Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41
Aus meiner Sicht ist der Raum Gottes, zu dem auch das Paradies und Adam VOR dem Fall gehören, ein nicht-dualistischer Raum - also ein rein geistlicher Raum, der nicht naturalistisch verstanden werden darf.
Kann ich nicht nachvollziehen. Mann und Frau gab es doch im Paradies vor dem Fall. Verstehst du unter nicht-dualistisch gleichzeitig auch nicht-komplementär ?
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Vermutlich reden wir aneinander vorbei. - Ich habe Dich konkret verstanden im Sinne von: Das klassische Mann-Frau-Bild ist nicht dominant im Vergleich zu diversen Paarungen - oder so ähnlich.
Dass es historisch dominant ist, steht ja wohl außer Zweifel. Mir ging es um einen Soll-Zustand ansich. Den erfüllt doch keiner, nur weil er das Mann-Frau Modell lebt. Das halte ich doch gerade für den gefährlichen Irrtum, sich deswegen für was besseres zu halten. Paulus bewertet die zölibatäre Lebensweise scheinbar höher. Auf den Schöpfungsauftrag der Fruchtbarkeit kann sich wohl tausende Jahre nach der Schöpfung keiner mehr berufen.
Im päpstlichen
Gaudium et spes Kapitel I,12 wird gelehrt, dass der Mensch im Bilde Gottes über alle irdischen Geschöpfe gesetzt sei, um sie zu beherrschen und zu nutzen, unter Berufung auf Genesis 1 und Psalm 8.
Ich verstehe es im NT so, dass dieser Mensch aber nicht alle Menschen sind, sondern einzig Christus und seine Anhänger werden mit ihm alles erben,
nach der Auferstehung.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41OK - natürlich hat Gott keinen Antagonisten, weil er sozusagen das höchste Integral ist. - Aber der Satan ist Antagonist zur Gott-Orientierung, die mit der Schaffung Evas und dem Fall aufgebrochen wird in einen Dualismus aus Gott- und Ich-Orientierung
Schon mit der Schaffung Evas ? Das glaube ich nicht. Die Ich-Orientierung kam erst mit der Verführung, weil hier ein bereits bestehender Zustand einfach uminterpretiert wurde : Gott würde den Menschen was vorenthalten.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Ein Theologe hat mal gesagt: "Der Satan ist das Ich".
Mit der Psychoanalyse würde ich Satan eher als das Über-Ich erklären. Das passt besser zu seiner Rolle als Ankläger und Verführer. Er führt uns mit der gewaltigen Stimme einer angeblichen Norm oder einem vermeintlichen Soll-Zustand an der Nase herum, dass wir diese erreichen könnten oder müssten. Schon Nietzsche hatte das, vielleicht eher unbewusst, angedeutet, indem er in
Also sprach Zarathustra vom großen Drachen als dem "du sollst" spricht.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Ebene 1: Christlich gesprochen "gottgewollt" ist die Mann-Frau-Zuordnung" neben dem Zölibat alternativlos. - Ebene 2: Dominierend in der Praxis ist nach wie vor diese Mann-Frau-Zurodnung. - Ebene 3: Innerhalb der Mann-Frau-Zuordnung gibt es Diskrimierung aufgrund einer Dominanz des Mannes - zumindest historisch. --- Ich würde diese 3 Ebenen trennen.
Eine Alternative Methode zur Kinderzeugung gibt es ja nicht. Dass aber Mann und Frau eine Familie bilden ist nur eine Illusion. Sie leben nicht im gesellschaftlich luftleeren Raum. Das galt einzig nur für das erste Menschenpaar. Die Familie ist nichts weiter als ein virtueller Besitzanspruch. Selbst in archaischen Zeiten war das so. Innerhalb der Familie, des Oikos, darf man sich zwar einbilden, gewisse höhere Rechte zu genießen, aber Dürfen ist noch nicht gleich Können. Das Können hängt vom Umständen ab, die über die familiäre Sphäre hinaus gehen.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Die Schöpfungsordnung lädt zu diesem Missbrauch ein - hinwiederum: Das macht die Schöpfungsordnung nicht falsch.
Die Schöpfungsordnung ist letztlich nichts anderes als das Recht des Stärkeren, das Gott später damit einzugrenzen versucht, indem er den Starken ihre Verantwortung gegenüber den Schwächeren erläutert und Privilegien zu Bürden umdeutet.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 12:53
Es ist doch unübersehbar wie Männer, aber auch Frauen, ihr Leben darauf ausrichten, um dem anderen Geschlecht zu gefallen.
Das könnte man als Ausdruck einer natürlich Anziehung verstehen - also positiv.
Das sehen Pauls und Petrus anders, aber Paulus bezieht die Koketterie auch nur auf innerhalb der Ehe, soweit ich das verstehe.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41
Wenn es natürlich zum Fokus wird, ist es wieder eine Ich-Veranstaltung. - nebenbei: Frauen schminken sich meistens nicht für Männer, die das gar nicht so sehr mögen, sondern für sich selbst und ihre Geschlechts-Genossinnen.
Wenn Koketterie zum Lebensmodell wird, macht es das ja nicht besser. Dass man es für sich selbst macht, bedeutet nicht, dass man es nicht für andere macht. Das ist interpendent. Man macht es natürlich nie uneigennützig. Aber die bloße Erklärung "Ich mache das nur für mich selbst" ist einfach Selbstbetrug.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Die biologische Schöpfung sehe ich in der Tat so, wie es die Wissenschaft meint. - "Paradies" ist für mich Gleichnis für die geistliche Substanz der Schöpfung - also nicht "vor der Schöpfung", sondern "als Grundlage dessen, was sich dann evolutionär entwickelt".
Das impliziert ja zumindest, dass sich der Autor der Genesis gedacht haben muss, dass die Erzählung niemals historische Realität gewesen sein kann. Hatte er dann die Absicht, dem evolutionären Modell eine narrative Grundlage zu geben ?
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Allerdings verstehe ich unter Theologie nicht das Aussprechen von Glaubenssätzen, sondern deren Analyse und Vertiefung.
Jedenfalls braucht es eine Basis, auf der theologisiert wird. Und diese muss offensichtlich sein. Oft ist es z.B. so, dass man den aristotelischen Gott meint, aber suggeriert, als ginge es um den christlich-jüdischen Gottesbegriff.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Äußerlich ist das richtig - aber "Urbilder"/"Schöpfungs-Ordnung" ist viel mehr als das - da geht es um innere Unterschiede zwischen Mann und Frau.
Und diese Unterscheidung führt nicht letztendlich wieder zur Legitimierung geltender Rollenvorstellungen ?
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41
ProfDrVonUndZu hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 12:53
Inzwischen ist es fast selbstverständlich, dass auch Frauen gebildet sind und sich umfassende Bildung aneigenen können. Aber eben nur fast.
Ist das ein geistlicher Fortschritt? - Weltlich ist es das - aber man sollte dabei berücksichtigen, dass man heute unter "Bildung" ausschließlich "Aus-Bildung" meint. - Im Grunde bedeutet Dein Satz: "Frauen haben heute mehr Chancen-Gleichheit für den Markt".
Wenn die Emanzipation der ökonomischen Verzweckung dient, dann ist das natürlich kein geistlicher Fortschritt. Dann ist das nicht mal Emanzipation, sondern statt ihrem Ehemann, unterstellen sich Frauen dann ihrem Arbeitgeber. An Freiheit ist damit gar nichts gewonnen. Aber so müssen die neuen Freiheiten ja nicht gebraucht werden.
Hiob hat geschrieben: ↑Do 25. Mär 2021, 13:41Sozialwissenschaftlich absolut nachvollziehbar - aber das hat nichts mit dem urbildlichen/schöpfungs-gemeinten Unterschied zwischen Mann und Frau zu tun. - Im Gegenteil: Gleichberechtigt heißt heute weitgehend "Alles tun können, was Männer tun". Weltlich macht das Sinn, geistlich kann es irreführend sein.
Doch doch, das hat sehr viel mit dem Unterschied zu tun, den man für einen Urbildlichen hält, der es aber nicht ist. Bezogen auf Paulus "Diskriminierung" der Frauen wollte ich mit dem Artikel auf eine falsche Denkweise hinweisen.
Man hält die Unterschicht für naturgegebenen dumm und möchte scheinbar beweisen, dass das Gegenteil der Fall sein kann. Dafür nimmt man sich drei Jugendliche aus der Unterschicht und lässt sie jeweils einen wissenschaftlichen Vortrag halten. Sie werden natürlich kläglich scheitern. Und schon hat man den Beweis, dass die Unterschicht doch dumm ist.
Dass die Ursache der besseren Leistung der Kinder aus der Oberschicht am bildungsbürgerlich anerzogenen Habitus liegt, entspricht dann etwa dem, dass die Frauen, die Paulus in seinem Brief meint, gar nicht fähig waren, in der Gemeinde zu Reden, da sie nicht dazu sozialisiert waren, und er es deswegen auch nicht wollte. Er hat sich dabei weder auf ein Naturgesetz noch auf eine geltende Norm berufen, als müsste er ihnen vorschreiben, was bei ihnen sowieso schon galt, gemäß doch der Welt Freund zu sein, sondern er hat die momentanen Verhältnisse hingenommen, wie sie waren. Die Verordnung von weitgehender Beschulung des Nachwuchses und Erwachsener hatte er überhaupt nicht im Blick, weil er eher kurzfristig dachte, die Wiederkunft Jesu im Blick.