Hat er recht? Hat er unrecht? - Das ist doch das Problem: Jeder, der dazu was sagt, hat Interessen - oder wenn Du so willst: eine eigene Hermeneutik. - Ich weiß echt nicht, wem ich glauben soll. - Die ganz wenigen Beiträge, zu denen ich Vertrauen fasse, sind extrem differenziert - also nicht geeignet für öffentliche Meinungsbildung.Halman hat geschrieben:Nein, ist es nicht. Woran dies liegt, erklärt Hamed Abdel-Samad u.a. im WELT-Artikel
Da wiederum hat er recht. - Nur müsste man hier fragen: Ist das nicht beim Christentum genauso? NOTWENDIG genauso. - In geistigen Dingen bin ich ebenfalls kein Demokrat.Halman hat geschrieben:Im Interview warnt Abdel-Samad eindringlich vor einem demokratiegefährdenden politischen Islam.
Selbes Problem. - Westliche Aufklärungsschriften sind immer aus westlichen Maßstäben heraus konzipiert. - Insofern können wir EIN einvernehmliches Ergebnis festhalten: Islamische und demokratische Lebensweise sind schwer bis nicht kompatibel. - Aber was heißt das?Halman hat geschrieben:Du willst Quellen? Kein Problem.
Was versteht einer unter "Moral", wenn das Wort in einer Frage auftaucht? - Antwort: Ganz Unterschiedliches. ------ Was ist "Sharia"? EINE Antwort ist: Eine ganz normale Gesetzgebung, die auch das Schächten von Tieren und die Kleiderordnung bei Gottesdiensten regelt. - WIR meinen, "Sharia" ist eine Gewaltgesetzgebung, was aber von den meisten Betroffenen gar nicht so wahrgenommen wird.Halman hat geschrieben:Ich kann Dir noch mehr Statistiken präsentieren.
Will heißen: Was sagen Statistiken aus, wenn die Begriffe nicht einvernehmlich verstanden werden? - Ein gutes Beispiel haben wir bei uns gehabt: 38% aller inländischen Muslims seien extremistisch, hieß es - dies sei statistisch "nachgewiesen". - Was war passiert? Man hat gefragt, ob der Mensch Gott über das weltliche Gesetz stellen solle. Auf diese Frage müssten 100% aller Christen und Muslime mit JA antworten - komischerweise waren es bei den Moslems in Deutschland nur 38%. - Dumm nur, dass die Fragesteller "extremistisch" als eingelöst definiert haben, wenn man auf diese Frage mit JA antwortet. - Mit anderen Worten: Diese Statistik war weniger als NICHTS wert - im Gegenteil: Sie hat sogar geschadet, da sie irregeführt hat. - Das BKA kam übrigens auf um die 0,5% Extremisten unter inländischen Muslims.
Was HEISST also "Support for Sharia"? - Anders ist es beim Thema "Homosexualität", denn hier gibt es einen konkret fassbaren Punkt. Aus meiner SIcht lässt sich hier aus den Statistiken ablesen, dass die islamischen Staaten noch nicht gelernt haben, zwischen "Tolerieren" und "Gut-Finden" zu unterscheiden - da sind wir im Westen weiter. - Aber auch hier: Auch in Europa gab es im 19./20. Jh. noch Gefängnisstrafen für Homosexualität - man denke nur an Oscar Wilde und sogar an die Gesetzgebung in der BRD bis in die 60er hinein - das sind gerade mal 50 Jahre her.
Mal ganz nebenbei: In der Praxis geht es meistens nicht darum Homosexuelle zu jagen, sondern ihre Neigung nicht zum Leitbild werden zu lassen. Selbst im orthodoxen Russland toleriert man Homosexualität, aber man mag nicht, wenn hetereosexuelle Grundlagen offiziell auf den Kopf gestellt werden. - Das könnte in der islamischen Welt genauso sein - aus Kasachstan weiß ich es, aber Kasachstan ist kein typisch moslemisches Land.
Mit anderen Worten: Wir sollten fairerweise unsere Fragen anders stellen:
* NICHT: Was ist am Islam schlecht?
* Sondern: Was passt vom Islam zu uns? - Und zu dieser Frage haben wir ein Recht - zur Beurteilung des Islam als solchen NICHT.
Klar - wenn eine Zeit aufgewühlt ist, kracht's halt. - Um so wichtiger, den jeweils anderen Lebensentwurf (hier: "westlich" versus "moslemisch") in seiner Identität zu respektieren. - NICHT: "WIR sind weiter", sondern: "Wir sind unterschiedlich".Halman hat geschrieben:Die Christenverfolgung in den islamischen Ländern zeugt davon, dass dies global nicht gilt.
Unsere westliche Welt ist sehr tolerant in Bezug auf äußere Gesetzgebung, etc - aber leider nicht in innerer Einsicht - konkret: Finde mal einen Westler, der in der Lage ist zu sagen: "Am Punkt x ist die islamische Welt weiter als wir".
Kann sein - allerdings sollten wir immer daran denken, dass wir anderes mit UNSEREM und nicht mit dem Maß des anderen messen. - Die westliche Welt neigt dazu, sich selber als Bench-Marker der Kultur zu verstehen, an dem sie alles mißt - das sieht der Islam anders.Pluto hat geschrieben:Die von dir zitierten Statistiken belegen, dass Intoleranz ein islamisches Religiöses ist, und nicht nur ein islamistisches.
Nee - ich habe es schon so gemeint - im Sinne von: Von außen sieht man hier keine Unterschiede, da von außen beide Religionen in ihrer Geschichtlichkeit als gewalttätig beschrieben werden können.Pluto hat geschrieben:Aus materialistischer Sicht?Ich denke du meinst aus biblischer Sicht.