Ich-Auflösung

Philosophisches zum Nachdenken
Rembremerding

Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Rembremerding »

Travis hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 11:44 .... ein Freund von mir blieb in seiner Jugend mehrere Tage auf einem LSD Tripp hängen.
Deshalb ist eine Ich-Auflösung samt Bewusstsein weder erstrebenswert noch weiterführend. Wer sein Ich auflösen will, kann alles sein, auch ein Vogel, aber dann eben nicht mehr für die Realität tauglich, sondern eventuell tot, weil er aus dem 3. Stock springend gegen seine Natur, ein Teil seines Ich, handelte.

Es kann durchaus möglich sein, sein Ich-Bewusstsein auch ohne Drogen aufzulösen in ein Gesamtbewusstsein, wobei das Ich bestehen bleibt, um geöffnet zu werden. Bei manchen kann es ungewollt durch ein traumatisches Erlebnis geschehen, dass an den Rand der Existenz trägt. Auch spirituell ist es möglich, durch den Hl. Geist (Energie, All-Geist etc. je nach Weltanschauung), wenn plötzlich das Ich eine Woge heißer Liebe zur Welt und allen Geschöpfen überströmt und ein Wissen (kein Gefühl!) innigster Gemeinschaft entsteht.
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Travis
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Travis »

Canon hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 11:56 Hängen blieb ich nicht, aber ein anderer. Der musste sogar in die Psychiatrie.
Da war mein Freund auch für ein paar Wochen.
Canon hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 11:56 Trotzdem bleibt eine gewisse Labilität in ihm. Ich gehe mit ihm sehr vorsichtig um.
Ich weiß, was Du meinst. Ich habe ähnliches erlebt. Hoffentlich ist mein Freund da mittlerweile etwas stabilier geworden. Habe keinen Kontakt mehr zu ihm. Unsere Wege trennten sich vor Jahren.
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Canon

Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Canon »

Travis hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 12:24
Canon hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 11:56 Hängen blieb ich nicht, aber ein anderer. Der musste sogar in die Psychiatrie.
Da war mein Freund auch für ein paar Wochen.
Canon hat geschrieben: Di 25. Aug 2020, 11:56 Trotzdem bleibt eine gewisse Labilität in ihm. Ich gehe mit ihm sehr vorsichtig um.
Ich weiß, was Du meinst. Ich habe ähnliches erlebt. Hoffentlich ist mein Freund da mittlerweile etwas stabilier geworden.

Weil dieses Thema hier nun aufgekommen ist, will ich in ganz gleicher Weise auch vor Meditationen warnen. Bei gewissen Meditationen öffnet sich eine Türe, welche besser geschlossen bliebe. Das ist mein Ernst, liebe Leute finger weg. Auch von allversöhnender sogenannten Liebeserfahrung. Die Realität holt jeden ein, die Diskrepanz kann kaum überwindbar erscheinen. Fakt ist, sie ist nicht überwindbar. Das gebe ich hier zu bedenken, wer weiß denn schon, wer hier mitliest.

LG Canon
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PeB
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von PeB »

Es ging mir hier eigentlich weniger um eine Bewertung von Drogen (geht ja auch durch Meditation), sondern darum, ob ein solcher Zustand ein Beleg für einen ansonsten verschlossenen Aspekt der Wirklichkeit sein kann.

Mich erinnert das ein wenig an Nahtoderlebnisse. Auch bei der Ego-Auflösung betrachtet man die Welt - einschließlich der Person, die man sein sollte - aus einer entfernten Perspektive.

Aus Erlebnisberichten weiß man außerdem, dass sich diese Ich-Auflösung real wie der eigene Tod anfühlt (daher auch: Ego-Tod); man hat Todesangst. Der Zustand der Auflösung selbst wird als angenehm empfunden; diesen erreicht man aber nur, wenn man den eigenen Tod (des Ego) akzeptiert und durchlebt.
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Lena
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Lena »

Für mich ist das ich wichtig, damit ich, ich bin.

Ich möchte auf den Herrn Jesus Christus schauen.
Im Glauben an das was er ist und vollbracht hat.
Aus dieser Kraft gelebt hat das was man das Ego
nennt, wenig zu sagen. Tot ist es nicht. Es wird
nur bei Entscheidungen nicht mehr berücksichtigt.
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Travis
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Travis »

Lena hat geschrieben: Mi 26. Aug 2020, 15:47 Für mich ist das ich wichtig, damit ich, ich bin.
Um das zu werden, habe ich für mich folgende Aussage als entscheidenden Punkt angesehen:
Gal 2,20 hat geschrieben: Jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Und das Leben, das ich jetzt noch in meinem sterblichen Körper führe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich geopfert hat.
Sehr zu empfehlen.
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von PeB »

Lena hat geschrieben: Mi 26. Aug 2020, 15:47 Für mich ist das ich wichtig, damit ich, ich bin.
Für mich auch.
Ich habe ja keineswegs einen "erstrebenswerten Zustand" propagiert, sondern mich lediglich mit dem Phänomen beschäftigt.

Ich glaube sogar, dass hier ein Verständnisschlüssel liegt:
während beispielsweise der Hinduismus einen solchen Zustand des Ich-Verlustes anstrebt (Nirwana), scheint es doch nach christlicher Vorstellung so zu sein, dass gerade ein "geläutertes Ich" nach dem Tod erhalten bleiben soll.
Insofern ist die Begrifflichkeit "verloren gehen" - für Jene die Christus nicht nachfolgen - gut verständlich.
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Fr 28. Aug 2020, 07:32Ich-Auflösung
Aus meiner Sicht ist christlich damit nicht "Auflösung", sondern "Aufhebung" im hegelschen Verständnis des Wortes "aufheben" gemeint. - Um eine Erklärung zu vermeiden hier ein Beispiel:

Im Zweidimensionalen ist gibt es die Kreislinie (hier stehend für "Ich"). Hebt man die Kreislinie ins Dreidimensionale auf, ist diese Linie eine Linie auf einem der Kugeloberfläche. - Die Linie (das Ich) ist also Teil der Kugel, die hier für Gott stehen soll, bleibt aber in ihrer eigenen Identität erhalten.

In der Deutschen Klassik gibt es ein ähnliches Thema bei Goethe, der fragt: Wie kann ein Mensch gleichzeitig göttlich und selbstbestimmt sein? Er löst es dadurch, dass er den "ideal klassischen" Menschen als jemanden beschreibt, der von sich aus das freiwillig will, was Gott von ihm fordern würde. - Autonomie und Heteronomie fallen also zusammen.


Im Sinne dieses Threads:
Der Mensch muss aufhebbar gemacht werden in Gott (= Erlösung), um ihn Gott aufgehen zu können ("Dein Wille geschehe"), ohne den eigenen Willen zu verlieren.
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PeB
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von PeB »

Hiob hat geschrieben: Fr 28. Aug 2020, 09:40 Im Sinne dieses Threads:
Der Mensch muss aufhebbar gemacht werden in Gott (= Erlösung), um ihn Gott aufgehen zu können ("Dein Wille geschehe"), ohne den eigenen Willen zu verlieren.
Ich würde dir insofern recht geben, als auch der christliche Gedanke der "Kreuzigung mit Christus", des "Sterbens" und "Wiedergeborenwerdens als Christ" ein entsprechender Übergang von einem "alten Ich" in ein "neues Ich" ist.
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Re: Ich-Auflösung

Beitrag von Hiob »

PeB hat geschrieben: Fr 28. Aug 2020, 10:22 Ich würde dir insofern recht geben, als auch der christliche Gedanke der "Kreuzigung mit Christus", des "Sterbens" und "Wiedergeborenwerdens als Christ" ein entsprechender Übergang von einem "alten Ich" in ein "neues Ich" ist.
Inwiefern würdest Du mir NICHT recht geben? ;)
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