Hiob hat geschrieben: ↑So 1. Nov 2020, 08:48
Wir lesen die Bibel und gleichen sie mit dem einen Mosaik-Stückchen unseres Verständnis-Horizonts ab - deshalb gibt es 40.000 Denominationen. - Von den außer-christlichen Anschauungen ganz zu schweigen.
Welche Wege Gott außerhalb der Christenheit findet, mag zunächst IHM überlassen sein, das ist hier nicht das Thema.
Innerhalb der Christenheit jedoch hat Gott dem Menschen ausreichend "Information" und Offenbarung geschenkt, um zu verstehen, Gott glauben zu können. Dein Threadthema ist insofern richtig, weil es ein "und" zwischen jenem was Gott tut und wie der Mensch darauf antwortet, setzt. Polarisierung ist hier unnötig.
Jesus hat Christen auf der Welt nicht verlassen, allein gelassen, als er als Auferstandener in den Himmel zum Vater zurückkehrte. Er hat für sie die Kirche gestiftet, die Gemeinschaft der Gläubigen, und den Hl. Geist geschenkt. In dieser Kirche wurde durch den Hl. Geist das Glaubensbekenntnis gefunden, es ist Fundament und Bestätigung der Geschichte des Heils, der Liebe, welche Gott zu den Menschen hat. Es ist im Grunde Beichtspiegel dort, wo man nicht Glauben will und Ermutigung dort, wo man sich der Zuwendung Gottes und seinen erfüllten Verheißungen versichern muss.
Das Schlüsselwort zum Thema ist also der Glaube, das Vertrauen in Gott. Das Glaubensbekenntnis verschafft dem Glauben erst die Möglichkeit, sich individuell in Gott hinein zu verwirklichen. Hier finden die persönlichen Erfahrungen, die Liebesbeweise von Braut und Bräutigam, dem Menschen und Gott statt. Diese sind in den wenigsten Fällen für andere bestimmt, sie sind Früchte des Glaubens für den Einzelnen.
Was der Mensch in Denominationen aus der Offenbarung Gottes machte, ist für jenen irrelevant, der dieses vom Hl. Geist geschenkte Glaubensbekenntnis der Kirche freudig aufnimmt. Hier ist die Einheit der Kirche verwirklicht, alle Interpretationen sind nichtig. Hier steht Gott und sein Sohn Jesus Christus in der Mitte. Das Glaubensbekenntnis ist fruchtbares und Frieden schenkendes Ergebnis all jener Unzulänglichkeiten, die der Mensch über all die Jahrhunderte unter das Kreuz des Herrn getragen hat. Hier findet aller Eigensinn, aller Stolz und Besserwisserei unter dem Blick der Wahrheit ein Ende.
Es ist also durch das Glaubensbekenntnis der weite Raum geöffnet, in der individueller Glaube leben kann. Wie diese Sphären fruchtbringend ineinandergreifen lässt uns die Hl. Schrift z.B. immer dort wissen, wo Petrus und Johannes aufeinander treffen. Das Amt des Hirten, der zusammenhält, nährt und weidet, trifft auf die ungestüme, brennende, flinke Liebe. Beide müssen eine Demut des Herzens aufbringen, was Glaube ausmacht, damit nichts erstickt wird oder über sein Ziel hinausschießt, sein Maß verliert.
Die Heilsgeschichte ist also individuell, aber das Individuum darf sich auch in dieses Heil, das der Herr für das Individuum ermöglicht hat, mitgenommen, eingeladen wissen. Die Heilsgeschichte ist jener Raum des Glaubensbekenntnisses, in der der Einzelne Gottes Vertrauen erfährt und darauf antwortet. Nur außerhalb dieses Raums läuft er Gefahr, dass sein Glaube ungeprüft sein Maß und die Liebe des Herrn verliert, weil der Glaube nicht durch das Kreuz läuft, sondern im Menschen verbleibt, sich allein um ihn kreist.
Dieser letzte Abschnitt wirkt etwas "geschwollen", aber ich weiß, dass du ihn verstehst, @Hiob.