigenen Göttlichkeit erwachte und dadurch die vollkommene Erleuchtung realisierte.
:thumbdown: Er erwachte nicht, er wurde als Sohn gesandt sowie uns geschenkt und als Kind geboren.
Er verkörpert die lebendige Gegenwart des göttlichen Seins.
:thumbup:
Doch Jesus hatte niemals Interesse an dem Personenkult, der dann im Laufe der Zeit entstanden ist
:thumbdown: Er selbst sagt: in seinem Namen soll viel geschehen. Der Name ist das Wesen einer Person, vor allem in der Hl. Schrift.
er wollte Menschen zum ewigen Leben erwecken, er wollte ihnen dabei helfen das göttliche Sein in sich selbst zu entdecken, sodass sie mit dem selben Christus-Bewusstsein leben.
:thumbup:
Die Bewusstseinsentwicklung beginnen wir als „Reben“ (Meister-Schüler-Beziehung),
:thumbdown: Im Gegensatz zu anderen Religionen, sucht Jesus seine Schüler und nicht umgekehrt. Sie beginnen nicht als Reben, sondern dürfen auf ewig verbunden bleiben mit dem Weinstock.
aber das Evolutionsziel besteht darin, selbst zu einem Weinstock, einem lebendigen Christus zu werden.
:thumbdown: Das Evolutionsziel ist Gemeinschaft und Beziehung und nicht erneute Vereinzelung. Deshalb: Vergöttlichung in Christus.
In der Tradition der Sufis, wird gesagt, dass jeder Mensch ein vollkommene Mensch („İnsan-i Kâmil“) werden kann.
:thumbup: Das wird da gesagt, richtig.
Das sagt man auch im Christentum: vollkommen zu sein, aber wie der Vater im Himmel. Und das eben nur durch den Sohn Jesus Christus in uns und wir in Christus.
Das ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass jeder Mensch ein Jesus, ein Muhammad oder ein Buddha werden kann.
:thumbdown: Man wird nicht zu Jesus, sondern zu Christus (einem Gesalbten). Und dass ein Muslim zu einem Muhammad werden will, ist mir neu, ist das so?
Jesus wird verehrt, weil er sein „göttlich-menschliches“ Potential realisierte.

:thumbdown: Nicht verehrt, sondern als Gott angebetet, weil er als Gott Mensch wurde und den Vater im Himmel dadurch verherrlichte.
Doch das bringt uns nicht viel, solange wir unser eigenes Potential nicht realisieren
:thumbdown: Dazu ist Umkehr und Wiedergeburt in Gott notwendig. Wir selbst können aus unserer alten Kreatur heraus gar nichts realisieren, nur, dass wir Sünder sind.

Drei von zehn richtig christlich, vorausgesetzt man nimmt die Offenbarung ernst, die eben jener Jesus Christus in seinem Wort uns schenkte.
Es zeigt, dass einiges dasselbe ist, aber eben nicht das Gleiche und manches nicht übereinstimmt. Wobei man das im Philosophie-Unterforum ernst nehmen muss.

Servus :wave:

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 20:57
von Faust
Rembremerding hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 20:43 :thumbdown: Nicht verehrt, sondern als Gott angebetet, weil er als Gott Mensch wurde und den Vater im Himmel dadurch verherrlichte
Bei dem Personenkult werde ich nicht mitmachen, tut mir leid. Das nehmen mir viele Christen natürlich übel :) ich denke nicht, dass es zwischen Jesus und uns irgendeinen essenziellen Unterschied gibt.
Wir selbst können aus unserer alten Kreatur heraus gar nichts realisieren, nur, dass wir Sünder sind.
Das ist nicht mein Menschenbild. Wer nicht an sich selbst glaubt, kann auch niemals an Gott glauben. Der wirkliche Atheist ist derjenige, der gering vom Menschen denkt, weil er dadurch das göttliche Sein im Menschen verleugnet.

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 21:19
von Rembremerding
Faust hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 20:57 Bei dem Personenkult werde ich nicht mitmachen, tut mir leid.
Für mich kann eine göttliche Person, die mich geschaffen und aus Liebe wollte, nur angebetet werden. Jesus sagte von sich er ist Gott und er handelt danach, auch heute, weil er lebt. Deshalb ...
Ein Personenkult mit einem Menschen ist jeden Christen ebenso zuwider.
Wer nicht an sich selbst glaubt, kann auch niemals an Gott glauben. Der wirkliche Atheist ist derjenige, der gering vom Menschen denkt, weil er dadurch das göttliche Sein im Menschen verleugnet.
Ein Christ kann gar nicht gering vom Menschen denken, denn er weiß, dass er von Gott geliebt ist. Das ist eine Würde an sich, die in Gott begründet ist.
Aus dieser Liebe heraus und durch diese Liebe gelingt es dem Menschen erst, sich selbst anzunehmen und zu erkennen. Die Bibel nennt diesen Vorgang gerne "läutern".
Es ist eines wichtig: Es genügt nicht aus sich heraus an sich zu glauben. Dann glaubt man immer nur das, was man glauben kann und selbst will. Es geht doch gerade darum sein "über-sich-hinaus" zu entdecken. Viele Meditationen scheitern daran, dass sie ohne Umkehr, eigene Läuterung, Reflexion seiner selbst, an etwas über sich herantreten wollen.
Als Bild:
Das ist so, als würde man ohne Dekontamination und Schutz beginnen, Erbgut eines archäologischen Knochenfundes von Menschen zu analysieren. Man wird dann immer herausfinden, dass wohl alle diese Menschen mit einem verwandt waren. :)

Re: Die spirituelle Evolution als Fortsetzung der natürlichen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 21:47
von Faust
Rembremerding hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 21:19 Es genügt nicht aus sich heraus an sich zu glauben. Dann glaubt man immer nur das, was man glauben kann und selbst will
Nur weil Jesus daran glaubte, dass er ein lebendiger Christus sein kann, ist er es geworden. Die Geschichte der Welt ist die Geschichte derjenigen Menschen, die den Glauben an sich selbst besessen haben. Die ganze Jesus-Geschichte will uns doch genau das vermitteln: „Mensch, glaube an Dich selbst, steh auf und gehe!“ - das ist etwas, was die Christen von den Buddhisten lernen können. Denn dort wird sehr klar gesehen, dass jeder Mensch das Potential der Buddha-Natur in sich trägt, die ihn dazu befähigt, Erleuchtung zu erreichen und ein Buddha zu werden. Die Welt braucht nicht mehr Christen. Die Welt braucht aber Menschen, die ihre Christus-Natur entfalten und leben.

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 22:03
von lovetrail
„Faust" hat geschrieben:er wollte Menschen zum ewigen Leben erwecken, er wollte ihnen dabei helfen das göttliche Sein in sich selbst zu entdecken, sodass sie mit dem selben Christus-Bewusstsein leben.
Das klingt mir zu sehr nach Yedi-Ritter ;-). Dafür kein Thumbs up von mir.

Re: Die evolutionäre Gottwerdung des Menschen

Verfasst: So 30. Jun 2019, 22:09
von Faust
lovetrail hat geschrieben: So 30. Jun 2019, 22:03
„Faust" hat geschrieben:er wollte Menschen zum ewigen Leben erwecken, er wollte ihnen dabei helfen das göttliche Sein in sich selbst zu entdecken, sodass sie mit dem selben Christus-Bewusstsein leben.
Das klingt mir zu sehr nach Yedi-Ritter ;-). Dafür kein Thumbs up von mir.
Ja, ich glaube tatsächlich daran, dass George Lucas ganz gut dargestellt hat, wie die Spiritualität der Zukunft aussehen wird. Inzwischen ist „Jediismus“ keine Fiktion mehr, denn es gibt wirklich eine religiöse Philosophie, die sich so nennt... :)