Davon gehe ich beim Begriff "Christsein" aus.
Christsein ist ein beschenken lassen und deshalb ebenso ein weiterschenken. Christsein ist Gnade, deshalb kann ein Christ Gottes Gnade und Segen für andere sein. Christsein ist wie ein Kind sein, ein lernen und helfen lassen, ein sich ziehen lassen und zulassen, ein ganz persönliches Menschsein im Gottsein des Herrn, angenommen von ihm.
Der Anfang der Religion liegt in der Erkenntnis der Endlichkeit. Als Mensch kann ich nicht Gott sein, in der letzten Einheit. Diese Andersheit gegenüber Gott will nichtchristliche Religion bewältigen und beseitigen. In der christlichen Spiritualität hat dieses „Anders-als-Gott-sein“ seinen positiven Platz, weil es in Gott selbst bereits das „Andere“ gibt im Vater, im Sohn und im Hl. Geist. Ziel der christlichen Spiritualität ist, dass der Mensch von seinem „Anders-als-Gott“ in das „Anders-in-Gott“ hinüber wächst. Dieser Wechsel ist durch die Menschwerdung Gottes möglich, weil der Christ in Christus Raum erhält im eigenen Leben Gottes. Christen sind deshalb im Gebet, in der Meditation, im täglichen Leben und später in der Ewigkeit stets schon „Theonauten“.