Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
Missbrauch bleibt Missbrauch-da kannst du noch so herumeiern.
Darum geht es nicht. Das, was damals als Missbrauch galt, ist es auch heute noch. Wir reden doch nicht darüber, ob durch Geistliche Missbrauch stattgefunden hat - natürlich hat es das, was schlimm genug ist. Den Skandal gibt es aber nicht deshalb (sonst wäre ja die ganze Gesellschaft ein Skandal), sondern wegen der Art des Umgangs damit.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
Mit Verlaub- aber das hätte ich niemals von dir gedacht.
WAS denn?
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
"Verantwortliche würden nicht identifiziert"
Natürlich wurden sie identifiziert, aber der Gutachter ist Jurist und muss sich ans Grundgesetz halten (das müssen andere auch, aber ihm ist es besonders bewusst). Das heißt: Verantwortliche im Sinne des Gesetzes dürfen nur namentlich genannt werden, wenn sie Personen der Zeitgeschichte sind.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
"Täter nicht benannt"
Dito. Zumal hier noch nach unserer Rechtsordnung hinzukommt, dass Beschuldigte bis zu einem Schuldspruch als unschuldig zu gelten haben. Du kannst nicht fordern, einfach das Grundgesetz auszuhebeln, nur weil einem danach ist.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
"auch sei mit den Opfern nicht gesprochen worden"
Natürlich nicht. Das Gutachten hat das Verhalten der Verantwortlichen im Bistum untersucht und nicht alte Fälle aufgerollt - dafür ist entweder die Staatsanwaltschaft zuständig oder eine interne Einrichtung, aber nicht ein Jurist.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
Tatsächlich werde auf diese Weise verhindert, dass Betroffene voneinander erführen, sich austauschten und vernetzen könnten, kritisierte Katsch.
Das ist nach unserer Rechtsordnung möglich, aber etwas kompliziert: Man fragt bei der Gemeinde eines "Betroffenen*" nach (Gercke hat hier mit "*" gearbeitet, um offen zu lassen, ob ein/e Betroffene/r zu Recht Opfer war oder nicht), ob der Betroffene* kontaktiert werden will. Falls dieser bejaht, gibt die Gemeinde dessen Postadresse weiter. - Aber das darf ein Jurist nicht, nur weil er Unterlagen hat/haben könnte, die diese Information enthalten.
Möglich wäre, dass sich Betroffene* beim Bistum mit einem Antrag melden und das Bistum - im Extremfall - alle ihm bekannten Namen an die jeweiligen Gemeinden schickt, die dann bei diesen Personen nachfragen, ob sie kontaktiert werden möchten. - Das geht bestimmt. --- Da müsste jetzt Katsch die Frage beantworten, ob er das schon gemacht hat.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
Auch die Öffentlichkeit könne sich kein Bild von den empörenden Vorgängen machen.
Doch - sie müssen nur das Gutachten lesen. - Im Grunde betreibt Katsch Anstiftung zum Rechtsbruch.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
"Dieses Vorgehen führt das Bemühen um Aufklärung und Aufarbeitung ad absurdum"
Das meint Katsch, weil er durch die mediale Hetze - wie viele andere auch - derart aufgepeitscht ist, dass er meint, man könne einfach so die Rechtsordnung durchbrechen. - Bei ihm als Betroffenen* darf man natürlich psychologisch annehmen, dass er persönlich tief verletzt ist - aber das ist keine Rechtfertigung dafür, Recht zu brechen.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 01:07
"Die beauftragten Anwälte dienten ihren Auftraggebern, nicht der Öffentlichkeit und schon gar nicht den Betroffenen".
Da kommen wir der Sache schon näher, denn - wie oben bereits erwähnt - entspricht dieses umfängliche Gutachten nicht der Erwartung der heiß gelaufenen Woelki-Gegner - es ist ein Schlag in die Magengrube für all diejenigen, die eine Gleichung aufmachen wollten "Woelki/Köln = Sodom und Gomorrha" bzw. "Woelki weg = traditioneller Katholizismus weg". - Die Emotionen gehen hier weit über das Stichwort "Missbrauch" hinaus.
Reinhold hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 02:01
Dann könnten beide Herren ja noch Papst werden-zensiert?
Prinzipiell ja. Sie haben sich nicht strafrechtlich schuldig gemacht, sondern "nur" gegen kirchenrechtliche Vorgaben aus Rom verstoßen. - Noch mal für Dich:
Gercke, S.747f
Hinsichtlich der Motivlage ist festzustellen, dass für die Gutachter keine Absicht der Verantwortungsträger erkennbar ist, die Täter einer Bestrafung zu entziehen oder gar weitere Missbrauchstaten zu ermöglichen. ... Dementsprechend dürfte nicht von „systematischer Vertuschung“ durch Verantwortungsträger des Erzbistums Köln ... die Rede sein.
Da ist natürlich Furchtbares seit der Nachkriegszeit (die erste Meldung bezieht sich auf die 50er Jahre) passiert - wie dies auch in Familien und sonstwo passiert ist. Aber der medial grob fahrlässig oder absichtlich erweckte Eindruck, dass Kirchen ein Turm des Missbrauchs in einem Meer der Sittlichkeit (gewesen) seien, ist nicht haltbar. --- Unterm Strich und im großen Kontext geht es hier letztlich nicht um das isolierte Feld "Missbrauch", sondern um einen Kulturkampf zwischen geistlicher und säkularer Welt.
Timmi hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 05:13
Die Kritik der Betroffenen-Initiative bezieht sich aber auf ein anderes Gutachten mit einer anderen Zielsetzung.
Gibt es da ein anderes Gutachten oder hat die Initiative bei Gercke ein anderes Gutachten erwartet?
Timmi hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 05:13
die Prüfung
und rechtliche Bewertung des kirchlichen Umgangs
Genau das ist der Punkt.
Timmi hat geschrieben: ↑So 4. Apr 2021, 05:13
Nicht eigenständig ermittelt werden konnte, ob die im Erzbistum eingegangenen
Verdachtsmeldungen inhaltlich zutreffend waren, sich also die darin
geschilderten Geschehnisse tatsächlich so zugetragen haben.
Eben - deshalb spricht Gercke immer von "Betroffene*", also mit "*", weil er als Jurist offen lassen muss, ob eine Verdachtsmeldung zutreffend war. Dazu kommt, dass die meisten der Fälle bis 2010 in Absprache mit der stattlichen Rechtsordung unter kirchenrechtlichen Aspekten bewertet wurde, bei denen das meiste, was heute als "Missbrauch" gilt, kein Missbrauch war. - Konkret: „Verbale Grenzverletzungen“ oder „Verletzung des körperlichen Nähe-Distanz-Verhältnisses“ gab es nicht, und das, was heute "mittelschwerer Missbrauch" ist, galt nur teilweise als Missbrauch.
Hinzu kommt, dass es auch hier Trittbrettfahrerei gibt, die teilweise sogar nachweisbar ist. - Das ist alles nicht so einfach, wie es die vorwiegende mediale Interessenslage gerne darstellt.